# taz.de -- Kinoveranstalter über Regisseur Ozu: „Ozus Einfluss war subtiler… | |
> Das Metropolis in Hamburg huldigt Yasujiro Ozu mit einer Filmreihe. Wim | |
> Wenders bewundert ihn. | |
Bild: Ausgezirkelte Bilder: Ozu-Film Floatin Weeds von 1959 | |
taz: Herr Aust, bedurfte es eines Anlasses wie Yasujiro Ozus 120. Geburts- | |
und 60. Todestags, damit Sie seine Filme zeigen? | |
Martin Aust: Es ist normalerweise sehr teuer, [1][diese Filme in deutschen | |
Kinos zu zeigen.] Aber hier hat uns die „Japan Foundation“ eine einmaliges | |
Angebot gemacht: Dieses Programm, das in vier deutschen Städten läuft, ist | |
gut subventioniert. Wir dürfen die fünf Filme auch nur in insgesamt acht | |
Vorstellungen zeigen. Die Reihe wurde von denen zusammengestellt, wir | |
hatten also keinen Einfluss auf den Inhalt. Aber es ist eine sehr schöne | |
Auswahl. | |
… also besteht die Reihe aus seinen „Greatest Hits“? | |
Nein, nur „Tokyo Story“ und „Early Spring“ liefen überhaupt schon mal … | |
Metropolis. Daneben gibt es auch selten gezeigte Filme wie „A Hen in the | |
Wind“ von 1948, in dem Ozu eine Geschichte aus dem Nachkriegsjapan erzählt. | |
Darin geht es um eine Frau, deren Mann noch in Kriegsgefangenschaft ist. | |
Ozu ist einer der japanischen Filmemacher, der das Weltkino massiv | |
beeinflusst hat – aber ganz anders als [2][Akira Kurosawa] … | |
Ja, Ozus Einfluss war viel subtiler. Von den Kurosawa-Filmen gibt es | |
Remakes wie „Die glorreichen Sieben“ oder „Für eine Handvoll Dollar“, … | |
ich kenne kein einziges Remake von einem Ozu-Film. Stattdessen hat er das | |
Kino durch die Art und Weise, wie er Geschichten erzählt, stark geprägt. | |
[3][Wim Wenders] ist zum Beispiel ein großer Ozu-Fan. Das kann man in | |
seinen Filmen immer wieder entdecken. | |
Warum ist Ozu so beliebt bei Cineasten? | |
Weil seine Themen universell sind. Da geht es etwa um Probleme zwischen den | |
Generationen, um mangelnde Kommunikation oder um kalte Arbeitswelten. Wenn | |
da von besorgten Eltern oder Ärger im Büro erzählt wird, versteht man das | |
überall, denn Ozu kann auf eine wunderbare Weise die Menschen für seine | |
Themen einnehmen. | |
Wie gelingt ihm das? | |
Sein Kino ist zutiefst humanistisch. Da wird niemand bloßgestellt. Auch die | |
Kinder, die in [4][„Tokyo Story“] ihre Eltern vernachlässigen, werden nicht | |
verurteilt. Ozu bringt all seinen Filmfiguren große Sympathie entgegen. | |
Ozu gehört zu den Regisseuren, deren Filme man schon nach den ersten | |
Sekunden erkennt. Wie kommt das? | |
Seine Bilder sind ganz genau ausgezirkelt und er arbeitete mit einer ganz | |
speziellen Tiefenschärfe, sodass man jedes Detail erkennen kann. Darum ist | |
es besonders schön, wenn man seine Filme wie bei uns auf einer großen | |
Leinwand sehen kann. | |
1 Dec 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Kinotipp-der-Woche/!5819170 | |
[2] /Film-Living-von-Kazuo-Ishiguro/!5931646 | |
[3] /Wim-Wenders-portraetiert-Anselm-Kiefer/!5962510 | |
[4] https://www.imdb.com/title/tt0046438/ | |
## AUTOREN | |
Wilfried Hippen | |
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