| # taz.de -- Babynahrung in Entwicklungsländern: Nestlé gibt armen Babys Zucker | |
| > In Entwicklungsstaaten mischt Nestlé Säuglingsnahrung oft Zucker bei. Das | |
| > schade der Gesundheit, so Experten. In Deutschland passiert das nicht. | |
| Bild: Cerelac-Babybrei von Nestlé | |
| Berlin taz | Der weltgrößte Lebensmittelkonzern [1][Nestlé] setzt mehreren | |
| Babynahrungsprodukten in Entwicklungsländern Zucker zu – anders als etwa in | |
| Deutschland. Das zeigt eine [2][Untersuchung der konzernkritischen | |
| Organisation Public Eye]. Sie wirft dem Schweizer Unternehmen Doppelmoral | |
| vor, die „zur weltweit [3][wachsenden Fettleibigkeit] beiträgt und bereits | |
| Kleinkinder auf den Geschmack zuckerhaltiger Produkte bringt“. Nestlé | |
| widersprach den Laborergebnissen auf Anfrage nicht. Der Konzern ist | |
| Weltmarktführer bei Kleinkindnahrung. | |
| [4][37 Millionen Kinder] unter 5 Jahren waren nach einer Schätzung der | |
| Weltgesundheitsorganisation WHO 2022 übergewichtig. Die meisten leben in | |
| Schwellenländern. | |
| „Der Weizenbrei für sechs Monate alte Babys der Marke Cerelac, den Nestlé | |
| in Deutschland und Großbritannien verkauft, enthält keinen Zuckerzusatz, | |
| während das gleiche Produkt pro Portion in Südafrika 4 Gramm enthält, in | |
| Äthiopien mehr als 5 Gramm und in Thailand 6 Gramm“, teilte Public Eye mit, | |
| das nach eigenen Angaben rund 150 Nestlé-Produkte aus Ländern mit niedrigen | |
| und mittleren Pro-Kopf-Einkommen in einem belgischen Labor hatte | |
| untersuchen lassen. Die wichtigsten Getreidebreie und Folgemilchprodukte | |
| für Babys und Kleinkinder des Konzerns in der Schweiz seien frei von | |
| Zuckerzusatz. Den meisten entsprechenden Produkten in Staaten mit | |
| niedrigeren Einkommen dagegen werde Zucker oft in hohen Mengen zugesetzt. | |
| Ähnlich sei der Trend bei der Milchpulvermarke Nido. | |
| ## „Hohes Suchtpotenzial“ | |
| „Nahrungsmitteln für Babys und Kleinkinder sollte kein Zucker zugesetzt | |
| werden, da er unnötig ist und ein hohes Suchtpotenzial hat“, zitierte | |
| Public Eye Rodrigo Vianna, Epidemiologe an der Universität des | |
| brasilianischen Bundesstaats Paraíba. „Kinder gewöhnen sich an den süßen | |
| Geschmack.“ Das erhöhe das Risiko, als Erwachsener unter | |
| ernährungsbedingten Störungen wie Fettleibigkeit und anderen chronischen | |
| Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck zu leiden, so der Experte. | |
| Nestlé antwortete auf die Vorwürfe, dass alle seine Produkte „den lokalen | |
| Vorschriften oder internationalen Standards“ entsprächen. „In den letzten | |
| Jahren haben wir die Gesamtmenge an zugesetztem Zucker in unseren | |
| Getreideprodukten für Säuglinge weltweit um 11 Prozent reduziert“, schrieb | |
| die Firma der taz. | |
| Der Konzern war schon in den 1970er Jahren in der Kritik, weil er in | |
| Entwicklungsländern mit aggressiven Methoden für Babymilchpulver warb. | |
| Viele Mütter verzichteten aufs Stillen. Das brachte Babys in Gefahr, da oft | |
| kein sauberes Wasser zur Verfügung stand, um das Pulver anzurühren. | |
| 18 Apr 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Nestle/!t5014537 | |
| [2] https://stories.publiceye.ch/nestle-babyfood/ | |
| [3] https://www.publiceye.ch/de/mediencorner/medienmitteilungen/detail/beim-zuc… | |
| [4] https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/obesity-and-overweight | |
| ## AUTOREN | |
| Jost Maurin | |
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