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# taz.de -- Work-Life-Balance: Ehrenamt statt Yogamatte
> Angestellte sind immer häufiger gestresst. Helfen Massagen, mehr
> Achtsamkeit oder Schlafapps? Eine neue Studie kommt zu überraschenden
> Ergebnissen.
Bild: Gut für's Wohlbefinden: Mal die Beine baumeln lassen oder sich freiwilli…
Die Frage, was Angestellte wollen, treibt Arbeitgeber um – spätestens seit
die Generation Z abenteuerliche Dinge wie Work-Life-Balance fordert. Da der
Vorschlag, [1][weniger zu arbeiten], für viele aber noch zu abenteuerlich
klingt, sucht man stattdessen nach Wegen, um die Belastung während der
Arbeit selbst zu reduzieren.
Das gilt auch für die Forschung, die Arbeit längst als gefährlichen
chronischen Stressfaktor identifiziert hat, bislang allerdings mit
gemischten Resultaten. Deshalb werden mehr Studien benötigt, die den Erfolg
verschiedener Konzepte über Firmen hinweg vergleichen.
## Die Studie
Ein im Januar im [2][Industrial Relations Journal veröffentlichtes Paper]
vergleicht, was 46.336 Angestellten aus 233 britischen Unternehmen in einer
Vielzahl von Fragebögen berichten. Dabei findet die Studie viele
unterstützende Programme: Von Achtsamkeit bis Zeitmanagement boten
Unternehmen Kurse für Resilienz oder Stressbewältigung an. Ebenso wurden
Termine mit Coaches und Masseur*innen oder Apps für Fitness und Schlaf
offeriert.
Doch mit Blick auf das erklärte Wohlbefinden der Angestellten stellt die
Studie fest: Denjenigen in den Programmen ging es im Schnitt keinen Deut
besser als den anderen. Manchmal schlechter. Dabei gab es eine
bemerkenswerte Ausnahme: Angestellte mit Option zu [3][freiwilligem
Engagement] waren zufriedener mit dem Arbeitgeber und dem Leben. Sie
berichteten von einer besseren mentalen Gesundheit und waren mit mehr
Leidenschaft im Beruf dabei.
Die Studie testete weitere Einflussfaktoren wie Alter, Arbeitspensum oder
Sorgearbeit und die alternative Erklärung, dass Angestellte, die sich für
Kurse zu mentaler Gesundheit eingeschrieben hatten, allgemein unglücklicher
sein könnten. Die Forschenden stellten fest, dass besonders gestresste
Mitarbeitende am ehesten von Interventionen profitieren und dass Engagement
die Variable ist, die am ehesten wirkt. Besonders Zeitmanagement kann bei
der Arbeit helfen. Was das Wohlbefinden der Angestellten angeht, blieb der
entscheidende Faktor allerdings eindeutig: freiwillige Arbeit.
## Was bringt’s?
Was Apps und Achtsamkeit uns individuell bringen, kann diese Studie nicht
beantworten. Aber sie zeigt, dass Individualisierung als Antwort auf
Arbeitsstress nicht ausreicht. Unternehmen sollten es sich offenbar zum
Ziel machen, mehr als nur den Arbeitsplatz zu bieten. Sinngebung.
Erfahrung. Gemeinschaft. Das passt zu den Erkenntnissen der Experimente zur
4-Tage-Woche, in denen es Menschen besser geht, sobald das
Arbeitsverhältnis im Leben weniger Platz einnimmt.
Es zeigt auch, dass man Stress im Idealfall nicht nur Stressbewältigung
entgegensetzt, sondern auch anregende Alternativen. Statt zu hoffen, dass
man die Work-Life-Balance schon irgendwie mit ein paar Stunden
hochkonzentrierter Entspannung erzielt, sollten wir einsehen, dass sie nun
mal vor allem eins braucht: Zeit zum Leben.
31 Jan 2024
## LINKS
[1] /Wandel-der-Arbeitswelt/!5984100
[2] https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/irj.12418
[3] /Anarchistisches-Ehrenamt-in-der-Ukraine/!5982677
## AUTOREN
Franca Parianen
## TAGS
Zukunft
Arbeit
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Stress
Achtsamkeit
Stress
Homeoffice
Arbeit
Feminismus
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