| # taz.de -- Andreas Scheuer kandidiert nicht mehr: Letzte Ausfahrt nach der Maut | |
| > Der frühere CSU-Verkehrsminister will nicht mehr für den Bundestag | |
| > kandidieren. An Rücktrittsforderungen hatte es ihm nie gemangelt. | |
| Bild: Ex-Verkehrsminister Scheuer präsentiert Aktenordner mit Vertragsentwürf… | |
| Der frühere Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) wird nicht mehr | |
| für den Bundestag kandidieren. Das kündigte Scheuer beim Neujahrsempfang | |
| seiner Partei am Wochenende in Passau an. Das von Scheuer zu verantwortende | |
| Pkw-Maut-Debakel hatte ihm Rücktrittforderungen in Serie eingebracht – und | |
| den Steuerzahlenden einen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe. | |
| Seit 2002 ist der heute 49-Jährige im Bundestag, von 2018 bis 2021 auch als | |
| Verkehrsminister in der Großen Koalition. In dieser Eigenschaft | |
| unterschrieb er [1][Verträge mit Unternehmen für die umstrittene Pkw-Maut | |
| für Ausländer:innen], obwohl ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs | |
| dazu ausstand. Die Richter:innen kassierten das Projekt, weil es gegen | |
| das Diskriminierungsverbot verstößt. Daraufhin kündigte Scheuer die | |
| Verträge. Die Unternehmen Eventim und Kapsch verlangten Schadenersatz in | |
| Höhe von 560 Millionen Euro. Mit ihnen einigte sich die Ampelregierung | |
| später auf einen Vergleich in Höhe von 243 Millionen Euro. | |
| Für Scheuer bleibt das zumindest finanziell folgenlos. Das FDP-geführte | |
| Bundesverkehrsministerium hat prüfen lassen, ob es den CSU-Politiker in | |
| Regress nehmen kann. Das wird nicht geschehen. [2][Das Ministerium folgt | |
| einem Gutachten, das mangels Erfolgsaussichten von einer Schadenersatzklage | |
| abgeraten hat]. Bereits im Jahr 2020 hatte die Berliner Staatsanwaltschaft | |
| es abgelehnt, im Zusammenhang mit der Mautaffäre gegen Scheuer ein | |
| Verfahren wegen Untreue einzuleiten. | |
| ## Ein Skandal versteckt den anderen | |
| Durch das Mautdebakel sind andere Fauxpas des Verkehrsministers in den | |
| Schatten getreten, etwa Scheuers Verteidigung der Autohersteller im | |
| Dieselskandal oder der zweifelhafte Rückruf der Reform der | |
| Straßenverkehrsordnung. Scheuer hatte einen Formfehler seines eigenen | |
| Ministeriums angeführt, um härtere Strafen für Auto-Raser:innen zu | |
| entschärfen. | |
| Trotz der Mautaffäre hatte die CSU Scheuer auf Platz 3 der Landesliste für | |
| die Bundestagswahl 2021 gesetzt. Obwohl er in seinem Wahlkreis Passau | |
| massiv an Stimmen verloren hat, konnte er 2021 sein Direktmandat mit rund | |
| 30 Prozent der Stimmen verteidigen. Heute hat sein Rückhalt in der CSU | |
| nachgelassen. Bereits im vergangenen Jahr hatte [3][Scheuer nicht erneut | |
| für den Vorsitz der CSU Niederbayern kandidiert]. Beobachter:innen | |
| gehen davon aus, dass er eine Abstimmung gegen seinen Nachfolger, den | |
| bayerischen Verkehrsminister Christian Bernreiter, verloren hätte. | |
| Welche Pläne Scheuer für die Zukunft hat, ist unklar. Auf eine | |
| entsprechende taz-Anfrage antwortete sein Bundestagsbüro nicht. | |
| 29 Jan 2024 | |
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| [1] /Ex-Verkehrsminister-im-U-Ausschuss/!5663641 | |
| [2] /PKW-Maut-der-CSU/!5981785 | |
| [3] /Maut-Debakel-der-Union/!5942093 | |
| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
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