Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Corona-Welle in Deutschland: Pirola auf dem Vormarsch
> Die Zahl der Covid-Infektionen in Deutschland steigt wieder. Also zurück
> zu Maske und Abstand? Hier die wichtigsten Fragen und Anworten.
Bild: Hier fühlt sich der Virus besonders wohl: Blick in die Berliner U-Bahn
Alles schnieft und hustet – haben jetzt eigentlich alle Corona?
Aktuell ist die Zahl der Corona-Infektionen so hoch wie seit anderthalb
Jahren nicht mehr. Zumindest legen das die verfügbaren Kontrollinstrumente
nahe. In der Abwasserüberwachung steigt die Infektionslast seit Juni
kontinuierlich an – der Höhepunkt ist offenbar noch nicht erreicht. Rund
ein Viertel der Atemwegserkrankungen dürften [1][laut Robert-Koch-Institut
(RKI) Sars-CoV-2-Infektionen] sein. Neben Corona kursieren aber auch noch
die jahreszeitlich typischen Rhinoviren mit etwa genauso vielen Fällen.
Außerdem nehmen seit zwei Wochen die RSV-Infektionen zu – vor allem bei
kleinen Kindern ist das die häufigste Ursache für Atemwegserkrankungen und
führte im vergangenen Winter zu [2][extremen Belastungssituationen in den
Kinderkliniken]. Zusätzlich erwarten Mediziner*innen für die kommenden
Wochen auch noch den Beginn der Influenzawelle.
Wie ansteckend ist Corona noch mal?
Weiterhin gilt der Kontakt zu einer infizierten Person in einem Abstand bis
zu 1,5 Metern beziehungsweise in schlecht belüfteten Innenräumen [3][als
besonders risikoreich]. Die aktuell in Deutschland kursierenden
Virusvarianten gelten teils als ansteckender als vorherige Varianten,
schwerere Verläufe wurden aber bisher nicht beobachtet. Die [4][Variante
Pirola ist derzeit auf dem Vormarsch], sie kann mit ungewöhnlicheren
Symptomen wie Hautausschlag und Hautreizungen einhergehen.
Sollte ich wieder Maske tragen?
Diese Entscheidung ist bis auf wenige Ausnahmen eine ganz individuelle.
Eine Maskenpflicht gibt es grundsätzlich nicht mehr, medizinische und
Pflegeeinrichtungen können eigene Regeln aufstellen. Angesichts des hohen
Krankenstands müssen Besucher*innen und Mitarbeiter*innen in
einigen Kliniken wieder Maske tragen. Bundesgesundheitsminister Karl
Lauterbach hatte außerdem jüngst via Kurznachrichtendienst dazu aufgerufen,
in Bus und Bahn „lieber noch mal Maske“ zu tragen. Der Intensivmediziner
Christian Karagiannidis empfiehlt Risikopatient*innen wie
Lungenerkrankten und Menschen mit Transplantationen, sich mit Masken zu
schützen.
Weihnachtsfeier und Co: Sind wir mit negativen Tests safe?
Sicherer als ohne Tests gewiss. Grundsätzlich sind Schnelltests für den
Hausgebrauch aber unterschiedlich sensitiv und nicht so zuverlässig wie
PCR-Tests. Vor allem vor dem Kontakt zu Risikopatient*innen wird
[5][eine Mehrfachtestung,] möglichst mit [6][unabhängig validierten Tests],
empfohlen. Das gilt insbesondere für Menschen mit Erkältungssymptomen.
Denen empfiehlt das RKI ohnehin, „drei bis fünf Tage und bis zur deutlichen
Besserung der Symptomatik [7][zu Hause zu bleiben]“. Seit dem 7.
Dezember kann man sich wieder telefonisch von der Hausarztpraxis
krankschreiben lassen – ab 18. Dezember soll das voraussichtlich auch für
Eltern möglich sein, die ein krankes Kind zu Hause betreuen müssen.
Gibt es überhaupt noch Tests, und kann ich mich mit abgelaufenen Tests
testen?
Offenbar müssen sich die Handelsunternehmen erst wieder darauf einstellen,
dass es einen erhöhten Testbedarf gibt – die Schnelltests sind jedenfalls
in manchen Geschäften ausverkauft. Aber in vielen Unternehmen und
Privathaushalten liegen ja noch Tests aus Pandemiezeiten herum. Aufgrund
der kurzen Haltbarkeit sind diese allerdings oft schon abgelaufen. Die
US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat [8][eine Liste
veröffentlicht], die für einzelne Testchargen eine mehr als ein Jahr
längere erwartete Haltbarkeit ausweisen. Grundlage hierfür sind neuere
Daten der Testhersteller. Grundsätzlich können sich die chemischen
Komponenten der Tests mit der Zeit zersetzen. Abgelaufene Tests, für die
keine längere Haltbarkeit nachgewiesen wurde, können daher zu
Falschergebnissen führen.
Wie ist die Lage in den Krankenhäusern?
Wenn man mal von der grundsätzlichen Misere im Krankenhauswesen und [9][dem
zähen Ringen um eine Krankenhausreform] absieht, ist die Versorgungslage
noch relativ gut. Knapp 1.200 Menschen liegen laut Divi-Intensivregister
[10][derzeit mit Covid-19 auf der Intensivstatio]n. Das sind weniger als
etwa im Herbst 2022 – trotz mutmaßlich höherer Infektionszahlen. Laut
Karagiannidis, Leiter des Divi-Registers, handelt es sich dabei [11][zum
überwiegenden Teil um ältere Menschen].
Schädigung des Immunsystems, Long Covid: Ist eine Infektion jetzt
gefährlich oder nicht?
