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# taz.de -- Klimapolitik: USA investieren in Atomkraft
> Die US-Regierung gibt dem Kraftwerksbetreiber Holtec ein Darlehen von
> über 1,5 Milliarden Dollar. Dafür soll ein stillgelegtes AKW wieder ans
> Netz.
Bild: Das Atomkraftwerk Palisades am Ufer des Michigansees soll mithilfe der US…
Washington taz | Die Biden-Regierung will auch in Zukunft weiter in die
Atomkraft investieren. Erst vergangene Woche erklärte das US-amerikanische
Energieministerium, dass es für die Wiederinbetriebnahme eines
stillgelegten Atomkraftwerks in Michigan der Betreiberfirma ein Darlehen
von mehr als 1,5 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt hat.
Sollte das AKW die bürokratischen und hohen sicherheitstechnischen
Bestimmungen erfüllen, dann wäre es das erste Mal in der Geschichte der
USA, dass ein bereits stillgelegtes Atomkraftwerk wieder ans Netz gehen
würde.
„Atomkraft ist unsere größte Quelle für CO₂-neutralen Strom und beschäf…
100.000 Arbeitnehmer direkt im ganzen Land sowie Hunderttausende weitere
indirekt“, sagte US-Energieministerin Jennifer Granholm in einer
Pressemitteilung.
Das im Jahr 2022 stillgelegte Atomkraftwerk befindet sich direkt am Lake
Michigan. Das 800-Megawatt-Kraftwerk sollte nach seiner Stilllegung vor ein
paar Jahren zurückgebaut und demontiert werden. Doch nun die Kehrtwende.
Der Versuch, das Kraftwerk wieder in Betrieb zu nehmen, ist Teil der
Klimapolitik von US-Präsident Joe Biden. Dessen Regierung will an der
Atomenergie festhalten, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen und
den wachsenden Strombedarf im Land zu decken.
Wie viele der mehr als 50 Atomkraftwerke in den USA wurde auch das als
Palisades bekannte Kraftwerk zur Hochzeit der Atomenergie in den späten
1960ern gebaut. Nach der Inbetriebnahme des Reaktors im Jahr 1971 lieferte
das AKW über 50 Jahre zuverlässig Strom.
Die demokratische Gouverneurin des US-Bundesstaates Michigan Gretchen
Whitmer zeigte sich erfreut über die Ankündigung des milliardenschweren
Darlehens. Eine erfolgreiche Wiederinbetriebnahme soll 600 gut bezahlte
Arbeitsplätze in der Region halten und Energie für 800.000 Haushalte
liefern.
Nach einer erfolgreichen Modernisierung soll der Reaktor bis 2051 weiter
Strom liefern. „Dies ist ein Triumph für die Vereinigten Staaten in unserem
gemeinsamen Streben [1][nach einer sauberen und zuverlässigen
Energiezukunft]“, sagte der Vorsitzende der AKW-Betreiberfirma Holtec Kris
Singh.
Natürlich hat die Atomenergie auch in den USA ihre Gegner. Diese
kritisieren vor allem die hohen Kosten, Sicherheitsrisiken und
Atommüllentsorgung. Trotzdem ist das US-Energieministerium der Ansicht,
dass Atomkraft auch künftig ein Teil des amerikanischen Energiemixes
darstellen wird.
In Kalifornien wird das Diablo Canyon AKW fünf Jahre länger am Netz bleiben
als ursprünglich, um beim Umstieg auf erneuerbare Energien die Stabilität
des Stromnetzes zu garantieren. [2][Auch unterstützt die Regierung die
Entwicklung von Mini-AKWs, im Englischen auch „Small Modular Reactors“
genannt. Sie sollen die Technologie sicherer und kostengünstiger machen.]
Ein erstes kommerzielles Mini-AKW soll in einer Kleinstadt in Wyoming
entstehen.
„Ich denke, dass es sinnvoll ist, die Atomenergie als Option auf dem Tisch
zu behalten. Und ich denke, genau das versuchen die USA zu erreichen, indem
sie einige dieser neuen Technologien entwickeln und demonstrieren“, sagte
die Atomwissenschaftlerin Aditi Verma von der University of Michigan im
Gespräch mit taz.
Wann genau die US-Atomaufsichtsbehörde NRC über die Wiederinbetriebnahme
des Palisades AKW entscheiden wird, ist noch nicht bekannt.
2 Apr 2024
## LINKS
[1] /13-Jahre-nach-Tsunami-und-Super-GAU/!5994649
[2] /Mini-Atomkraftwerke-in-der-Kritik/!5999640
## AUTOREN
Hansjürgen Mai
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