| # taz.de -- Suche nach Ex-RAFlern geht weiter: Verschwunden aus dem Bauwagen | |
| > Die Polizei sucht weiter nach den Ex-RAFlern Garweg und Staub. Die | |
| > Polizei will Gesichtserkennungssoftware – und bekommt Unterstützung. | |
| Bild: Luxus sieht anders aus: In diesem Bauwagen soll Burkhard Garweg als „Ma… | |
| Berlin taz | Noch am Montag hat die Polizei den Fips-Bauwagenplatz in | |
| Berlin-Friedrichshain abgeriegelt, Spuren gesichert. Tags zuvor war sie | |
| [1][zu einem Sondereinsatz angerückt], weil sie den flüchtigen, früheren | |
| RAF-Terroristen Burkhard Garweg dort vermutete. Vergebens: Der 55-Jährige | |
| war nicht mehr vor Ort. Aber die Ermittler wähnen sich nah an ihm dran. | |
| Koray Freudenberg von der ermittelnden Staatsanwaltschaft Verden | |
| appellierte am Montag an Garweg, sich zu stellen. Dieser habe offenbar | |
| keine Unterkunft und Logistik mehr, seine Legende sei aufgeflogen. „Er | |
| sollte sich der Polizei stellen. Wir wollen keine Konfrontation“, sagte | |
| Freudenberg der taz. | |
| Laut dem Sprecher sind sich die Ermittler sicher, dass Garweg bis vor | |
| Kurzem auf dem Wagenplatz in Friedrichshain lebte, unter dem Namen | |
| „Martin“. Sein Wohnwagen wurde bereits am Sonntag abtransportiert, um | |
| Spuren zu sichern. Von zehn Personen des Wagenplatzes wurde die Identität | |
| aufgenommen. Ob sie wussten, wer „Martin“ wirklich war, werde noch geklärt, | |
| so Freudenberg. | |
| Bisher ist Garweg jedoch nicht zu fassen, ebenso wenig wie der weitere | |
| RAF-Beschuldigte Ernst-Volker Staub. Auch die Durchsuchung einer Wohnung im | |
| Friedrichshain am Sonntagabend und einer zweiten Wohnung nahe dem | |
| Wagenplatz am Montagmorgen führte zu keinen Festnahmen. | |
| ## Fotos von Garweg bei Klette gefunden | |
| Vor einer Woche war, nach 30 Jahren Fahndung, die [2][frühere | |
| RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin-Kreuzberg gefasst worden], die mit | |
| Staub und Garweg auf der Flucht war. Dem Trio werden drei | |
| RAF-Sprengstoffanschläge Anfang der 90er vorgeworfen und sechs | |
| Raubüberfälle 1999 bis 2016. | |
| Ein Hinweis aus der Bevölkerung hatte die Ermittler im November 2023 auf | |
| Klettes Spur gebracht. In ihrer Wohnung wiederum waren die Ermittler auf | |
| Fotos von Garweg gestoßen – die das LKA veröffentlichte und zum | |
| Bauwagenplatz führte. | |
| Derweil fordert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) bessere | |
| Gesichtserkennungssoftware, um Fahndungen wie die gegen Klette zu | |
| erleichtern. [3][Ein Journalist des Recherchenetzwerks Bellingcat] hatte | |
| Fotos von Klette über die private Software PimEyes bereits Ende 2023 | |
| online aufgespürt, auf der Webseite eines Kreuzberger Capoeira-Vereins. | |
| GdP-Chef Jochen Kopelke kritisierte zu hohe rechtliche Hürden für die | |
| Polizei: Dass diese in Zeiten der Digitalisierung „solche hilfreiche | |
| Software nicht nutzen darf, ist uns Polizistinnen und Polizisten nicht mehr | |
| vermittelbar“. | |
| Laut einer Sprecherin des Bundesinnenministeriums wird PimEyes jedenfalls | |
| vom Bundeskriminalamt nicht genutzt. In begründeten Einzelfällen sei der | |
| Polizei eine Nutzung von Software wie PimEyes aber rechtlich durchaus | |
| möglich. Es müsse aber ausgeschlossen werden, dass die Bilder für andere | |
| Zwecke verwendet werden. Datenschützer hatten an PimEyes wiederholt | |
| rechtliche Kritik geübt, in der Vergangenheit auch Polizeigewerkschafter. | |
| Pläne, eine eigene entsprechende Software zu entwickeln, gebe es beim BKA | |
| nicht, so die Sprecherin des Innenministeriums. | |
| ## Polizei hat eigene Fotodatenbank | |
| Die Polizei nutzt aber bereits seit Jahren ein eigenes | |
| Gesichtserkennungssystem. Dieses greift auf Daten des eigenen | |
| Informationssystems der Polizei (Inpol) zurück, in dem 5,8 Millionen Fotos | |
| von 3,6 Millionen erfassten Straftaten erfasst sind. | |
| In der Ampel wird der Polizei aber durchaus beigesprungen. Der | |
| SPD-Innenexperte Sebastian Fiedler, einst selbst Polizist, sagte der taz, | |
| der Polizei müsse es generell möglich sein, mit Gesichtserkennungssoftware | |
| im Internet nach Terroristen oder Mördern zu fahnden. Die Polizei dürfe | |
| nicht wieder einmal gezwungen sein, über die Nutzung kritikwürdiger | |
| Anbieter nachdenken zu müssen. „Daher sollte die Polizei selbst eine | |
| Software deutscher Hersteller zur Verfügung gestellt bekommen, die unseren | |
| datenschutzrechtlichen Anforderungen genügt“, so Fiedler. „Als Politik sind | |
| wir gefordert, sie mit einer klaren Befugnisnorm auszustatten. Terroristen | |
| und Mörder dürfen sich auch im Internet nicht sicher fühlen. | |
| Auch der Grünen-Innenexperte Kontantin von Notz sagte, die Polizei müsse | |
| auch in sozialen Netzwerken nach Terroristen fahnden können, auch mit Hilfe | |
| künstlicher Intelligenz – aber nach klaren rechtsstaatlichen Vorgaben. Beim | |
| Einsatz von privater Software wie PimEyes stellten sich jedoch | |
| „ernstzunehmende, rechtsstaatliche Fragen“. Statt „blindlings in oftmals | |
| noch sehr fehleranfällig Technik zu investieren“, sollte man lieber für | |
| „glasklare Rechtsgrundlagen“ sorgen und „gute, händische Polizeiarbeit“ | |
| ermöglichen, die oft am erfolgversprechendsten sei und auch im Fall Klette | |
| letztlich zur Festnahme führte. | |
| Artikel wurde geändert am 05.03.2024 um 08:50 Uhr d. Red. | |
| 4 Mar 2024 | |
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| Konrad Litschko | |
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