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# taz.de -- Protest und die AfD: Der Kleber ist aus
> Die Letzte Generation will künftig auf Klebeaktionen verzichten. Ein Sieg
> der Autofahrer? Nein, findet unser Kolumnist. Gewonnen haben die Medien.
Bild: Protest statt Kleben: Die Letzte Generation unterstützt den Protest „H…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Taylor Swift ziert sich, Joe Biden zu unterstützen.
Und was wird besser in dieser?
Olaf Scholz sucht Handynummer von Helene Fischer.
Statt Bargeld sollen Asylsuchende in Deutschland bald [1][eine Bezahlkarte]
bekommen. Was bringt das wem?
Behörden reklamieren Verwaltungsvereinfachung, automatische Scannerkassen
im Supermarkt sind eh stumpf für entkartete Kunst. Hinter diesen
Sachargumenten wabert ein Bild vom prassenden Proll, das diskriminierend
gelesen wird und wirkt: Belastbare Zahlen, wie viel Bargeld tatsächlich ins
Ausland ging, wurden nicht vorgebracht. Und unter uns: Wer von rund 400
Euro im Monat noch Bares für die Lieben daheim abhungert, sollte eher mit
der Ehrenbürgerschaft von Schwaben belohnt werden. Stattdessen feiern
ostdeutsche Pilotversuche die Abwanderung von Flüchtlingen als „Erfolg“.
Das legt sich, wenn es keine Barzahlerkreise mehr gibt. Wer ganz fest
glaubt, dass in den Elendslagern bei Sfax morgens als Erstes die
Bild-Zeitung gelesen wird, glaubt auch an eine „Abschreckung“. Immerhin –
jetzt verdienen die Banken auch am Asylanten.
[2][Dava, eine Partei mit Nähe zum türkischen Präsidenten Erdoğan], hat
sich gegründet. Welcher Promi sollte die nächste Partei gründen?
In Deutschland gibt es vier anerkannte „ethnische Minderheiten“ mit
politischen Vorrechten: Roma und Sinti, Sorben und die Dänen und Friesen,
politisch vertreten vom Südschleswigschen Wählerverein. Kriterium dafür
sind eigene Sprache, Kultur, Geschichte – und deutsche Staatsbürgerschaft.
So weit, so Türke. Schwammig wird’s beim „traditionellen Siedlungsgebiet�…
„in der Regel seit Jahrhunderten“. Sorben und Roma und Sinti haben bisher
keine eigene politische Repräsentation errungen, das kann man als gelungene
Integration werten – brauchen sie nicht? Oder als anhaltende
Diskriminierung. Bei der türkischen Minderheit: beides. Auf diesem
Konflikt, der auch ordentlich Rassismus enthält, möchte etwa die
Bild-Zeitung ein braunes Süppchen wärmen und versucht, der Dava Mesut Özil
als Chefmaskottchen reinzuquatschen.
[3][Die Letzte Generation] will sich nicht mehr festkleben. Haben die
Autofahrer*innen gewonnen?
Nö, die Medien. Die Aggro-Bauern erdreisteten sich, unter dem Jubel breiter
Öffentlichkeiten „Passierscheine“ auszustellen, während Klimakinder in den
bayerischen Knast wanderten. Fazit: Hetze siegt. Letztlich wurden Leute
gegen die KlimaaktivistInnen aufgebracht, die ihren Anliegen wohlgesonnen
gegenüberstanden. Klingt scheißliberal, stimmt aber leider: Vermutlich gibt
es hinter aller Demagogie eine breite Mehrheit für Klimaschutz. Die gilt es
zu organisieren. Muss ja nicht so lange dauern und so schiefgehen wie bei
den Grünen.
AfD-Vorsitzende Alice Weidel sprach in einem Interview von einem „Dexit“,
also einem Austritt Deutschlands aus der EU. Nichts von den Briten gelernt?
„Sie hassen Deutschland“, schallern AfD-Trompeten aus jedem Fenster gegen
jeden Gegner. Um dann schicke Ideen vorzulegen, was man ungefähr tun
müsste, wenn man Deutschland hasst: Staatsbürger rausschmeißen, innere
Konflikte schüren, den Export durch EU-Austritt ruinieren, eine Eurokrise
lostreten und Kopftücher für Mädchen. Ist das vielleicht die geheime
Erdoğan-Partei?
[4][Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA] sollen am
Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober in Israel beteiligt gewesen sein.
Zahlreiche Länder haben nun ihre Zahlungen eingestellt. Zu Recht?
UNRWA hat rund 12.000 Beschäftigte in Gaza, das hilft vor allem den
Beschäftigten selbst. Sie bilden das Schul- und Gesundheitssystem, dass die
Hamas-Diktatur nicht herstellt und Israel schön egal ist. Zugleich muss
UNRWA seine Arbeit mit Hamas koordinieren und so gestalten, dass Israel
nicht bedroht wird. Wer dieser international kontrollierten Organisation
den Stecker zieht, sollte schon einen Vorschlag haben, wer denn künftig der
Staat-im-Nicht-Staat sein soll.
Und was machen die Borussen?
Mit Marco Reus könnte der letzte „Dortmunder zum Sehen“ im Sommer den BVB
verlassen. Nach Zorc, Ricken und dem als Kind zugezogenen Götze war immer
ein „Gebürtiger“ im Team. Schluss.
Fragen: Clara Loeffler
4 Feb 2024
## LINKS
[1] /Bezahlkarte-fuer-Asylbewerber/!5985775
[2] /AKP-Ableger-Dava/!5987757
[3] /Neue-Strategie-der-Letzten-Generation/!5985711
[4] /Harsche-Kritik-an-UNRWA-Arbeit/!5985999
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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Schwerpunkt AfD
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