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# taz.de -- Ist Tesla schlecht fürs Klima?: Auch unter den Neuen ist ein SUV
> Tesla macht vor allem mit seinem Werk in Grünheide Schlagzeilen. Dort
> setzt der E-Autobauer seine Fahrzeuge zusammen. Wie klimafreundlich sind
> sie?
Bild: In Grünheide kommen E-SUVs von Tesla wie das Model Y vom Band
Berlin taz | E-Autos von Tesla hätten zwar einen grünen Anstrich. Die
Klimakrise könnten sie aber nicht lösen, sagt Lou Winters. Mit dem Bündnis
„Tesla den Hahn abdrehen“ protestiert die Aktivistin gegen die Pläne des
E-Autobauers aus den USA, seine Gigafactory im [1][brandenburgischen
Grünheide] auszubauen. Statt Elektro-SUVs könne Tesla E-Busse für den
Nahverkehr produzieren, schlägt Winters vor.
Im Verkehr in Deutschland wurden vergangenes Jahr weniger Kohlenstoffdioxid
und andere Treibhausgase ausgestoßen als noch 2022. Trotzdem entstanden
dort weit mehr Emissionen, als das Klimaschutzgesetz vorgibt. „Der
Verkehrssektor bleibt weiter ein großes Sorgenkind“, sagt Dirk Messner, der
Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), das die Emissionszahlen
herausgegeben hat. „Hier muss dringend mehr passieren – etwa durch den
Ausbau der Elektromobilität“, fordert Messner.
Auch Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser sagt: Unter anderem der
„[2][lahmende Umstieg aufs E-Auto]“ müsse angetrieben werden. Wenn der
Verkehr klimafreundlicher werden soll, braucht es mehr E-Autos, scheinen
sich Expert:innen einig zu sein. Also auch mehr Teslas?
Dass E-Autos insgesamt klimafreundlicher sind als Verbrenner, haben mehrere
Studien ergeben. In die Herstellung einer Batterie für ein rein
elektrisches Fahrzeuges fließen jedoch viel Strom und Ressourcen, es
entstehen Emissionen von CO₂-Äquivalenten.
## CO₂-Amortisation ab 45.000 bis 60.000 Kilometer
Der ADAC hat am Beispiel eines Elektroautos und eines Verbrenners der
Golfklasse errechnet, dass das „Elektroauto seine Vorteile nach circa
45.000 bis 60.000 Kilometern ausspielen“ kann. So steht es in einer
Treibhausgasbilanz, die der Automobilclub 2022 für verschiedene
Antriebsarten herausgegeben hat. „Die aufwendigere Produktion der
Batterien, die einen größeren ‚Treibhausgas-Rucksack‘ mit sich bringt, ka…
über die Zeit der Fahrzeugnutzung somit relativ schnell amortisiert
werden“, heißt es beim ADAC weiter.
Bis zu 60.000 Kilometer seien es jedoch nur, wenn E-Autos bis 2037 mit dem
aktuellen deutschen Strommix aufgeladen werden. Je höher der Anteil
erneuerbarer Energien am Strommix hierzulande in Zukunft ist, desto besser
ist die Klimabilanz elektrischer Fahrzeuge: „Bei Nutzung von regenerativem
Strom erfolgt die Amortisation bereits nach circa 25.000 bis 30.000
Kilometern gegenüber Benziner bzw. Diesel“, so die Bilanz des ADAC.
Das meistverkaufte Tesla-Modell, das Mittelklasse-SUV Model Y, wiegt rund
300 Kilogramm mehr als der E-Golf, von dem der Automobilclub ausgeht.
Grundsätzlich gilt: „Je schwerer das Auto ist, umso größer ist der
Stromverbrauch“, sagte Sven Bauer, Chef des Batterieherstellers BMZ, der
ARD. Die Faustformel scheint in Bezug auf Tesla aber nur begrenzt zu
stimmen: Das standardisierte Prüfverfahren WLTP etwa ergab für das Model Y
einen Stromverbrauch von 15,7 Kilowattstunden, während der leichtere E-Golf
bei 15,8 liegt.
## Große Batterien verbrauchen mehr CO₂
Dazu, wie viel Treibhausgas bei der Herstellung einer Tesla-Batterie
ausgestoßen wird, macht der Konzern keine offiziellen Angaben. Eine Studie
der Technischen Universität Eindhoven aus dem Jahr 2020 ergab für E-Autos
im Allgemeinen, dass durchschnittlich 75 Kilogramm CO₂ pro Kilowattstunde
Batterieleistung bei der Herstellung entstehen – zum Beispiel beim Abbau
seltener Rohstoffe wie Lithium, Nickel, Mangan und Kobalt, die für die
Batterieproduktion gebraucht werden. Demnach gilt: Je leistungsstärker die
Batterie eines E-Autos ist, desto mehr Emissionen entstehen bei ihrer
Produktion.
