# taz.de -- Aktivist Biplab Basu ist tot: Unermüdlich und leidenschaftlich | |
> Zeit seines Lebens hat sich der Menschenrechtsaktivist gegen rassistische | |
> Polizeigewalt engagiert. Nun ist der Mitbegründer von Reachout gestorben. | |
Bild: Biplab Basu 2012 auf einer Pressekonferenz in Berlin zum Thema Polizeigew… | |
BERLIN taz | Jeder in der Stadt, der sich mit Rassismus, Polizeigewalt und | |
Racial Profiling beschäftigt, kannte Biplab Basu. Der kleine, stets elegant | |
gekleidete Mann war gern gehörter Redner auf vielen Podien und | |
Demonstrationen. In zahllosen Gerichtsprozessen stand er Opfern | |
rassistischer Gewalt bei. Sein Engagement gegen Rassismus war auch nach | |
Jahrzehnten ungebrochen, stets fand er deutliche Worte, um Missstände | |
anzuprangern. Am Donnerstag voriger Woche ist Basu mit 72 Jahren | |
überraschend gestorben. | |
Der aus dem indischen Westbengalen stammende Historiker hat sein | |
„Lebensthema“ früh gefunden. Schon als Student in Mumbai gründet Basu eine | |
„Menschenrechtsgruppe [1][gegen Polizeigewalt“ mit]. In Berlin, wohin er | |
Ende der 70er Jahre kommt, baut er die Antirassistische Initiative mit auf. | |
2001 ist er Mitbegründer von Reachout, einer heute bundesweit bekannten | |
Beratungsstelle für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt | |
und Bedrohung, wo er bis zuletzt als Berater arbeitete. Erfolgreich ist | |
auch die 2002 von ihm mitgegründete Kampagne für Opfer rassistischer | |
Polizeigewalt (KOP), die heute in mehreren deutschen Städten Ableger hat. | |
Persönlich hat Basu ebenfalls Erfahrungen mit staatlichem Rassismus. 2012 | |
wurde er mit seiner Tochter beim Überqueren der Grenze von Tschechien nach | |
Deutschland als einzige im Zug von der Polizei kontrolliert. Nachdem Klagen | |
gegen dieses Racial Profiling zunächst erfolglos sind, gibt der | |
[2][Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ihm im Oktober 2022] recht. | |
Basu selbst sagte aus diesem Anlass der taz: [3][„Ich verstehe mich als | |
Advokat rassistisch entrechteter und diskriminierter Menschen.“] | |
Die Mitarbeitenden von Reachout sind am Montag noch immer geschockt. Eine | |
von ihnen, Parto Tavangar, berichtet der taz, was das Team über den | |
verstorbenen Kollegen sagen möchte: dass er Baklava-Liebhaber und | |
Fußballfan gewesen sei, „und für uns der bestgekleidete | |
Menschenrechtsaktivist überhaupt“. Zum Thema Racial Profiling fällt | |
Tavangar ein: „Biplab hat immer gesagt: Für die einen ist es ein Thema, für | |
die anderen ein Problem“, das sie im Alltag begleitet. | |
## „Botschafter für Minderheitenrechte“ | |
Trauer herrscht auch in der Politik. Basu sei „ein wundervoller Mensch“ | |
gewesen, sagt Elif Eralp von der Linkspartei. „Er hat die antirassistischen | |
und migrantischen Kämpfe in Berlin und weit darüber hinaus geprägt.“ Jian | |
Omar von den Grünen nennt Basu einen „entschlossenen, hartnäckigen und | |
visionären Botschafter für Minderheitenrechte“. Sein Lebenswerk stehe | |
„symbolisch für die große Bedeutung, die Vielstimmigkeit in unserer | |
diversen Gesellschaft einnimmt, in der Menschen mit unterschiedlichen | |
Biografien und Erfahrungen leben“. | |
Ed Greve vom Migrationsrat Berlin erinnert an Basu als einen „Wegweiser“, | |
der mit der KOP „bleibende Maßstäbe für die parteiliche Unterstützung von | |
Menschen, die mit staatlicher Gewalt und Schikane konfrontiert waren“, | |
gesetzt und als Initiator zahlreicher Kampagnen „den Fokus immer wieder auf | |
Ursachen gelenkt habe, die andere nicht benennen konnten oder wollten“. | |
Die Beerdigung soll nur im Kreis der Familie stattfinden, über Zeit und Ort | |
ist daher nichts näheres bekannt. | |
18 Mar 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Unterstuetzung-fuer-Migranten/!5183409 | |
[2] https://hudoc.echr.coe.int/eng#%7B%22itemid%22:%5B%22001-220007%22%5D%7D | |
[3] /Kampf-gegen-Racial-Profiling/!5885625 | |
## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
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