Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Tesla und die Abwasser-Grenzwerte: Fast so unverschämt wie Elon Mu…
> Tesla leitet seit Jahren zu viel Phosphor und Stickstoff ins Abwasser
> ein. Der Fall zeigt: Das Unternehmen ist kein guter Partner für die
> Region.
Bild: Monster in der Mark: Die Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin
Vor allem Brandenburger Politiker:innen sehen in Tesla einen Segen für
die Region. Doch was sieht der Autobauer eigentlich in Grünheide, der
idyllischen 9.000-Seelen-Gemeinde, in der es sich angesiedelt hat? Natur,
die sich ausbeuten lässt, Infrastruktur, die die Allgemeinheit bereitstellt
und Behörden, die alle Wünsche zu erfüllen haben – dieser Eindruck
verfestigt sich zumindest angesichts der Nachricht, [1][dass Tesla mit
seinem Grünheider Werk seit Jahren die zulässigen Grenzwerte für Stickstoff
und refraktäres Phosphor regelmäßig und teilweise bis zu einem Fünffachen
überschreitet.]
Nach wiederholt ergebnislosen Abmahnungen und Du-Du-Briefen kündigte der
zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) drastische Maßnahmen an:
Auf einer außerordentlichen Sitzung am Freitag will der WSE die
Abwasserversorgung einstellen, bis das Unternehmen die Grenzwerte wieder
einhält. Das geht zumindest aus einer 27-Seitigen Beschlussvorlage hervor,
über die zuerst der Stern berichtete.
Ein Umweltskandal, wie das bereits dokumentierte Auslaufen von tausenden
Litern Lacks oder flüssigen Aluminiums, ist der Fall nicht. Schließlich
handelt es sich bei Stickstoff und Phosphor um Pflanzennährstoffe, die zu
großen Teilen in Klärwerken herausgefiltert werden.
Ein Großteil der Belastung stammt wahrscheinlich aus den Sanitärabwässern
der Fabrik – längst arbeiten hier mehr Menschen, als in Grünheide wohnen.
Die zusätzliche Nährstoffbelastung ist mittelfristig problematisch, weil
sie das Algenwachstum begünstigt und die Gewässerqualität der Spree
verschlechtert, aber sie stellt kein Gesundheitsrisiko dar.
## Tesla erwartet Loyalität
Der Grund, warum der WSE derart Druck macht, ist ein anderer. Der
Wasserverband verfügt über kein eigenes Klärwerk und leitet die gesamten
Abwasser zum Klärwerk der benachbarten Berliner Wasserbetriebe (BWB)
weiter. Nun fürchtet der WSE, es könnte selbst die Grenzwerte gegenüber den
BWB überschreiten, was wiederum zu Vertragsstrafen in Millionenhöhe führen
könnte.
Die WSE äußert sich nicht zu dem Dokument, wird aber guten Grund gehabt
haben, warum sie 2020 Höchstmengen für Stickstoff und Phosphor mit Tesla
vertraglich festlegte. Doch das US-Unternehmen tut so, als hätte es den
Vertrag nie gegeben und verwies als Reaktion auf die Enthüllung darauf,
dass ja im Klärwerk flussabwärts alles in Ordnung sei.
Noch dreister scheint sich der Konzern von Elon Musk gegenüber der WSE
verhalten zu haben. Entweder ignorierte Tesla die Briefe komplett oder es
gelobte Besserung, um nur wenige Wochen später die Grenzwerte wieder zu
überschreiten, oder zweifelte die Glaubwürdigkeit des Labors an, bei dem
der WSE die Proben analysieren ließ.
Abschließend habe Tesla in seinem Schreiben „auf den Grundsatz der
Loyalität“ verwiesen und „die Erwartung“ geäußert, „der WSE möge we…
zuwarten und Grenzwertüberschreitungen dulden“, heißt es in dem Dokument.
## Dem Autobauer seine Grenzen aufzeigen
Die Selbstverständlichkeit, mit der Tesla Verträge bricht und sich
wiederholt über geltendes Recht hinwegsetzt, und die Arroganz, mit der der
Autobauer mit lokalen Behörden umgeht, wecken Zweifel daran, ob das
Unternehmen tatsächlich jemals so etwas wie ein verantwortungsvoller
Partner sein kann.
Dabei ist die Region eine der niederschlagärmsten in Deutschland. Die
wasserreichen Ökosysteme um die Fabrik sind hochempfindlich und Quelle für
die Wasserversorgung von Berlin. Anstatt die notwendige Sensibilität für
ihre natürliche Umgebung aufzubringen, legt Tesla feudale
Gutsherren-Allüren an den Tag. Und rechnet damit, mit allen Regelverstößen
durchkommen zu können.
Umso wichtiger ist es, Tesla seine Grenzen aufzuzeigen. Ob die Einstellung
der Abwasserversorgung seitens der WSE, [2][die Entscheidung der
Bürger:innen] gegen die Erweiterung des Werksgeländes oder [3][die
Baumbesetzung am Donnerstagmorgen unweit der Fabrik]: Auf den Konzern und
seine Fabrik muss Druck ausgeübt werden.
1 Mar 2024
## LINKS
[1] /Grenzwertueberschreitungen-im-Abwasser/!5992068
[2] /Buergerbefragung-zur-Werkserweiterung/!5993733
[3] /Besetzung-bei-Tesla-Werk/!5993089
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
## TAGS
Tesla
Grünheide
Umweltvergiftung
Wochenkommentar
Tesla
Tesla
Tesla
Tesla
## ARTIKEL ZUM THEMA
Teslabesetzung Grünheide: Vegane Pizza und Dieselgeruch
„Tesla stoppen“ organisiert gemeinsam mit dem Bündnis „Tesla den Hahn
abdrehen“ einen Waldspaziergang in Grünheide.
Besetzung bei Tesla-Werk: Baumhäuser gegen Elektroautos
Aktivist*innen besetzen ein Waldstück in Grünheide in Brandenburg, das
der US-Autobauer Tesla für seine Werkserweiterung roden lassen will.
Grenzwertüberschreitungen im Abwasser: Tesla das Rohr stopfen
Der Wasserverband Strausberg-Erkner droht, die Abwasserentsorgung
einzustellen, weil Tesla regelmäßig zu viele Schadstoffe ableitet
Bürgerbefragung zur Werkserweiterung: Grünheide sagt Nein zu mehr Tesla
65 Prozent der Anwohner:innen stimmten gegen die Erweiterung der
Giga-Factory. Teslas Expansion könnte so zumindest verzögert werden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.