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# taz.de -- Wiedereröffnung ohne Barrierefreiheit: Die Bahn lässt Rollstuhlfa…
> Der S-Bahnhof Diebsteich in Hamburg wird bald wiedereröffnet, bleibt
> jedoch bis 2027 nicht barrierefrei. Aktivist*innen und Initiativen
> sind empört.
Bild: Bis 2027 nicht barrierefrei: S-Bahnhof Diebsteich im Hamburger Westen
Hamburg taz | Genau betrachtet war Tagesordnungspunkt Nummer drei im
Verkehrsausschuss in Hamburg-Altona ein Witz. „S-Bahnhof Diebsteich –
Barrierefreiheit und weitere Planungen [1][im Kontext des neuen Bahnhofs
Altona].“ Denn Barrierefreiheit gibt es dort nicht, wenn der Bahnhof Ende
des Monats eröffnet wird. Es wird sie bis zur vollständigen Eröffnung 2027
nicht geben. Während der laufenden Bauarbeiten, so erklärten es die
Bahnmitarbeiter*innen, könne der Fahrstuhl nicht eingebaut werden. Wenn es
mit den Bauarbeiten länger dauern sollte – und alles andere wäre
erstaunlich – dann kann man als Rollstuhlfahrende*r den S-Bahnhof
Diebsteich für ein paar Jahre von seiner geistigen Landkarte streichen.
Dabei ist die Bahn zu Barrierefreiheit verpflichtet. Eigentlich.
Fragt man diejenigen, die sich für Barrierefreiheit einsetzen, sind sie vor
allem eines: bestürzt. Wieso geht das? Einen Bahnhof zu bauen und all
denen, die ihn nicht erreichen können, nicht mehr zu sagen als: Sorry, du
musst leider draußen bleiben. „Es macht einen so wütend“, sagt Chrisdian
Wittenberg von [2][Ute, Verein für den engagierten Umgang mit Behinderung].
Und: „Ich dachte, Barrierefreiheit sei jetzt verpflichtend.“ David Lebuser,
der bei „sit n’skate“ Rollstuhlsportangebote organisiert, ist
desillusioniert: „Selbst da, wo es die Verpflichtung gibt, wird sie nicht
eingehalten“, sagt er. Die Beschwerdewege seien ein Dschungel. „Als
Otto-Normal-Behinderter ist es schwierig, sich jedes Mal einzuarbeiten.“
Die Liste der Empörten lässt sich fortsetzen: Von der Senatskoordinatorin
für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung hin zu den Mitgliedern
des Altonaer Mobilitätsausschusses. Nur: außer Empörung kommt – nichts. Die
Bahn, und das macht es mühsam, tut nichts Verbotenes. Eineinhalb Jahre ohne
Zugangsmöglichkeit für Rollstühle, Kinderwägen und Rollatoren sind erlaubt
– schließlich winkt danach eine Lösung. „Es ist eine Frage von good will�…
sagt Karl-Peter Naumann vom Interessenverband Pro Bahn. Er findet, dass die
Bahn Rollstuhltaxis bereitstellen könnte, um Fahrgäste zur nächsten
Haltestelle zu bringen.
## Erschöpft im Rechtfertigungsdschungel
Andere wollen mehr. Die [3][Aktivist*innen von Prellbock Altona]
fordern, einen Fahrstuhl und Rolltreppen provisorisch einzubauen. „Wenn man
das will“, sagt Prellbock-Sprecher Michael Jung, ließe sich das machen. Die
Bahn erklärt, das ginge nicht. „Die Personenunterführung, in die der Aufzug
eingebaut werden soll, ist mit den fortlaufenden Arbeiten für den neuen
Bahnhof und den weiteren Gleiszugängen verbunden“, schreibt eine
Sprecherin. Es steht also Wort gegen Wort. Kein Wunder, denkt man, dass die
Aktivist*innen erschöpft sind im Rechtfertigungsdschungel.
Und die Politik? Natürlich könnte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher
(SPD) der Bahn und dem Bund als Geldgeber aufs Dach steigen, sagt Michael
Jung. Aber weil man in Hamburg auf Geld für U-Bahn-Projekte hoffe, sei das
sehr, sehr unwahrscheinlich. Kreative Lösungen muss also nicht die Bahn
finden – sondern die Fahrgäste, die mit Rollstuhl, Kinderwagen oder
Rollator vom Fleck kommen wollen.
2 Feb 2025
## LINKS
[1] /unbeteiligt/!5899104
[2] https://www.ute-ev.de/
[3] /Buergerinitiative-gegen-Bahnhofsverlegung/!6034396
## AUTOREN
Friederike Gräff
## TAGS
Diebsteich
Altona
Menschen mit Behinderung
Barrierefreiheit
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Deutsche Bahn
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Verkehr
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