Mediziner*innen gehen von einer guten Immunität in der
Allgemeinbevölkerung aus – die allerdings nur vor schweren Verläufen
schützt. Sie rufen dazu auf, dass sich Risikopatient*innen, also vor
allem chronisch Erkrankte und ältere Menschen, [12][auch jetzt noch
(nach-)impfen lassen]. Am besten auch gleich noch gegen Influenza. Für
Risikopatient*innen, die sich akut mit Corona infiziert haben, stehen zum
Beispiel antivirale Medikamente bereit, die einen schweren Verlauf
verhindern können. Ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen sollten
daher bei einer Corona-Infektion frühzeitig die Hausarztpraxis
kontaktieren. Zu den möglichen Auswirkungen von [13][Mehrfachinfektionen
auf das Immunsystem] und der Gefahr von Long-Covid-Erkrankungen gibt es
noch keine eindeutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Kann ich mit Infektion zur Arbeit gehen?
Es gibt kein Gesetz mehr, dass dies verbietet. Menschen, die sich krank
fühlen, sollen natürlich zu Hause bleiben. Menschen, die (noch) keine
Symptome haben, aber einen positiven Test oder direkten Kontakt zu einer
infizierten Person, sollen bevorzugt im Homeoffice arbeiten, wenn ihnen
dies möglich ist. Wer doch zur Arbeit muss, dem empfehlen
Bundesgesundheitsministerium und RKI die Einhaltung von Hygieneregeln
wie regelmäßiges Lüften, Händewaschen und Masketragen.
Kann noch eine gefährlichere Virusvariante um die Ecke kommen?
Derzeit gibt es dafür keine Anhaltspunkte. Grundsätzlich gehen
Expert*innen davon aus, dass wir uns in einem „pandemischen Zeitalter“
befinden – wie der [14][Epidemiologe Hajo Zeeb diese Woche im
taz-Interview] ausführte. Deshalb sei es wichtig, die Coronakrise
aufzuarbeiten und daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen – auch wenn sie
inzwischen längst von anderen Krisen überlagert ist.
15 Dec 2023
## LINKS
[1] https://influenza.rki.de/Wochenberichte/2023_2024/2023-48.pdf
[2] /Ueberlastete-Kinderkliniken/!5904378
[3] https://www.infektionsschutz.de/coronavirus/fragen-und-antworten/ansteckung…
[4] https://public.data.rki.de/t/public/views/IGS_Dashboard/DashboardVariants?%…
[5] https://www.fda.gov/medical-devices/coronavirus-covid-19-and-medical-device…
[6] https://health.ec.europa.eu/system/files/2023-07/covid-19_eu-common-list-an…
[7] https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/ARE-Surveillance/ARE_gesamt.html#FAQId167…
[8] https://www.fda.gov/medical-devices/coronavirus-covid-19-and-medical-device…
[9] /Lauterbachs-Krankenhausreform/!5975078
[10] https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/zeitreihen
[11] /Infektionsgeschehen-um-Corona/!5976059
[12] /Mediziner-zu-Infektionen-und-Reformen/!5969470
[13] https://www.forschung-und-lehre.de/forschung/wie-gefaehrlich-wiederholte-c…
[14] /Epidemiologe-ueber-Pandemie-Politik/!5976080
## AUTOREN
Manuela Heim
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Long Covid
Gesundheit
Gehirn
Schwerpunkt Coronavirus
Göttingen
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Fachärzte
Küppersbusch
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Immunsystem erforschen: Hirn zu Bauch, Bauch zu Hirn
Unser Immunsystem schützt uns vor Krankheiten, indem es Eindringlinge
erkennt und bekämpft. Wie es funktioniert, verstehen Forschende immer
besser.
Folgen von Long Covid: Verschärfte Armut
Benachteiligte Gruppen haben ein größeres Risiko, Covid-19 zu entwickeln.
Und durch die Erkrankung steigt wiederum die Gefahr, arm zu werden.
Abriegelung während Coronaquarantäne: Bewohner fordern Schmerzensgeld
Während der Coronapandemie wurde ein Wohnblock in Göttingen rechtswidrig
abgeriegelt. Nun verlangen 78 Familien Entschädigung von der Stadt.
Einstellungen zu Long Covid: „Polemiken helfen da nicht“
Alles Faulpelze und Simulanten? Georg Schomerus forscht zur Stigmatisierung
von Menschen, die an den Spätfolgen einer Corona-Erkrankung leiden.
Corona-Langzeitfolgen: Die Statistik ist kurzatmig
Menschen mit Long Covid tauchen in Erhebungen zu Arbeitsausfällen in
Deutschland bisher kaum auf. Weil es so wenige sind? So einfach ist es
nicht.
Bereitschaftshotline 116117: Selbsttriage im Netz
Über die Feiertage boomen die Anrufe bei der ärztlichen
Bereitschaftshotline. Wer sich schlecht fühlt, kann sich auch im Internet
selbst einschätzen.
Überall Streit: Zwei kläffende Milliardäre
Während sich die Regierung im Haushalt einigt, streitet sich Söder mit dem
Gendersternchen. Und Zuckerberg mit Musk.
Infektion mit Covid-19: Was macht Corona im Herbst?
Neue Varianten, steigende Fallzahlen: Zwar bleiben die Verläufe meist mild.
Aber die Folgen von Reinfektionen mit dem Coronavirus sind noch unklar.
Die Wahrheit: Corona – das Musical!
Mit einer gnadenlos operettenhaften Neuauflage der Pandemie versucht das
Virus derzeit an alte Erfolge anzuknüpfen. Ein Werkstattbericht.
Langzeitfolgen der Pandemie: Wie viel Long Covid kostet
Wissenschaftler:innen versuchen zu berechnen, wie teuer die
langfristigen Pandemiefolgen werden. Ihre Ergebnisse sind aber noch
ziemlich ungenau.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.