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# taz.de -- Künstliche Intelligenz an Hochschulen: Zauberwort und Risiko
> Die Hochschulen beschäftigen sich zunehmend mit künstlicher Intelligenz.
> Das führte zu Euphorie – und der Sorge, durch KI das Lernen zu verlernen.
Bild: Außen alt, innen mit neuen Fragen konfrontiert: ein Gebäude der Univers…
Osnabrück taz | Es gibt Neuland, an dem scheiden sich die Geister. Die
künstliche Intelligenz (KI) ist ein solches Neuland. Seine Erschließung,
oft begleitet von euphorischer Goldgräberstimmung, erzeugt Kontroversen.
Manche sehen in KI einen Segen, von der [1][besseren Krebsdiagnostik] bis
zum sichereren Auto. Andere erwarten, dass sie sich als Fluch erweist, der
zum Rüstungswettlauf autonomer Waffen und zur [2][Big-Brother-Ausspähung]
durch ausufernde People Analytics führt
KI habe „in nahezu alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens“
Einzug gehalten, konstatiert der Deutsche [3][Ethikrat] Anfang 2023 in
seiner Stellungnahme „Mensch und Maschine – Herausforderungen durch
Künstliche Intelligenz“. Er zeigt allen, die sich der KI bedienen, als wäre
sie ein Claim am Klondike, Grenzen auf: „Der Einsatz von KI muss
menschliche Entfaltung erweitern und darf sie nicht vermindern“, mahnt
Alena Buyx, die Vorsitzende des Rates. „KI darf den Menschen nicht
ersetzen.“
[4][Künstliche Intelligenz] ist also nicht nur eine Frage der Technik und
Informatik, der Rechtsprechung und Wirtschaft. Sie ist auch eine Frage für
Philosophen. Um die Chancen und Risiken auszuloten, die sie mit sich führt,
braucht es viele Disziplinen: Eine Aufgabe für die Hochschulen.
Einer der größten niedersächsischen Hotspots ist der [5][„KI-Campus“ der
Universität Osnabrück]. Angedockt ist eine [6][Außenstelle] des
[7][Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz]. Zudem gibt es
das [8][„Joint Lab Künstliche Intelligenz & Data Science“], ein
Schulterschluss der Universität mit dem Potsdamer Leibniz-Institut für
Agrartechnik und Bioökonomie. Rund 200 WissenschaftlerInnen arbeiten in
alldem zusammen.
Auch das [9][„Coppenrath Innovation Centre“](CIC) ist Teil dieses
KI-Clusters. Es vernetzt Industrie, Wissenschaft, Handwerk, StartUps und
Dienstleister und tritt an, für Niedersachsen „Leuchtturmcharakter“ zu
erlangen. Die Reise der KI habe „gerade erst begonnen“, betont das
[10][Institut für Kognitionswissenschaft der Uni Osnabrück] auf seiner
Website. Es gebe „eine enorme Anzahl offener Probleme, die gelöst werden
müssen, um diese Reise erfolgreich fortzusetzen“.
## Norddeutschland holt auf
„Da geht es natürlich auch um die Sicherheit personenbezogener Daten“, gibt
Professor Kai-Uwe Kühnberger, Institut für Kognitionswissenschaft und
Vizepräsident der Universität Osnabrück für Forschung, gesellschaftlichen
Dialog und Transfer, der taz ein Beispiel. „Wem gehören sie? Wer kann sie
nutzen? Viele Firmen sitzen ja da drauf wie auf einem Goldsack.“ In Sachen
KI habe der wissenschaftliche Norden Deutschlands, zumal Niedersachsen,
gegenüber Städten wie Stuttgart oder München, wie Karlsruhe oder Tübingen,
„ein wenig nachzuholen“, sagt Kühnberger. Aber jetzt gehe hier „etwas au…
und das entwickle sich „extrem gut“.
KI soll unser Leben einfacher und lebenswerter machen. Aber wird mein Leben
einfacher, wenn ich mich fragen muss, wie selektiv die Filterblase ist, in
der mich die Macht der Algorithmen einschließt? Wird mein Leben
lebenswerter, wenn mir die KI, statt mir nur stupide, gefährliche Arbeit
abzunehmen, womöglich den ganzen Job raubt?
„Sicher, es können heutige Arbeitsplätze verloren gehen“, sagt Kühnberge…
„Aber es kommen auch neue hinzu. Gänzlich ermessen lässt sich das noch
nicht. Aus früheren Transformationsprozessen dieser Art wissen wir jedoch:
Gesamtzusammenbrüche gab es keine.“ Es gebe immer zwei Seiten: „Nehmen wir
ein autonomes Fahrzeug. Sicher, es könnte einen Unfall verursachen.
Andererseits gibt es Menschen, die nicht mehr selbst fahren können, neue
Freiheit.“
Kritische Distanz ist bei alldem wichtig, sagt Kühnberger. In Osnabrück
findet sie auch in der Forschungsgruppe „Ethik und kritische Theorien der
KI“ statt, die sich im Institut für Kognitionswissenschaft damit
beschäftigt, „was in der KI-getriebenen Transformation unserer
Gesellschaften sozial und politisch auf dem Spiel steht“, fokussiert „vor
allem auf Strukturen von Macht und Ausbeutung“.
## Kompetenzverlust befürchtet
Neuland zu betreten, neues Wissen zu generieren, ist eine der Kernaufgaben
von Universitäten. Aber was, wenn die KI hier altes Wissen reduziert?
Professorin Gabi Reinmann, Universität Hamburg, Psychologin und Leiterin
des [11][Hamburger Zentrums für Universitäres Lehren und Lernen], fürchtet,
dass genau das geschieht. Im Herbst 2023 hat sie ein Diskussionspapier dazu
veröffentlicht: „Deskilling durch Künstliche Intelligenz? Potenzielle
Kompetenzverluste als Herausforderung für die Hochschuldidaktik“.
Sie komme zu dem Schluss, schreibt sie darin, „dass Kompetenzverluste durch
den Einsatz von generativer KI in Studium, Lehre und Forschung theoretisch
möglich sind und individuelle sowie kollektive Folgen haben können“. Sie
setzt auf eine „Renaissance der menschlichen Vernunft als Gegengewicht zur
künstlichen Intelligenz, eine Aufwertung sozialer Beziehungen als
Gegengewicht zur Mensch-Maschine-Relation“.
Kühnberger versteht Reinmanns Besorgnis. „Wir müssen zweigleisig fahren,
das eine nicht aufgeben wegen des anderen“, sagt er. „Früher dauerten
solche Umbrüche viele Generationen. Heute geht das rasend schnell. Das muss
man sehr verantwortungsvoll handhaben, sehr sensibel.“
28 Feb 2024
## LINKS
[1] /Genetikerin-ueber-Diagnose-KI/!5970377
[2] /FAQ-zum-neuen-AI-Act-der-EU/!5991054
[3] /Ethikrat/!t5018725
[4] /Schwerpunkt-Kuenstliche-Intelligenz/!t5924174
[5] https://www.uni-osnabrueck.de/forschung/ki-campus/
[6] https://www.dfki.de/web/ueber-uns/standorte-kontakt/osnabrueck-oldenburg
[7] https://www.dfki.de/web
[8] https://www.atb-potsdam.de/de/forschung/netzwerke/verbuende/joint-lab-kids
[9] https://www.cic-os.de/
[10] https://www.ikw.uni-osnabrueck.de/startseite.html
[11] https://www.hul.uni-hamburg.de/
## AUTOREN
Harff-Peter Schönherr
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