# taz.de -- Rechtsextremist aus Schweiz verwiesen: Sellner muss remigrieren | |
> Der österreichische Identitäre Martin Sellner wird während eines Vortrags | |
> in einem Schweizer Gasthof abgeführt. Die Aufmerksamkeit nutzt er für | |
> sich. | |
Bild: Stilisiert sich gerne vor Online-Publikum als Opfer: Martin Sellner, am 2… | |
WIEN taz | „Man könnte fast neidisch werden. Was haben die Schweizer | |
nicht“, sagt der österreichische Rechtsextreme [1][Martin Sellner] in einem | |
Video von Samstagmittag und zählt das Fondue und den „wunderschönen | |
Bodensee“ auf. Da befand er sich gerade in einem Boot auf jenem Gewässer, | |
des Wegs in die 1.000-Seelen-Gemeinde Tegerfelden, nah der deutschen | |
Grenze. In einem Dorfgasthof wollte er über sein Lieblingsthema | |
„Remigration“ sprechen. | |
Wenige Stunden später hatte sich Sellners Neid auf die Menschen in seinem | |
Nachbarland wohl in Luft aufgelöst: Videos zeigen, wie ihm während seines | |
Vortrags der Strom abgedreht und er dann von der Polizei abgeführt wird. Im | |
Anschluss wurde er offenbar polizeilich aus dem Kanton eskortiert. Sellner | |
kommentierte noch aus dem Auto: „Halte das für eine absolute Blamage der | |
Schweiz, die eigentlich als Hort der freien Geister galt.“ | |
Sellners Vergehen: „Redner einer Veranstaltung, welche der rechten Szene | |
zugeordnet werden kann“. So steht es auf der Verfügung, die Sellner später | |
öffentlich machte. Die Begründung: „Für die Aufrechterhaltung der | |
öffentlichen Ordnung und Sicherheit“. Die Echtheit des Dokuments kann nicht | |
unabhängig bestätigt werden. | |
Der Hintergrund: Bereits vor dem geplanten Vortrag – von der Schweizer | |
[2][neurechten Gruppierung] „Junge Tat“ organisiert – versuchten die | |
Schweizer Behörden eine Einreise zu unterbinden, die Kantonspolizei Zürich | |
beantragte eine Einreisesperre. Über die Gründe könne „aus taktischen | |
Überlegungen“ keine Auskunft erteilt werden, so die Kantonspolizei Zürich. | |
Die Schweizer Bundespolizei sowie die zuvorderst zuständige Aargauer | |
Kantonspolizei ließen Anfragen der taz unbeantwortet. | |
## Sellner entschied sich bewusst gegen Einreise auf Landweg | |
Offenbar hatte Sellner vorab Kenntnis von den Plänen der Schweizer Polizei | |
und entschied sich bewusst gegen eine Einreise auf dem Landweg. „Im | |
schlimmsten Fall, falls ich abgeschoben werde, halte ich den Vortrag an | |
einem Bahnhof für die dortigen Bahnhofssandler (österreichisch für | |
Obdachlose, Anm. d. Red.)“, sagte er vor seinem Auftritt. Dazu kam es wohl | |
nicht, Sellner dürfte unverrichteter Dinge wieder in Wien sein. | |
Eines hat Sellner, Führungsfigur der rechtsextremen Identitären Bewegung, | |
aber geschafft: Sich einmal mehr vor großem Online-Publikum als Opfer zu | |
stilisieren. Nicht zuletzt, da sich auch [3][Tesla-Magnat] und X-(ehemals | |
Twitter)-Käufer Elon Musk unter Sellners Video zu Wort meldete, in dem | |
dieser gerade abgeführt wird und fragte: „Is this legal?“ Sellner | |
antwortete: „In Europa werden die Dinge immer mehr unvorhersehbar. Es wird | |
immer riskanter, illegale Einwanderung herauszufordern, als illegal | |
einzuwandern.“ | |
18 Mar 2024 | |
## LINKS | |
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[3] /Ist-Tesla-schlecht-fuers-Klima/!5996086 | |
## AUTOREN | |
Florian Bayer | |
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