# taz.de -- App-Pflicht bei der Bahncard: Digitale Spaltung, hausgemacht | |
> Die Plastik-Bahncard gehört bald der Vergangenheit an. Probleme sind | |
> damit vorprogrammiert und Kund:innen ohne digitale Affinität bleiben | |
> außen vor. | |
Bild: Bald ein Erlebnis der Vergangenheit: eine Bahncard in der Hand halten | |
Das wird ein großer Spaß ab Mitte des kommenden Jahres: Die Deutsche Bahn | |
will ihre Bahncard ab dann nur noch digital anbieten, nicht mehr als | |
Plastikkarte. Wir freuen uns also in den Zügen auf leere Akkus, | |
eingefrorene Bildschirme, Bahn-Apps, die aus unerfindlichen Gründen die | |
Bahncard nicht reinladen wollen oder abgestürzt sind, und die | |
entsprechenden Diskussionen. Ach so: Ganz besonders wird sich natürlich das | |
Personal darauf freuen. | |
Wer sich dagegen nicht freuen darf: Menschen, die aus einem oder mehreren | |
Gründen kein Smartphone benutzen können oder wollen. Denn so großartig die | |
Möglichkeiten der Digitalisierung für viele Menschen sind – sie sind es | |
eben nicht immer und nicht für alle und nicht in jeder Situation. | |
Natürlich ist es ein unterstützenswertes Ziel, ökologischer sein zu wollen. | |
Und 25 Tonnen Plastik für die jährlich 5 Millionen ausgegebenen Bahncards | |
sind nicht ohne. Interessant aber, dass insbesondere Unternehmen ihr | |
Umweltschutzgewissen bevorzugt dann entdecken, wenn es ihnen in den Kram | |
passt – und sich praktischerweise andere Prozesse damit mckinseyisieren | |
lassen. | |
Dabei gäbe es durchaus den [1][ein oder anderen Ansatzpunkt für | |
ökologischeres Handeln]: die Bord- und anderen Bahn-Restaurants auf | |
fleischfrei umstellen, konsequentes Setzen auf Mehrwegsysteme oder echter | |
Ökostrom sowohl für die Züge als auch für die Bahnhöfe und andere Gebäude, | |
und zwar sämtliche. | |
[2][Mobilität ist Teilhabe]. Öffentliche Mobilität wird immer wichtiger | |
angesichts von Klimakrise, fortschreitender Versiegelung von Flächen und | |
nötiger Verkehrswende. Die Teilnahme an öffentlicher Mobilität sollte daher | |
so niedrigschwellig wie möglich sein. | |
Doch ab Mitte kommenden Jahres wird ein nicht unerheblicher Teil davon von | |
einer App abhängig sein, die nur über die Plattformen der jeweiligen | |
Anbieter wie Apple und Google zu bekommen ist, [3][an der es einiges an | |
Kritik in Sachen Datenschutz gibt] – und die natürlich nur auf einem | |
entsprechenden Endgerät läuft. Digitale Spaltung, hausgemacht. | |
11 Dec 2023 | |
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## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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