# taz.de -- Sternbrücke in Hamburg-Altona: Klage gegen Abriss | |
> Der Abriss der Sternbrücke in Hamburg ist genehmigt. Das ist der Moment, | |
> um die Planung vor Gericht zu Fall zu bringen, finden die | |
> Gegner:innen. | |
Bild: Ist Geschichte: Ein letztes Rumstehen vor der Astra-Stube am 1. Januar | |
HAMBURG taz | Nun dürfen die Bagger an der Hamburger Sternbrücke anrollen – | |
es gibt grünes Licht für den Abriss der ursprünglich denkmalgeschützten | |
Brücke in Altona. Doch während der erteilte Planfeststellungsbeschluss, der | |
am Freitagmorgen veröffentlicht wurde, aus Sicht der Deutschen Bahn nun | |
endlich die Möglichkeit für eine „zukunftsfähige und leistungsfähige | |
Infrastruktur“ auf der wichtigen Trasse in Hamburg bietet, sehen die | |
Gegner:innen darin den Startschuss, den geplanten und [1][als | |
„Monsterbrücke“ verschrieenen Neubau] vor Gericht zu Fall zu bringen. „W… | |
bereiten nun eine Klage mit dem Ziel einer Neuplanung und mit Beteiligung | |
auf Augenhöhe vor“, sagte am Freitag Axel Büthner von der Initiative | |
Sternbrücke. | |
351 Seiten lang ist der vom Eisenbahnbundesamt genehmigte | |
Planfeststellungsbeschluss. Damit könnten ab sofort die umfassenden Abriss- | |
und Sägearbeiten starten: Einige Dutzend Bäume sollen gefällt werden, | |
mehrere angrenzende Häuser abgerissen, schließlich die alte Brücke mit | |
ihren Kasematten, in denen bis Ende des vergangenen Jahres [2][mehrere | |
Musikklubs untergebracht] waren, durch eine 108 Meter lange, stützenfreie | |
Stabbogenkonstruktion ersetzt werden. | |
Schon seit Jahren versuchen Aktivist:innen diesen Plan zu verhindern, | |
insbesondere seitdem die Deutsche Bahn den Entwurf für den Neubau | |
präsentierte. Auch ein zwischenzeitlich präsentierter, leicht veränderter | |
Entwurf machte den Unmut kaum geringer. | |
„Wir erwarten nun einen Baustopp“, sagt Marlies Thätner, die ebenfalls in | |
der Initiative Sternbrücke aktiv ist. Allerdings haben die Gegner:innen | |
keinen rechtlichen Anspruch darauf: Selbst eine Klage gegen den | |
Planfeststellungsbeschluss hat vorerst keine aufschiebende Wirkung. | |
Deshalb appelliert die Initiative an den Hamburger Senat, er solle bei der | |
Deutschen Bahn darauf hinwirken, wenigstens bis zur Einreichung der Klage | |
innerhalb der kommenden vier Wochen mit den Abrissarbeiten zu warten. „Das | |
gebietet der faire Umgang“, sagt Büthner. „Eine rechtliche Prüfung muss | |
schließlich stattfinden, solange die Gebäude noch stehen.“ | |
Mit der Forderung ist die Initiative nicht allein. Im Laufe der vergangenen | |
Tage haben mehr als 50 Hamburger Initiativen und mehrere Hundert | |
Einzelpersonen den Appell mitunterzeichnet. Auch die Linksfraktion in der | |
Bürgerschaft sieht nun den Senat in der Pflicht und hält den Umgang mit den | |
Betroffenen Anwohner:innen für „schäbig“. Die verkehrspolitische | |
Fraktionssprecherin Heike Sudmann beklagt Tricks von Senat und Deutscher | |
Bahn: „Die Behörden haben ein Jahr länger als geplant für den Beschluss | |
gebraucht. Doch den Betroffenen und ihren Anwält*innen gestehen sie | |
nicht mal vier Wochen Zeit zur Prüfung ihrer rechtlichen Möglichkeiten zu.“ | |
## Klage als „letzter Notnagel“ | |
Das sieht auch Michael Jung von der Initiative „Prellbock Altona“ so. Die | |
Initiative will nun als anerkannter, klageberechtigter Verband mit | |
anwaltlicher Hilfe gegen die Pläne vorgehen. „Wir wissen natürlich, dass | |
eine Klage der letzte Notnagel ist, aber die Politik will sich leider der | |
Diskussion mit uns entziehen“, sagt Jung. Dabei, deutete Jung am Freitag | |
an, gehe es mittlerweile kaum noch um die Rettung der alten Brücke. Das | |
1926 erbaute Stahlbauwerk sei wohl nach jahrzehntelang vernachlässigter | |
Wartung kaum mehr denkmalgerecht zu erhalten. | |
Ein „stadtbildzerstörender Einheitsbau“, so Jung über den Entwurf der | |
Deutschen Bahn, müsse aber unbedingt verhindert werden. Prellbock hat | |
Erfahrung mit dem Rechtsweg: Gemeinsam mit dem Verkehrsclub Deutschland | |
hatte die Initiative mit einer Klage bereits eine [3][Umplanung des neuen | |
Fernbahnhofs am Diebsteich erwirkt], der den Bahnhof Altona ersetzen soll. | |
Auf Nachfrage wollte sich die Hamburger Verkehrsbehörde am Freitag zunächst | |
nicht zu dem Appell äußern. Die Deutsche Bahn teilt auf taz-Anfrage mit, | |
dass sie dem Appell nicht folgen will. „Sämtliche Arbeiten in den nächsten | |
Wochen sind für die Brückenerneuerung dringend erforderlich – unabhängig | |
von der gewählten Stabbogenkonstruktion“, sagt ein Sprecher. „Es sind also | |
alles Arbeiten, die wir sowieso machen müssten, zunächst auch nur an | |
Gebäuden beziehungsweise auf Flächen der Deutschen Bahn.“ Damit werde ab | |
Montag begonnen. | |
19 Feb 2024 | |
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## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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