# taz.de -- KI und Journalismus: Grinsekater des Springer-Verlags | |
> Christoph Keese ist Mister KI beim Axel-Springer-Verlag. Beim | |
> Medienverband MVFP äußerte er sich zu seiner Vision für den Journalismus. | |
Bild: Christoph Keese, Geschäftsführer bei der Axel Springer hy GmbH, im Jahr… | |
Bei Axel Springer haben sie zwei Exemplare einer raren Spezies. Es geht um | |
Herren mittleren Alters, die allen Umständen zum Trotz stets gut gelaunt | |
und optimistisch sind. Und sich immer ganz vorneweg sehen. Einer der beiden | |
[1][ist natürlich Claus Strunz], der mal den Chefredakteur bei der Bild am | |
Sonntag machen durfte. Als Springer ihn plötzlich in die Provinz zum | |
Hamburger Abendblatt schickte, war Strunz offiziell voll dankbar für den | |
Move. Und erklärte prompt das Abendblatt zur drittwichtigsten Zeitung | |
Deutschlands. | |
Strunz schwatzte sich auch den nächsten Job als „Bewegtbildvorstand“ im | |
Konzern schön. Und das, obwohl Springer damals noch so gut wie kein | |
Bewegtbild hatte. Das kam später so richtig [2][mit Julian Reichelt und | |
Bild TV], für das Strunz dann offiziell verantwortlich war. Bloß dass das | |
mit Reichelt ja schnell vorbeiging und mit der alten Bild-Chefredaktion | |
auch Claus Strunz entsorgt wurde. „Über mögliche künftige Aufgaben im Hause | |
Axel Springer“ für ihn werde „zu einem späteren Zeitpunkt“ informiert, … | |
es im März 2023 in der offiziellen „Und raus bist Du!“-Pressemeldung hieß. | |
Falls wir nix übersehen haben, wartet Strunz noch immer auf den Zeitpunkt. | |
Bestens gelaunt, versteht sich. | |
Der absolute Spitzenreiter in Sachen Grinsekater ist aktuell aber Christoph | |
Keese. Der lenkt mittlerweile Springers Consulting-Gesellschaft Hy. Sie | |
berät Unternehmen laut Website beispielsweise beim „Aufbau eines | |
Matratzenrecycling-Ventures“ oder bei der „Implementierung eines digitalen | |
B2B-Marktplatzes für Malerbedarf“. In Wirklichkeit ist Keese aber natürlich | |
Mister KI und weiter Journalist, wie er Anfang der Woche beim Medienverband | |
MVFP klarmachte. | |
## Bisschen Werbespruch | |
„KI ist eine Kreativrevolution, und es sind die Kreativen, die sie | |
gewinnen!“ Schließlich habe auch Netflix kein neues Geschäftsmodell | |
entwickelt, „sondern das Erzählen neu erfunden“, sagt Keese. „Und zieht | |
sich nun wie eine Schnecke zurück und ist völlig aus der Puste“, sagt die | |
Mitbewohnerin. | |
Und weil laut Keese „das Verfassen redaktioneller Beiträge ja ohnehin nie | |
die größte Stärke des Journalismus“ war, kann das jetzt bitte schön die KI | |
übernehmen. Ernsthaft? Und Journalist*innen und die Verlage müssten | |
dann halt „liefern, was kein Bot liefern kann“. Allerdings weiß auch ein | |
Keese, dass aktuell gar nicht so feststeht, was nur Menschen können. „Nur | |
wer experimentiert, bleibt bestehen“, lautet daher seine „These 9“ an | |
diesem Tag. | |
Was ein bisschen nach Werbespruch für hy klingt. Immerhin hat Kesse auch | |
für den eigenen Laden eine Botschaft. KI ist nämlich disruptiv und stellt | |
alle bisherigen Regeln für Plattformen oder Werbefinanzierung in Frage. | |
„Und damit auch die Geschäftsmodelle digital transformierter Verlage“, sagt | |
Kesse in Richtung seines eigenen ach so digitalen Medienhauses Axel | |
Springer. Bestens gelaunt, versteht sich. | |
12 Jan 2024 | |
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## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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