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# taz.de -- Krankheit und Streik: Geld, Geld, Geld
> Der hohe Krankenstand kostet die deutsche Wirtschaft Geld, die Lokführer
> wollen mehr davon und die Partei „Die Heimat“ bekommt keins mehr vom
> Staat.
Bild: Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer …
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Neue Parteien mit alten Inhalten.
Und was wird besser in dieser?
Umgekehrt wär schön.
[1][Donald Trump] hat die nächsten Vorwahlen der Republikaner gewonnen. Was
würde seine erneute Präsidentschaft bedeuten?
Robert Habecks Wendung von der „dienenden Führungsrolle“ ist mit bloßem
Auge schon jetzt von der „führenden Dienerrolle“ nicht zu unterscheiden. Ab
Trump wird das richtig gefährlich.
[2][Die rechtsextreme Partei „Die Heimat“] wird von der staatlichen
Förderung ausgeschlossen. Kommt die AfD als Nächstes dran?
Die NPD wurde im zweiten Verbotsverfahren als erwiesen verfassungsfeindlich
trotzdem begnadigt. Weil: bedeutungslos. Dieses Testat: Der Staat nährt die
Natter an seiner Brust – fehlt bei der AfD, weil sie bisher nur „unter
Beobachtung“ steht. Und da geht’s ihr mal wieder prima, denn so kann sie
sich gegen den bösen Staat wehleidig vermärtyrern – und zugleich den
Rekordanteil von 48 Prozent Staatskohle einstreichen. Originell für eine
Partei, die Bürgergeldempfänger zu Zwangsarbeiten verpflichten will. Bevor
nun Frau Weidel durch den Stadtpark feudelt – wovor der Stadtpark unbedingt
zu schützen wäre –, bräuchte es also den Nachweis der
Verfassungsfeindlichkeit, und dann könnte die Partei auch gleich verboten
werden. Sicherheitshinweis: Parteienfinanzierung ist zwar tückisch, doch
ohne sie kann Politik eine Milliardärstombola werden wie etwa in den USA.
Ganze sechs Tage dauert [3][der neueste Streik der GDL-Lokführer]. Haben
Sie Verständnis dafür?
Ich habe ja auch kein Verständnis für das, was die Bahn liefert, wenn sie
nicht bestreikt wird: Auch gar nicht mal so viel. Lokführerführer Claus
Weselsky zerfällt in zwei Hälften – den letzten Helden der Arbeiterklasse,
und einen populistischen Honk, der von „Lügenpresse“ und „Nieten in
Nadelstreifen“ schallert. Wenn die Bahn nicht in der Lage ist,
marktgerechte Tarifverträge abzuschließen, liegt es an der maroden
Performance des Unternehmens. So gesehen haben wir Bahnkunden nix von
Lohnerhöhung und Arbeitszeitverkürzung. Aber auch nix dagegen.
Laut einer neuen Studie hat es in der evangelischen Kirche in Deutschland
mehr sexualisierte Gewalt gegeben als bisher angenommen. Ist es an der
Zeit, das progressive Bild der evangelischen Kirche abzulegen?
Gelebte Ökumene. Wo bisher die Evangelen oft für die Katholen mit
abgestraft wurden – Vertrauensverlust, Kirchenaustritte –, schwang die Idee
mit, die seien ja eigentlich nicht so schlimm. Daran glaubte vor allem die
Evangelische Kirche selbst. Nun werden gerade ihre föderale Struktur und
das demokratische Selbstbewusstsein der Protestanten als Gründe benannt,
warum sie nichts merkten und taten. Betroffene fordern, die Kirchen – und
ihre Opfer – nicht mehr sich selbst zu überlassen. Also den Staat. Mal
schön das Dorf in die Kirche lassen.
Der hohe Krankenstand im vergangenen Jahr hat die deutsche Wirtschaft einer
Studie zufolge in die Rezession gedrückt. Brauchen wir doch mehr KI am
Arbeitsplatz?
Na klar, und ohne Lieferkettenprobleme, hohe Energiepreise, verschnarchte
Innovationen und überzogene Dividendenausschüttungen ginge es der deutschen
Wirtschaft gleich nochmal so gut. Wie hier ein hochkompliziertes Phänomen
sicherheitshalber einfach der Belegschaft in die Pantoffel geschoben wird,
ist schon eher künstliche Dummheit. Nach Corona nehmen die Leute
Atemwegserkrankungen und Grippe ernster, und auf Platz zwei der
Krankschreibungen kommen psychische Probleme. Logisch, wenn man immer an
allem schuld ist.
Und was machen die Borussen?
Laufen zum Holocaust-Gedenktag mit einer „we remember“-Beflockung der
Trikots auf. Kann man anschließend kaufen für einen guten Zweck.
28 Jan 2024
## LINKS
[1] /US-Vorwahlen-in-New-Hampshire/!5987878
[2] /Urteil-zur-NPD-Parteienfinanzierung/!5984461
[3] /Bahn-Angestellte-ueber-den-Streik/!5984520
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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