# taz.de -- Grenzwertüberschreitungen im Abwasser: Tesla das Rohr stopfen | |
> Der Wasserverband Strausberg-Erkner droht, die Abwasserentsorgung | |
> einzustellen, weil Tesla regelmäßig zu viele Schadstoffe ableitet | |
Bild: Viele Mitarbeiter:innen produzieren viel Abwasser: Die Tesla-Fabrik in Gr… | |
BERLIN taz | Die Frustration des Wasserverbands Strausberg-Erkner (WSE) | |
über seinen Vertragspartner Tesla ist in der Beschlussvorlage deutlich | |
herauszulesen: „Die wiederholten Mahnungen, Verwarnungen sowie die doppelte | |
formale Abmahnung blieben sämtlich fruchtlos“, heißt es in dem 27-seitigen | |
Dokument, das der taz vorliegt. „Alternativen stehen nicht mehr zur | |
Verfügung.“ | |
Der Wasserverband droht Tesla, die Abwasserentsorgung komplett | |
einzustellen. Aufgrund sowohl „qualitativ als auch quantitativ“ andauernder | |
Überschreitung der Schadstoffmengen will der WSE in einer außerordentlichen | |
Sitzung am Freitag über den drastischen Schritt entscheiden. | |
Kommentieren will die WSE die Vorlage am Dienstag nicht. Doch in dem | |
Dokument bemängelt der Wasserverband, dass die Grenzwerte für Stickstoff | |
und refraktären Phosphor seit Mai 2022 regelmäßig überschritten wurden. An | |
manchen Tagen habe die bei den Kontrollen gemessene Menge ein Fünffaches | |
der zulässigen Höchstmenge betragen. | |
Die Grenzwerte hat der WSE zusammen mit Tesla in einem Erschließungsvertrag | |
festgelegt. Da der Wasserverband über kein eigenes Klärwerk verfügt, leitet | |
er einen Großteil der Abwässer zum Klärwerk Münchehofe der Berliner | |
Wasserbetriebe (BWB) weiter. Nun fürchtet der WSE, dass er durch Teslas | |
hohe Schadstoffeinträge bald nicht mehr in der Lage sein werde, ihrerseits | |
die Grenzwerte gegenüber den BWB einzuhalten. Die Folge könnten könnten | |
Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe durch die Berliner | |
Wasserbetriebe sein, heißt es. Deshalb will der WSE die Abwasserentsorgung | |
für [1][die Fabrik in Grünheide] so lange einstellen, bis der US-Autobauer | |
sich an die vertraglich festgesetzten Grenzwerte hält. | |
## Tesla-Gegner:innen fordern Produktionsstopp | |
Noch weiter geht der Verein für Natur und Landschaft in Brandenburg, der | |
auch in dem Bündnis „Tesla den Hahn abdrehen“ aktiv ist. In einer | |
Mitteilung forderte er am Dienstag „einen sofortigen Produktionsstop […], | |
damit nicht weiterhin die Qualität von Grund- und Oberflächenwasser | |
gefährdet wird“. | |
Auf taz-Anfrage betont der Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, Stephan | |
Natz, dass sich aus der Grenzwertüberschreitung keinerlei Gefährdung für | |
die Trinkwasserversorgung der Hauptstadt ergeben: „Es handelt sich bei | |
Stickstoff und Phosphor um natürliche Nährstoffe, die Pflanzenwachstum im | |
Gewässer begünstigen.“ Diese seien zwar unerwünscht, weil sie Algenwachstum | |
begünstigen und somit die Qualität der Gewässer verschlechtern, stellten | |
aber keine unmittelbare gesundheitliche Gefahr da. Weiterhin stellte Natz | |
klar, dass die Einleitungen des WSE bislang alle Grenzwerte einhielten. | |
Vertragsstrafen kämen nur im Fall von Schwermetallen und bestimmten | |
chemischen Verbindungen zum Tragen, nicht jedoch wegen Stickstoff und | |
Phosphor. | |
Ähnlich äußerte sich Tesla gegenüber der dpa. Die erhöhten Werte würden | |
sich aus der neuen Prozesswasserrecyclinganlage ergeben, die die | |
Gesamtabwassermenge verringern und somit die Schadstoffkonzentrationen | |
erhöhen würde. „Im Wesentlichen fallen noch Abwässer aus dem Betrieb der | |
sanitären Anlagen und Küchen an“, heißt es. „Mit dem Wegfall des | |
industriellen Abwassers setzt sich das einzuleitende Abwasser der | |
Gigafactory im Ergebnis wie ein typisches kommunales Abwasser zusammen.“ | |
Für Naturschutzexperte Steffen Schorcht, der auch im Verein für Natur und | |
Landschaft aktiv ist, sind die Grenzwertüberschreitungen ein weiteres | |
Alarmsignal dafür, dass Tesla es mit dem Umweltschutz nicht so genau nimmt. | |
„Unsere Sorge ist, dass da noch weitere Substanzen ins Wasser gelangt | |
sind“, sagt Schorcht. Auch Stickstoff und Phosphor seien nicht | |
unbedenklich: „Die Dosis macht das Gift.“ Der Naturschützer weist darauf | |
hin, dass die geklärten Tesla-Abwässer letztendlich auch im Müggelsee | |
landen, wo sie wiederum zu Trinkwasser aufbereitet werden. Da die Spree | |
generell sehr langsam fließt, [2][und im Sommer auch mal rückwärts,] würden | |
sich Gefahrenstoffe allmählich potenzieren. Die Gefahr, dass der Müggelsee | |
in den trockenen Sommermonaten kippt, erhöht sich. | |
## Abwasserfrage nicht geklärt | |
Auch wenn keine direkte Gefahr durch Tesla-Einleitungen besteht, rückt der | |
Fall die ungeklärte Abwasserversorgung der Großfabrik in den Fokus. Die | |
drastischen Maßnahmen, zu denen der WSE greift, legen nahe, dass es keinen | |
großen Spielraum für noch höhere Abwassermengen geben dürfte. Dabei plant | |
das Unternehmen, [3][seine Produktion in den kommenden Jahren zu | |
vervierfachen]. Dass damit auch eine Erhöhung der Abwassermenge und deren | |
Schadstoffbelastung einhergeht, gilt als unvermeidbar. | |
Doch neue Kapazitäten sind bislang nicht in Sicht. Weitere Anlagen befinden | |
sich in Planung, werden jedoch nicht in absehbarer Zeit fertiggestellt. | |
„Die Abwasserkapazitäten in Münchehofe sind stark eingeschränkt“, sagt | |
Schorcht, „doch Tesla war politisch gewollt, das fällt uns jetzt auf die | |
Füße“. | |
27 Feb 2024 | |
## LINKS | |
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## AUTOREN | |
Jonas Wahmkow | |
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