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# taz.de -- Rechtsextreme, Antisemitismus, SUVs: Demokratie heißt halbleeres G…
> Die Rechtsextremen tummeln sich im Fernsehen, in Landes- und in
> Jugendverbänden. Demokraten reagieren stumpf – aber richtig.
Bild: Demo gegen Rechtsextremismus unter dem Motto „Wir sind die Brandmauer�…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Haltlose Gerüchte, Michelle Obama werde Trump noch
abfangen.
Und was wird besser in dieser?
Vielleicht sieht sie es ein.
Die [1][Proteste gegen Rechtsextremismus] rissen in der vergangenen Woche
nicht ab. Was kann daraus entstehen?
Demokratie ist, wenn alle das Glas halb leer haben. Im Idealfall, mehr kann
sie nicht. Davon ist dies Land Lichtjahre entfernt, das soziale Gefälle
brutal, Bildungsnot, Kinderarmut, you name it. Außerdem macht sich auf
Pappschildern nicht sonderlich mitreißend: „Mit geht’s okay, ich kann noch
was abgeben.“ Die Autoritären kapern die Neigung der Deutschen zum
Gemeinwohl und definieren schon mal durch, wer alles rausfliegt, damit der
Rest Gemeinwohl hätte. Die Demokraten reagieren stumpf: Sie grenzen auch
aus, verständlich – Rechte, Rechtsextreme, AfD, Nazis. Es ist halt
leichter, gegen etwas oder jemanden zu demonstrieren, als für – das halb
leere Glas. Aber da geht es lang.
AfD-Chef Tino Chrupalla war bei Markus Lanz zu Gast. Muss man der AfD diese
Plattform geben?
Die Wellen um solche Auftritte entstehen in hinreichend übel beleumundeten
Schnatterklappen wie X. Im Fernsehen selbst würde es genügen, ungefähr alle
politischen Gäste so distanziert anzufassen wie die Schlammcatcher, die
auch um der erhofften Sauereien willen eingeladen werden. In den digitalen
Medien haben Durchfallerhitzer die Oberhand. Solange dort keine
„Verantwortung im Sinne des Pressegesetzes“ einkehrt, sind Debatten über
das Seniorenmedium TV ziemlich retro.
Die Jugendorganisation der AfD, die Junge Alternative (JA), gilt weiterhin
als gesichert rechtsextrem eingestuft. Gut so oder nur ein Tropfen auf den
heißen Stein?
Die Hoffnung, verfassungsschützende Maßnahmen stärkten Kräfte in der AfD,
die Partei auf legalistisch zu schminken, sind vorbei und hießen
bestenfalls Meuthen. Stattdessen fabulieren Rassisten zunehmend
unverhohlen. Gegen die als „gesichert rechtsextrem“ eingestuften
Landesverbände und die JA sind im nächsten Schritt
„Vereinsverbotsverfahren“ juristisch möglich; ob es für ein Parteiverbot
auf Bundesebene reicht, scheint offen. Das Parteiverbot kann blamabel
scheitern, noch mehr Märtyrerweihrauch verbreiten und ist angesichts der
Wählerstimmen grenzwertig. Andererseits: Hätten unsere Ahnen etwa 1931/1932
auch nur den Versuch zuwege gebracht, könnte man ausnahmsweise mal stolz
sein.
Ein Student der Freien Universität [2][hat einen jüdischen Kommilitonen
krankenhausreif geprügelt]. Die Lage an den Unis im Zusammenhang mit dem
Nahostkonflikt spitzt sich immer weiter zu. Wie kann man diese Situation
entschärfen?
Wer, wie hier, außerhalb der Uni einen Kommilitonen gewaltsam angreift,
begründet den Verdacht, dies auch auf dem Campus zu tun: Hausverbot. Das
entschärft nicht die Lage, aber die Bedrohung jüdischer Studierender. Das
hat Vorrang.
Das Bundeswehr-Kriegsschiff „Hessen“ ist auf dem Weg ins Rote Meer, um
Handelsschiffe vor den Huthi-Rebellen zu schützen. Wer gewinnt?
Die Beigeräusche beunruhigen: „Der ernsthafteste Einsatz der deutschen
Marine seit Jahrzehnten“, wird der Inspekteur vielfach zitiert. Da kann man
würfeln, ob es ein Risiko anzeigt oder uns ans Risiko gewöhnen soll.
Touristen mit SUVs zahlen in Paris künftig deutlich mehr fürs Parken. Gute
Idee?
Die „Tagesschau“ schreibt hier von „schweren Stadtgeländewagen“. Merks…
selbst, hm?
Der Straßenkarneval hat begonnen, und die Narren stürmen wieder Rathäuser.
Was könnten sie als Nächstes besetzen?
Wenn der Karneval nicht wäre, könnte man grundsätzlich über die Abschaffung
des Februars diskutieren.
Das DFB-Pokal-Viertelfinale zwischen Saarbrücken und Mönchengladbach wurde
nach anhaltenden Regenfällen abgesagt. Wer ist schuld?
Die Drainage. Wahrscheinlich liegt’s am Drainer. ’tschuldigung.
Spornstreichs hat der Stadtrat nun zwei Millionen Euro bewilligt, um den
Rasen zu den Fans oder auch die Fans zum Rasen zu bringen. Jedenfalls:
[3][Drittligist Saarbrücken hat hier neulich den FC Bayern aus dem Pokal
geworfen] und genießt nun großen politischen Rückhalt. Außer bei den
örtlichen Grünen, die monieren, dass rings ums Stadion der gemeine Fan auch
gerne mal ausläuft und Anwohner verärgert. Und der AfD, die „das Geld der
Bürger verpulvert“ sieht. Funfact: Nach den DFB-Regularien darf der Klub
nicht in ein Stadion nebenan in Frankreich ausweichen. Schade.
Und was machen die Borussen?
Da es jetzt den Retortenklub RB Leipzig gibt, kann man vollen Herzens zum
ehedem Retortenklub Leverkusen halten, damit Bayern nicht Meister wird. Das
ist Fortschritt.
Fragen: Livio Koppe
11 Feb 2024
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## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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