Die Akkus in Tesla-Autos haben eine Kapazität von rund 75 Kilowattstunden
im Durchschnitt, während etwa der E-Golf bei 55 Kilowattstunden liegt. Nach
der Logik der TU Eindhoven würde das bedeuten, dass sein
Treibhausgas-Rucksack aus der Batterieherstellung deutlich kleiner als der
eines Teslas ist.
Allerdings wird laut dem Energieversorger EnBW fast jeder zweite Tesla mit
sogenannten LFP-Akkus (Lithium-Eisenphosphat-Akkus) ausgeliefert. Die
Batterien kommen ohne die Schwermetalle Nickel, Mangan und Kobalt aus, sie
gelten laut EnBW als umweltfreundlichere Alternative zu herkömmlichen
Lithium-Ionen-Akkus.
„Wenn Konzerne innovativ sind und umweltfreundlichere Lösungen für ihre
Batterien suchen, ist das begrüßenswert“, sagt Clara Thompson,
Mobilitätsexpertin bei Greenpeace. Tesla habe die E-Mobilität
vorangebracht, schwemme nun aber den Markt vor allem mit E-SUVs. „Wenn wir
den aktuellen SUV-Trend mit E-Autos fortsetzen, stehen wir vor immer mehr
Problemen“, erklärt Thompson.
Immer mehr und [3][immer größere Fahrzeuge] brauchen immer mehr Platz beim
Parken und Fahren auf Straßen, auf denen ohnehin zu viele Autos unterwegs
seien, wie auch das UBA betont. „Deshalb müssen wir die Mobilitätsbranche
insgesamt betrachten und fragen, wie viele Autos wir noch brauchen“, sagt
Thompson.
## Kleinere E-Autos
„Elektro-SUV sind zwar im Betrieb CO₂-neutral“, teilte Greenpeace im
November 2023 mit, „verbrauchen aber mehr erneuerbare Energien und
benötigen zur Herstellung mehr Rohstoffe und Energie als kleinere
Elektroautos mit aerodynamischer Form.“
Auch Friederike Piper, Referentin für E-Mobilität bei Transport &
Environment Deutschland (T&E), fordert: „Wir sollten die Autohersteller
dazu verpflichten, endlich ressourcenschonende vollelektrische Fahrzeuge
anzubieten.“ Diese müssten gleichzeitig „erschwinglicher als die
überdimensionierten SUVs heute“ sein.
„So groß sind die Teslas gar nicht“, hält E-Auto-Experte Ferdinand
Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research (CAR) in Bochum,
dagegen. Der Konzern produziere zwar SUVs wie das Model X. Im Vergleich zu
den SUVs anderer deutscher oder internationaler Autobauer sei aber selbst
dieses Fahrzeug „eher unterdimensioniert“, sagt Dudenhöffer.
Ob SUVs generell nötig sind, vor allem in Städten, stellt aber auch der
Experte infrage. Weil große Autos viel Platz wegnehmen, „halte ich
[4][höhere Parkgebühren für SUVs] durchaus für sinnvoll“, sagt Dudenhöff…
## Baby-Tesla ist in Planung
[5][Tesla] plant, ein kleineres, weniger teures Modell für rund 23.000 Euro
auf den Markt zu bringen. Inoffiziell wird es auch „Baby-Tesla“ genannt,
als offizieller Name kursiert Model 2. Tesla-Chef Elon Musk kündigte im
November des vergangenen Jahres an, dass die Produktion Mitte 2025 starten
soll – erst in der Gigafactory in Mexiko, die sich noch im Bau befindet,
dann in den USA, später in Grünheide.
Wie genau der sogenannte Baby-Tesla aussieht, ist noch nicht bekannt. Es
wird jedoch ein Kompaktwagen erwartet, der zum Beispiel dem VW ID.3
Konkurrenz machen könnte. Außerdem im Gespräch: ein neuer SUV, der
vermutlich „Model Q“ heißen wird. Laut Tesla soll aber auch dieser SUV
„kompakt“ sein.
Dieser Text wurde am 18. März 2024 um 18 Uhr aktualisiert.
17 Mar 2024
## LINKS
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[4] /Paris-verteuert-Parken-fuer-SUVs/!5990023
[5] /Brandanschlag-auf-Tesla-Werk/!5994711
## AUTOREN
Nanja Boenisch
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