# taz.de -- Hype um Mini-Atomkraftwerke: Die Nuklearlobby freut sich | |
> „Small Modular Reactors“ sind noch lange nicht marktreif und kommen für | |
> die Klimakrise zu spät. Doch sie sind eine perfekte Projektionsfläche für | |
> die Nuklearlobby. | |
Bild: Erster Small Modular Reaktor in China. Baustelle im Februar | |
Zufall oder auch nicht: Während in Brüssel am Donnerstag rund 30 Staats- | |
und Regierungschefs zusammenkamen, um über einen Ausbau der Atomkraft in | |
Europa auch mittels neuer Reaktortypen zu palavern, stellte das deutsche | |
Atommüll-Bundesamt BASE in Berlin eine [1][Studie] mit ganz anderem Tenor | |
vor. Anders als die Atomlobby Glauben machen will, retten die heiß | |
diskutierten „Small Modular Reactors“ (SMR) demnach weder das Klima, noch | |
schaffen sie uns das Atommüllproblem vom Hals. | |
Zum einen kämen sie zur Lösung der Klimakrise viel zu spät. Zwar sind viele | |
der diskutierten Konzepte nicht neu, sondern werden bereits seit | |
Jahrzehnten geplant und unter Einsatz erheblicher finanzieller Mittel | |
entwickelt. Bis heute [2][existieren jedoch keine marktreifen] oder gar | |
kommerziell konkurrenzfähigen Lösungen. Eine nennenswerte Zahl von SMR | |
könnte kaum vor Mitte des Jahrhunderts in Betrieb sein. Einen Beitrag zur | |
jetzt notwendigen Reduzierung von CO2 können sie also nicht leisten. | |
Zudem produzieren auch alternative Reaktoren neben Strom viel Atommüll. Zum | |
Teil sogar neuartige Abfallarten, für die es bislang noch keine | |
Möglichkeiten zur Beseitigung oder Verwahrung gibt. | |
Eine Umwandlung hochradioaktiven Mülls zu Stoffen mit vermeintlich | |
geringerem Gefahrenpotenzial – die sogenannte Partitionierung oder | |
Transmutation – wäre, wenn überhaupt machbar, mit gewaltigem Forschungs- | |
und Geldaufwand verbunden. Schließlich wären bei den propagierten AKWs der | |
Zukunft auch [3][schwere Unfälle] mit der Freisetzung von Radioaktivität | |
nicht ausgeschlossen. | |
Dem auch durch die Brüsseler Verhandlungsluft wabernden Hype um SMR tut die | |
Realität offenbar keinen Abbruch. Die kleinen AKWs, die es real noch nicht | |
gibt, sind eine ideale Projektionsfläche, um den [4][Glauben an Atomkraft] | |
als angeblich saubere, billige, harmlose und innovative Technologie am | |
Leben zu halten. Sie sind eine Illusionsblase, die bald an der Wirklichkeit | |
zerplatzen dürfte. | |
21 Mar 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.base.bund.de/SharedDocs/Downloads/BASE/DE/fachinfo/fa/Abschluss… | |
[2] /Energieunternehmen-steigen-aus/!5973390 | |
[3] /AKW-Saporischschja/!5993186 | |
[4] /Anti-Atom-Aktivist-ueber-Widerstand/!5989321 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
## TAGS | |
Energiekrise | |
Atomkraftwerk | |
Atomreaktor | |
Lobbyismus | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Schwerpunkt Stadtland | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Klimapolitik: USA investieren in Atomkraft | |
Die US-Regierung gibt dem Kraftwerksbetreiber Holtec ein Darlehen von über | |
1,5 Milliarden Dollar. Dafür soll ein stillgelegtes AKW wieder ans Netz. | |
Strom durch Atomkraft sinkt weltweit: Nicht nur Deutschland steigt aus | |
Weltweit sinkt der Anteil der Atomkraft an der Stromerzeugung. Zwar bauen | |
einige Länder neue AKW. In vielen anderen aber ist Kernkraft kein Thema. | |
Anti-Atom-Aktivist über Widerstand: „Es ging gemeinsam ums Ganze“ | |
Die BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg machte Gorleben zum Synonym für den | |
Kampf gegen Atomkraft. Wolfgang Ehmke kennt diese 50 Jahre Widerstand. | |
AKW Saporischschja: „Die Gefahren nehmen zu“ | |
Zwei Jahre nach dem russischen Überfall auf das ukrainische Atomkraftwerk | |
nennt Bürgermeister Orlow die Lage dort kritisch. Den Besatzern macht er | |
Vorwürfe. | |
Energieunternehmen steigen aus: Kein Interesse an Mini-AKWs | |
Ein Konsortium aus Energiefirmen wollte in den USA den ersten modularen | |
Mini-Atomreaktor bauen. Jetzt steigen diese aus – die Perspektive sei | |
unklar. |