| # taz.de -- Untersuchungsausschuss in Österreich: Kuscheln mit russischen Beam… | |
| > Eine Akte aus einem U-Ausschuss zeigt: Die FPÖ wollte Treffen mit | |
| > russischen Beamten organisieren. Die Nähe der Partei zu Moskau ist | |
| > bekannt. | |
| Bild: Herbert Kickl, Bundesparteiobmann der FPÖ, spricht während des Politisc… | |
| Wien taz | In Österreich beginnt – mal wieder – ein Untersuchungsausschuss. | |
| Dieses Mal ist der Untersuchungsgegenstand „rot-blauer Machtmissbrauch“. | |
| Angeregt hat ihn die konservative Österreichischen Volkspartei (ÖVP), als | |
| Antwort auf einen von der rechtspopulistischen Freiheitliche Partei | |
| Österreichs (FPÖ) und der Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) | |
| installierten Ausschuss zur möglichen Bevorzugung ÖVP-naher Firmen und | |
| Privatpersonen bei den üppigen staatlichen Coronahilfen. | |
| Beide [1][Untersuchungsausschüsse] starten in den kommenden Wochen, | |
| erwartet wird einmal mehr dringend benötigte parlamentarische Aufklärung | |
| rund um Filz, Freunderlwirtschaft und mehr. | |
| Soweit so üblich im [2][skandalgeplagten Österreich]. In der Vorbereitung | |
| von Untersuchungsauschüssen sind die Ministerien mittlerweile gut | |
| trainiert, die zu untersuchenden Akten liefern sie im Vorfeld an das | |
| Parlament. Im Zuge einer Übermittlung des Justizministeriums kamen nun | |
| mehrere Chats ans Licht, die zeigen: Der frühere FPÖ-Chef und Vizekanzler | |
| Heinz-Christian Strache hatte sich um ein Treffen österreichischer mit | |
| russischen Beamten bemüht. Aus den Chats geht auch hervor, dass die | |
| Initiative zu diesem „Gedankenaustausch“ offenbar von Russland ausging. | |
| Dies berichtet die Tageszeitung Der Standard. | |
| Die FPÖ-Führung war hinsichtlich eines solchen Treffens ganz | |
| aufgeschlossen. „Über die Verwaltungsakademie (der Bundesregierung, Anm.) | |
| muss hier ja etwas möglich sein“, schrieb Strache etwa im April 2019 per | |
| Handynachricht. Woraufhin Roland Weinert, der damalige Generalsekretär im | |
| Vizekanzleramt, antwortete: „Wird vorbereitet. Wir werden uns treffen.“ | |
| ## Zusammenhang mit „Freundschaftsvertrag“ mit Moskau? | |
| Ob es zu diesen Treffen kam und worum es dabei ging, ist noch unklar. Laut | |
| FPÖ habe es nur „übliche [3][Beziehungen zu Russland]“ gegeben. Unklar ist | |
| auch, ob dieses angedachte Treffen in Verbindung mit dem | |
| „Freundschaftsvertrag“ steht, den die FPÖ 2016 mit Putins Partei „Einiges | |
| Russland“ geschlossen hatte. Der Vertrag, den führende FPÖ-Mitglieder in | |
| Moskau unterzeichnet hatten, war von Anfang an umstritten. Über den | |
| Vertragsinhalt schweigt die Partei beharrlich und tut dies auch auf | |
| aktuelle Anfrage der taz. Die FPÖ machte den Inhalt nie von sich aus | |
| öffentlich, dies geschah erst später durch die Austria Presse Agentur | |
| (APA). Vereinbart wurden unter anderem gemeinsamer Informationsaustausch, | |
| Expertentreffen und die Entwicklung von Kontakten auf regionaler Ebene. | |
| Der Vertrag sei „ausgelaufen“, sagte FPÖ-Generalsekretär Christian | |
| Hafenecker im Frühjahr 2023, ohne dies näher zu erläutern. Laut | |
| Standard-Infos stimmt dies nicht: Die FPÖ habe 2021 eine Kündigungsfrist | |
| verstreichen lassen, weshalb der Vertrag formal bis Ende 2026 verlängert | |
| wurde. | |
| Im Verdacht der Russlandnähe steht die FPÖ schon lange. Immer wieder gibt | |
| es besonders erinnerungswürdige Ereignisse, etwa als die FPÖ-nominierte | |
| Außenministerin [4][Karin Kneissl] 2018 vor Wladimir Putin höflich | |
| knickste. Die Ministerin hatte den russischen Präsidenten zu ihrer Hochzeit | |
| nach Österreich eingeladen, Bilder der beidem beim Schwofen sorgten für | |
| internationale Kritik. Sie [5][verzog später nach Russland aufs Dorf.] | |
| Ebenfalls pikant: Vier Jahre zuvor hatte Russland die Krim annektiert und | |
| war im Donbass eingefallen. Schon 2014 und 2015 fuhren FPÖ-Abgeordnete dann | |
| als „inoffizielle Wahlbeobachter“ in die beiden Gebiete. Die Präsenz der | |
| Abgeordneten trug dazu bei, die völkerrechtswidrige Annexion zu | |
| legitimieren. | |
| ## Die FPÖ sieht sich als Ritter gegen „Kriegstreiberei“ | |
| Allein im ersten Jahr nach Beginn des vollumfassenden Kriegs in der Ukraine | |
| ab dem 24. Februar 2022 hatte die FPÖ mehr als dreißig Moskau-freundliche | |
| Anträge im Nationalrat eingebracht. Themen waren etwa die Ablehnung von | |
| Finanzhilfen an die Ukraine, eine Beendigung „des für Europa schädlichen | |
| Sanktionsregimes“ oder ein Heraushalten aus der „Kriegstreiberei der EU“ | |
| seitens des neutralen Österreichs. Tatsächlich standen Waffenlieferungen | |
| Österreichs an die Ukraine nie zur Debatte. Eine Neutralitätsdebatte wurde | |
| im Land – wohl auch wegen der von der FPÖ entsprechend bewirtschafteten | |
| Stimmung – von [6][ÖVP-Kanzler Karl Nehammer] abmoderiert, bevor sie noch | |
| geführt wurde. | |
| Als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij im März des Vorjahres | |
| eine Videoansprache im österreichischen Parlament hielt, verließen die | |
| FPÖ-Abgeordneten aus Protest geschlossen den Saal. Erst letzte Woche, zum | |
| zweiten Jahrestag des Ukrainekriegs, sprach FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert | |
| Kickl einmal mehr von „Kriegstreiberei der EU“, die von Beginn an „auf die | |
| falsche Strategie“ gesetzt habe. | |
| Sehr viel russlandfreundlicher kann man sich im Rahmen der Neutralität, auf | |
| die sich die FPÖ lautstark beruft, gar nicht verhalten. Wie es die FPÖ mit | |
| der Neutralität tatsächlich hält, wird wohl im Untersuchungsausschuss | |
| klarer werden. Er beginnt Mitte März und soll Ende Mai zum Schluss kommen. | |
| 3 Mar 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Florian Bayer | |
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