| # taz.de -- Sprachphänomene auf Instagram: Hamlet in animalischen Lauten | |
| > Ein Linguist erklärt auf Instagram und Tiktok kuriose Sprachphänomene und | |
| > wie sie uns beeinflussen. Und Delfinisch lernen wir auch ein wenig. | |
| Bild: Was er uns wohl sagen möchte? | |
| A’E’I’A. So heißt die Delfinsprache des Linguisten Adam Aleksic. Er | |
| studierte an der Havard-Universität und betreibt nun einen | |
| Instagram-Account, auf dem er seinem Publikum nicht nur die Delfin-, | |
| sondern auch eine Vogel- und Hummersprache vorstellt, die Laute ins | |
| phonetische Alphabet transkribiert und so zum Beispiel Hamlet in | |
| animalischen Lauten wiedergibt. | |
| Zugegeben[1][, das klingt ziemlich schräg]. Aber Aleksic beschränkt sich | |
| nicht nur auf Videos mit Tiergeräuschen, sondern schafft auch Content, der | |
| für Nichtsprachwissenschaftler_innen interessant ist. Wie, wenn er die | |
| Herkunft verschiedener Wörter [2][der englischen Jugendsprache erklärt.] | |
| Dabei schafft er es anhand einzelner Sprachphänomene die [3][Wirksamkeit | |
| von Sprache] zu verdeutlichen. Das erklärt er daran, dass in der englischen | |
| (aber auch in der deutschen) Sprache Zeit linear von links nach rechts | |
| visualisiert wird. | |
| Das habe damit zu tun, wie man liest. So verstünden hebräische | |
| Sprecher_innen Zeit von rechts nach links. Menschen, die Mandarin sprechen, | |
| also von oben nach unten lesen, sprechen auch über Ereignisse, die in der | |
| Zukunft liegen, als „unten“. Das habe zur Folge, dass verschiedene Nationen | |
| Zeit vollkommen unterschiedlich wahrnehmen. | |
| ## Zukunftsorientierte Aktivitäten | |
| So haben Verben im Mandarin keine Zukunftsform, anders als etwa im | |
| Deutschen „Ich werde essen“. Eine Studie habe gezeigt, dass Menschen, die | |
| Sprachen ohne eine spezifische Zukunftsform sprechen, sich häufiger | |
| zukunftsorientierten Aktivitäten widmen – etwa für die Rente vorzusorgen | |
| oder nicht zu rauchen. Die alltägliche Sprache übt oft große Einflüsse auf | |
| unser Leben aus, die wir kaum bemerken können. Adam Aleksic unternimmt in | |
| seinen kurzen und schnellen Clips den Versuch, diese Einflüsse in unser | |
| Bewusstsein zu rücken. | |
| „Ich werde essen“ heißt auf Delfinisch im Übrigen I’E’A’A’E’E, … | |
| für Ihren nächsten Sommerurlaub gebrauchen können. | |
| 10 Jan 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Valérie Catil | |
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