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# taz.de -- Pro-Bahn-Chef über neue Bahnstreiks: „Fahrgast leidet stärker a…
> Die neue Streiktaktik der GDL wird Bahnkund:innen hart treffen, warnt
> Fahrgastverbandschef Detlef Neuß. Schuld sei nicht nur die Gewerkschaft.
Bild: Könnte im Fall eines Wellenstreiks überraschend leer bleiben: ein Bahns…
taz: Herr Neuß, die GDL streikt ab Mittwoch zum fünften Mal seit Beginn der
Tarifverhandlungen. Aus Fahrgastperspektive: Haben Sie dafür Verständnis?
Detlef Neuß: Die Verhandlungen laufen seit Monaten und die Tarifpartner
kommen einfach nicht auf einen Nenner. Das ist für die Fahrgäste
unzumutbar. Besonders unglücklich ist, dass Verdi gleichzeitig den
öffentlichen Personennahverkehr bestreikt. An den Flughäfen streikt das
Bodenpersonal. Man hat also keine Alternative. Leute mit Behinderungen, die
keinen eigenen Pkw nutzen können, bleiben auf der Strecke. Oder Leute, die
Termine haben, die sie wahrnehmen müssen. Das ist einfach nicht mehr
akzeptabel in diesem Umfang.
Der Chef der GDL, Claus Weselsky, hat sogenannte Wellenstreiks angekündigt.
Was bedeutet das für die Fahrgäste?
Wellenstreiks sehen wir als Verband sehr kritisch, das muss ich ganz
ehrlich sagen. Wenn jetzt wirklich wellenartig ohne Vorwarnung morgens auf
einmal kein Zug mehr fährt, ist das für die Passagiere ein Schlag ins
Gesicht. Wir sind sauer, weil wir in der Vergangenheit mit den
Gewerkschaften, unter anderem mit der GDL, darüber gesprochen haben, dass
Streiks angekündigt werden sollen. Dann können sich Fahrgäste darauf
einstellen, Termine verlegen, Homeoffice beantragen oder
[1][Fahrgemeinschaften bilden]. Der Fahrgast ist kein Tarifpartner, der
Fahrgast sitzt nicht mit am Verhandlungstisch, hat keinen Einfluss, leidet
unter solchen Wellenstreiks dann aber noch stärker als bisher.
Wer hatte Einfluss darauf, dass bisher keine Einigung zustande gekommen
ist?
Wir sehen die Tarifpartner in der Verantwortung. Der GDL die Alleinschuld
zu geben, ist nicht der richtige Weg. Natürlich ist Herr Weselsky stur.
Doch auch die Deutsche Bahn AG ist in der Pflicht, auch sie will offenbar
nicht mit der GDL zusammenkommen. Und die Politik ist gefordert.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat sich bisher bedeckt gehalten. Es
ist ja guter Brauch, dass sich die Politik aus Tarifverhandlungen raushält.
Aber der Bund ist Eigentümer der DB AG. Deshalb erwarten wir, dass die
Bundesregierung nicht einfach den Kopf in den Sand steckt, sondern sich mal
einmischt und sagt, dass es so nicht weitergeht.
Was könnten die Tarifpartner und der Bund für eine Einigung tun?
Wir verlangen so kurzfristig wie möglich den Eintritt in eine Schlichtung.
Wie stehen Sie dazu, dass die GDL eine Arbeitszeitverkürzung fordert?
Ich kann die Forderung verstehen. Das Bahnpersonal ist im Augenblick extrem
belastet, es fallen jede Menge Überstunden an – vor allem durch den
[2][miserablen Zustand der Bahninfrastruktur] in Deutschland. Nicht nur die
Fahrgäste kommen oft zu spät, sondern auch das Bahnpersonal hat bei jeder
Verspätung später Feierabend, Tag für Tag. Deshalb kann ich nachvollziehen,
dass die Gewerkschaft bessere Arbeitsbedingungen fordert – aber nicht die
Art und Weise, wie sie das jetzt durchbringen will.
Stichwort Bahninfrastruktur: Hemmt so ein massiver Streik die Akzeptanz für
die viel beschworene Verkehrswende?
Ja, eigentlich wollen wir Leute raus aus dem Auto holen. Maßnahmen wie der
neue Streik der GDL bewirken genau das Gegenteil. Die Menschen müssen
wieder aus dem klimafreundlichen System aussteigen, raus aus der Bahn,
zurück auf die Autobahn. Das scheint beide Tarifpartner aber überhaupt
nicht zu interessieren. Um zu verhindern, dass alle Leute dann doch wieder
Auto fahren, fordert unser Verband seit Jahren einen Streikfahrplan. Den
gibt es [3][zum Beispiel in Frankreich] und Italien. Dort fahren auch an
Streiktagen einige Busse und Bahnen zuverlässig und die Fahrgäste bleiben
nicht im Regen stehen.
5 Mar 2024
## LINKS
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[3] /Frankreichs-Eisenbahner-im-Ausstand/!5497456
## AUTOREN
Nanja Boenisch
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