| # taz.de -- Krieg in Nahost: Zehn Mal mehr Waffen für Israel | |
| > Deutschland will Panzermunition an Israel liefern. Die Linke | |
| > solidarisiert sich mit Israels Friedensbewegung und fordert einen | |
| > Waffenstillstand. | |
| Bild: Der Abgeordnete Ofer Cassif (Chadash-Partei) will sich der Klage vor dem … | |
| Berlin taz | Südafrikas Genozid-Klage gegen Israels Krieg sorgt dort für | |
| innenpolitische Turbulenzen. Nachdem der Abgeordnete Ofer Cassif von der | |
| linken Chadash-Partei ankündigte, sich der Klage Südafrikas vor dem | |
| Internationalen Gerichtshof in Den Haag anzuschließen, lief die Rechte im | |
| israelischen Parlament Sturm. Sie beschuldigte Cassif des „Hochverrats“, | |
| und 85 von 120 Abgeordneten unterzeichneten eine Petition, die seinen | |
| Ausschluss aus der Knesset forderte. Die Petition, die damit eine Mehrheit | |
| fand, war von einem Oppositionspolitiker der extrem rechten Partei Yisrael | |
| Beitenu („Unser Haus Israel“) eingebracht worden. | |
| [1][Auch die israelische Friedensbewegung], die gegen den Krieg auf die | |
| Straße geht, ist unter Druck. Am Dienstag löste die Polizei in Tel Aviv | |
| eine kleine Kundgebung von Gegnern des Gaza-Kriegs gewaltsam auf. | |
| Videobilder in sozialen Medien zeigten, wie Polizisten den Demonstranten | |
| Schilder mit der Aufschrift „Stoppt das Massaker!“ entrissen. | |
| Der Vorstand der Linkspartei hat sich in dieser Woche mit Ofer Cassif und | |
| der Friedensbewegung in Israel solidarisiert. Der Ausschluss von Ofer | |
| Cassif „wäre ein Präzedenzfall, mit dem zukünftig auch anderen Abgeordneten | |
| gedroht werden könnte, die sich deutlich gegen Siedlungsbau und Krieg | |
| stellen“, sagte Janine Wissler der taz. In Zeiten wie diesen brauche es | |
| „klare Stimmen für den Frieden, Stimmen von Menschen, die sich für | |
| politische Gleichberechtigung aller und eine friedliche Lösung des | |
| Konfliktes und eine solidarische Welt einsetzen, so die Linken-Vorsitzende. | |
| „Wir erklären unsere Solidarität mit Ofer Cassif, dessen Abgeordnetenmandat | |
| aberkannt werden soll, obwohl er demokratisch gewählt wurde, sowie mit | |
| allen demokratischen Kräften in Israel, die sich für ein Ende des | |
| Gazakriegs, für eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts, für ein | |
| solidarisches Miteinander und gegen den Siedlungsbau einsetzen“, heißt es | |
| in dem Beschluss. | |
| ## Panzermunition für Israel | |
| Die Bundesregierung plant unterdessen, jetzt auch Panzermunition an Israel | |
| zu liefern, wie der Spiegel berichtet. Die beteiligten Ressorts hätten sich | |
| bereits „grundsätzlich geeinigt“, eine entsprechende Bitte der israelischen | |
| Regierung zu erfüllen, berichtete das Blatt. Das Kabinett von Benjamin | |
| Netanjahu hätte bereits im November konkret rund 10.000 Schuss | |
| 120-Millimeter-Präzisionsmunition für die israelische Armee angefragt. | |
| Seitdem hätten Kanzleramt, Wehrressort, Außen- und Wirtschaftsministerium | |
| darüber beraten. Da die Industrie die Munition nicht sofort liefern könne, | |
| könnte die Bundeswehr zunächst Munition aus ihren Beständen abgeben. Über | |
| Details des Vertrags wird noch verhandelt. | |
| Anfang Januar hatte das Wirtschaftsministerium bekannt gegeben, dass die | |
| Ampelregierung im vergangenen Jahr Rüstungslieferungen für insgesamt 326,5 | |
| Millionen Euro an Israel genehmigt hat – zehnmal so viel wie im Vorjahr. | |
| 2022 hatten die genehmigten Rüstungsexporte für Israel nur einen Umfang von | |
| 32,3 Millionen Euro. Der größte Teil der Exporterlaubnisse aus dem | |
| vergangenen Jahr geht nach Angaben des Wirtschaftsministeriums auf die Zeit | |
| nach dem 7. Oktober zurück. | |
| [2][Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)] hatte nach dem Angriff der | |
| islamistischen Hamas vom 7. Oktober immer wieder bekräftigt, dass [3][die | |
| Sicherheit Israels zur deutschen Staatsräson] gehört. Das für Waffenexporte | |
| zuständige Wirtschaftsministerium erklärte im November, dass als Konsequenz | |
| aus den Terrorattacken „Anträge auf Ausfuhr von Rüstungsgütern nach Israel | |
| prioritär bearbeitet und beschieden“ würden. | |
| Linken-Chef Martin Schirdewan kritisiert diesen Kurs: „Ich würde mir von | |
| Deutschland aus mehr Friedensinitiativen und den Einsatz für einen | |
| Waffenstillstand wünschen, nicht mehr Waffenlieferungen“, sagte er der taz. | |
| „Israel hat selbstverständlich das Recht, sich nach dem furchtbaren | |
| Massaker vom 7. Oktober zu verteidigen. Aber wenn man die Bilder aus Gaza | |
| sieht, das furchtbare Leid der Zivilbevölkerung, und dann sagt die Ampel: | |
| ‚Na klar liefern wir dafür Munition, wir verhandeln nur noch über den | |
| Preis‘, dann stimmt doch was nicht.“ | |
| 18 Jan 2024 | |
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| [2] /Appell-fuer-Waffenstillstand-in-Gaza/!5986550 | |
| [3] /Baerbock-im-Nahen-Osten/!5983908 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniel Bax | |
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