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# taz.de -- RAF-Fahndung in Berlin: Mit der Kavallerie durch F'hain
> Drei Razzien, keine Festnahme: Die Suche nach zwei Ex-RAF-Mitgliedern
> hält den Kiez rund ums Ostkreuz weiter in Atem.
Bild: Zweiter Einsatz auf dem Wagenplatz: Kriminaltechniker*innen am Montag vor…
Berlin taz | Ganz schön vollgestellt ist er, der Parkplatz vor dem Lidl an
der Ecke Markgrafendamm/Persiusstraße in Friedrichshain: Am Montagmittag
reiht sich dort ein Mannschaftswagen der Polizei an den nächsten. Besonders
beschäftigt wirken die Dutzenden Polizist*innen nicht, die, wie ihre
Kennzeichen verraten, aus Braunschweig angereist sind. Ab und zu kommt ein
Uniformierter aus dem Supermarkt, Verpflegung unterm Arm. Mahlzeit.
Nur einen Steinwurf entfernt, auf der anderen Straßenseite, läuft schon
wieder ein Einsatz auf dem Gelände des Wagenplatzes, [1][auf dem am Sonntag
mutmaßlich die spartanische Wohnstätte des Bankräubers und Ex-RAF-Mitglieds
Burkhard Garweg entdeckt wurde].
Anders als bei der martialischen Razzia inklusive SEK, Blendgranaten und
„sondergeschütztem Offensivfahrzeug“ – besser bekannt als Polizeipanzer …
„Enok“ – geht es am Montag weitaus ruhiger zu. Auf dem abgeriegelten
Gelände verrichten Kriminaltechniker*innen in weißen Schutzanzügen
ihr Werk, bewacht von Flatterband und zwei wortkargen Polizisten.
Was sie dort suchen, nachdem Garwegs mutmaßlicher Bauwagen in der Früh
bereits abtransportiert wurde, bleibt unklar. Es ist bereits der vierte
Einsatz im Kiez rund ums Ostkreuz seit Sonntagmorgen.
## Spontandemo gegen Razzia im Kiez
Nach der großen Razzia auf dem Wagenplatz war die Polizei am Sonntagabend
ebenfalls mit dem gepanzerten Enok in der Grünberger Straße nahe dem
Boxhagener Platz vorgefahren und hatte eine Wohnung durchsucht, dort
allerdings niemanden angetroffen. Zum Misserfolg gesellte sich dann in
guter alter Friedrichshainer Manier noch eine spontane Soli-Demo für die
Gesuchten.
Am Montagmorgen schließlich [2][klingelten die Ermittler eine Person in der
Corinthstraße aus dem Bett – es war aber wieder keiner der gesuchten
Räuber]. Wirklich verwundern kann das nicht, denn bereits am Donnerstag war
die Polizei mit der Vermutung an die Öffentlichkeit gegangen, dass sich die
RAF-Rentner Garweg und Ernst-Volker Staub in Berlin aufhalten. Spätestens
dann, wahrscheinlich aber schon nach der [3][Verhaftung ihrer ehemaligen
Komplizin Daniela Klette], dürften sie sich vom Acker gemacht haben.
## LKA experimentiert mit Photoshop
Ein bisschen kurios ist es schon, dass Garweg offenbar mitten in Berlin,
wenige hundert Meter von den Liegenschaften des Bundeskriminalamts am
Treptower Park entfernt, untergetaucht war, sich als „Martin“ ausgab und
trotz erfolgreicher Banküberfälle ein prekäres Leben führte.
Fotos aus Klettes Wohnung zeigen den Hundeliebhaber mit einem Teller
Fusilli mit Tomatensauce (oder Ketchup?), daneben eine ausgedrückte Kippe.
Ebenso kurios wirken die [4][gephotoshoppten Bilder], auf denen die
Ermittler Garweg ein Basecap, eine Brille und eine Glatze auf den Kopf
montiert haben.
Wohl aus gutem Grund fürchten linke Gruppen in Friedrichshain und Kreuzberg
nach den jüngsten Razzien, dass auch bei ihnen demnächst die Polizei mit
ihrer gesamten Kavallerie einreiten und alles nach Garweg und dessen Hunden
durchkämmen könnte.
Der Verein „Edelrost“ vom Bauwagen-Gelände am Markgrafendamm etwa wehrte
sich am Montag in einer Mitteilung gegen die „Stigmatisierung unseres
Projektes“ infolge der Durchsuchungen: „Wir wussten bis gestern von der
gesuchten Person weder seinen echten Namen noch dass es Ermittlungen gegen
ihn gab – und sind selbst von den Vorgängen vollkommen überrascht worden“,
stellte der Verein klar.
4 Mar 2024
## LINKS
[1] /Suche-nach-Ex-RAFlern-geht-weiter/!5993572
[2] /Fahndung-nach-RAF-Terroristen/!5995772
[3] /RAF-Festnahme/!5993205
[4] https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/105578/5726794
## AUTOREN
Hanno Fleckenstein
## TAGS
Rote Armee Fraktion / RAF
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Terrorismus
Polizei Niedersachsen
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