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# taz.de -- Museen nun auch dienstags zu: Vor verschlossenen Türen
> Wegen der angespannten Haushaltslage schließen ab Mitte April einzelne
> Museen außer montags auch am Dienstag. Die Grünen finden das
> kontraproduktiv.
Bild: Kein Zugpferd mehr? Das Alte Museum Berlin hat ab Mitte April montags und…
Berlin taz | Das war wohl ein Grund zur Freude für Franziska Giffey (SPD):
Zu Ostern konnte die Wirtschaftssenatorin verkünden, dass sich Berlins
Wirtschaft „2023 in einem schwierigen konjunkturellen Umfeld als stabil
erwiesen hat“. Nach den aktuellen Zahlen des Amtes für Statistik
Berlin-Brandenburg ist das Bruttoinlandsprodukt trotz der „hohen
gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten und Geschäftshemmnisse wie der
höheren Preise und Zinsen um real 1,6 Prozent gewachsen, womit Berlin
erneut besser abgeschnitten hat als der Bund“ – der ein Minus von 0,3
Prozent eingefahren hat.
„Zugpferde für diese Entwicklung“, so Giffey, waren vor allem die
Dienstleistungsbranchen. Und der Berlin-Tourismus, „bei dem die
Übernachtungszahlen 2023 um gut 3 Millionen gestiegen sind und 87 Prozent
des Niveaus vor der Coronapandemie von 2019 erreicht haben“.
Der Verweis auf den wieder boomenden Tourismus in der Hauptstadt wird
allerdings durch den Entschluss konterkariert, dass die Stiftung
Preußischer Kulturbesitz (SPK) ab dem 16. April bei den Staatlichen Museen
zu Berlin die Öffnungszeiten verändern will. Eine Maßnahme sticht dabei
besonders hervor: Einzelne Museen bleiben neben dem üblichen Schließtag am
Montag künftig auch am Dienstag dicht.
Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz,
erklärt das mit Sparzwängen: „Die angespannte Haushaltslage zwingt uns
leider dazu, dass wir Ausgaben drastisch reduzieren müssen. Deshalb wird es
bei einzelnen Museen neben dem Montag zu einem weiteren Schließtag am
Dienstag und zu kürzeren Öffnungszeiten kommen.“
## Diese Museen haben nun auch dienstags zu
Die veränderten Öffnungszeiten gelten demnach für das [1][Alte Museum], das
Bode-Museum, die Friedrichswerdersche Kirche, den Ausstellungssaal der
Kunstbibliothek und des [2][Kupferstichkabinetts], das Kunstgewerbemuseum,
das Museum Europäischer Kulturen MEK, die Sammlung Scharf-Gerstenberg und
das Schloss Köpenick. Sie alle bleiben also ab Mitte April montags und
dienstags geschlossen. Und nicht nur das: Die genannten Museen reduzieren
teilweise ihre Öffnungszeiten „zu den auch bisher weniger frequentierten
Tageszeiten“.
In Stein gemeißelt ist das allerdings nicht: Die SPK will „künftig viel
flexibler auf Besucherströme reagieren und bei erfolgreichen Ausstellungen
die Öffnungszeiten auch erweitern“, verkündete Parzinger. „In diesem Jahr
wird das sicher bei der [3][Caspar-David-Friedrich-Schau in der Alten
Nationalgalerie] der Fall sein.“ Die beginnt am 19. April und dürfte,
ähnlich wie in Hamburg, wo die Schau gerade zu Ende ging und rund 300.000
Menschen anzog, zu einem Besuchermagnet werden.
Immerhin: Angemeldete Schulklassen werden dienstags im Alten Museum sowie
im Bode-Museum auch weiterhin empfangen. Individuelle Ausstellungsrundgänge
in den genannten Häusern sind dann aber nur noch mittwochs bis sonntags
möglich.
Das alles gilt übrigens nicht für die „Stars“ unter den Berliner Museen.
Unverändert bleiben laut SPK die Öffnungszeiten für die Alte und Neue
Nationalgalerie, die Gemäldegalerie, den Hamburger Bahnhof, das Museum für
Fotografie sowie das Pergamonmuseum. Auch die langen Donnerstagabende bis
20 Uhr in der Neuen Nationalgalerie, dem Hamburger Bahnhof und dem Museum
für Fotografie bleiben erhalten. Die Studiensäle von Kupferstichkabinett,
Münzkabinett und Kunstbibliothek bleiben von den veränderten Öffnungszeiten
ebenfalls unberührt. Dafür haben das Neue Museum und die
James-Simon-Galerie zwar weiterhin auch am Dienstag geöffnet, am Donnerstag
allerdings nur mehr bis 18 Uhr.
## Sonderöffnungszeiten für Sonderausstellungen
Es gibt allerhand weitere Sonderregelungen, da den Überblick zu behalten,
ist gar nicht so einfach. Etwa für einzelne Jahreszeiten: Für einige
Häuser, verspricht die SPK, werden im Sommer die Öffnungszeiten erweitert.
Wann der beginnt, ist allerdings eine Frage der Interpretation: So öffnet
vom 5. Mai bis zum 4. August die Alte Nationalgalerie von Donnerstag bis
Samstag zusätzlich bis 20 Uhr. Und einen Monat lang, zwischen dem 4. Juli
und 4. August, öffnet sie auch dienstags und mittwochs bis 20 Uhr. Damit
soll dem „erwarteten Besucherinteresse“ an der
Caspar-David-Friedrich-Ausstellung „Rechnung getragen werden“.
Daniel Wesener, Sprecher für Kulturfinanzierung der Grünen-Fraktion im
Abgeordnetenhaus, findet das Ganze aus kulturpolitischer Perspektive
„außerordentlich bedauerlich“. Und das nicht nur wegen des Tourismus.
„Unsere Museen, egal ob die SPK mit den Staatlichen Museen zu Berlin oder
auch die Museen in Trägerschaft des Landes, haben ja einen Bildungsauftrag,
auch daher ist diese Entscheidung zu bedauern“, sagt Wesener der taz.
„Und sie ist völlig kontraproduktiv, wenn man sich die Ziele der SPK, die
sich seit einiger Zeit in einem Reformprozess befindet, vergegenwärtigt.“
Eines der Vorhaben, die da ausgegeben werden, ist eine Steigerung der
Besucherzahlen. „Die bleiben weit hinter den Potenzialen der Sammlungen der
SPK zurück – auch gemessen an den Besucher:innenzahlen anderer Museen
in Paris oder London.“
Ob reduzierte Öffnungszeiten dazu beitragen, die Besucherzahlen zu
steigern, ist fraglich. Fairerweise müsse man allerdings sagen, so Wesener,
dass das alles nicht überraschend kommt und nicht allein die Staatlichen
Museen und die SPK-Leitung dafür verantwortlich sind. Denn „letzten Endes
handelt es sich um öffentliche Museen, um eine öffentliche Stiftung, und da
muss sich die Politik fragen lassen, inwieweit sie an diesen Maßnahmen
zumindest mit verantwortlich ist. Denn der Hintergrund der zusätzlichen
Schließtage ist ja die schwierige Finanzierungssituation der SPK.“
2 Apr 2024
## LINKS
[1] https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/altes-museum/home/
[2] https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/kupferstichkabinett/home/
[3] https://www.smb.museum/ausstellungen/detail/caspar-david-friedrich/
## AUTOREN
Andreas Hergeth
## TAGS
Museumsinsel
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Berlin
Kulturpolitik
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