# taz.de -- Vor der Weltklimakonferenz: Drei Ziele für Dubai | |
> Bei der COP28 steht die Unterscheidung in Industrie- und | |
> Entwicklungsländer auf der Agenda. Eine Person könnte den gordischen | |
> Knoten durchschlagen. | |
Bild: Dringend gesucht: Geld für Schäden auf Inseln wie Moussuni (Indien), di… | |
Chiang Mai taz | Auf der am Donnerstag beginnenden Klimakonferenz in Dubai | |
wollen die Vertragsstaaten zum ersten Mal eine „globale Bestandsaufnahme“ | |
verabschieden. Diese soll zeigen, ob die Welt auf einem Pfad ist, die Ziele | |
des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Oder helfen, die nationalen | |
Klimapläne entsprechend nachzuschärfen. Denn die Antwort auf die erste | |
Frage ist bereits klar: nein. Der [1][Planet steuert mit den bestehenden | |
Konzepten auf eine Erwärmung von 2,5 bis 2,9 Grad zu], wie ein aktueller | |
Bericht des UN-Umweltprogramms Unep zeigt. Das ist weit weg von den | |
vereinbarten „deutlich unter 2 Grad“ oder gar 1,5 Grad. | |
Zu erwarten ist, dass sich die Länder auf ein sogenanntes Energiepaket | |
einigen, nach dem bis 2030 die Kapazität der Erneuerbaren verdreifacht und | |
auch die Energieeffizienz doppelt so schnell verbessert werden soll. | |
Zusätzlich will der designierte Präsident der COP28, Sultan Al Jaber, die | |
Öl- und Gaskonzerne der Welt dafür gewinnen, ihre Methanemissionen im | |
gleichen Zeitraum um drei Viertel zu senken. Mit diesen drei Maßnahmen | |
ließen sich 80 Prozent der zusätzlichen Emissionseinsparungen erzielen, die | |
für einen 1,5-Grad-Pfad erforderlich sind. | |
Dass diese drei Ziele in Dubai verabschiedet werden, ist zuletzt | |
wahrscheinlicher geworden, da [2][Chinas Präsident Xi Jinping und | |
US-Präsident Joe Biden sich bei ihrem Treffen in der vergangenen Woche | |
ausdrücklich dazu bekannt haben]. | |
Das Paket könnte auch die zukünftige Rolle von fossilen Energieträgern, | |
also Kohle, Öl und Gas, definieren. Viele Länder und die EU wollen | |
festhalten, dass der Verbrauch aller fossilen Energieträger letztlich enden | |
muss. Doch die aktuelle geopolitische Lage könnte diesen Plan vereiteln. | |
Insbesondere Umweltorganisationen werden das Thema trotzdem verfolgen, weil | |
ein Bekenntnis zum Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern auch große | |
symbolische Bedeutung hat. | |
## Ambivalente Rolle | |
Dies gilt umso mehr, da Al Jaber nicht nur die COP präsidieren wird, | |
sondern gleichzeitig auch Chef von Adnoc ist, dem staatlichen Öl- und | |
Gaskonzerns der Vereinigten Emirate. Wegen dieser Konstellation fürchten | |
viele, dass Al Jaber den Interessen der Fossilkonzerne zu viel Raum | |
einräumt. | |
Beim schwierigsten Thema könnte es hingegen hilfreich sein, dass Al Jaber | |
aus einem Land des Globalen Südens kommt, das dank Öl sehr wohlhabend | |
geworden ist: beim Geld. Denn in Dubai müssen gleich drei Finanzthemen | |
geklärt werden, wenn die Konferenz ein Erfolg werden soll. Es braucht Geld | |
für den [3][neuen Fonds für Verluste und Schäden infolge der | |
Klimaerwärmung][4][,] der etwa kleinen Inselstaaten hilft, wenn sie von | |
einer Naturkatastrophe getroffen werden. Es braucht aber auch Geld, um die | |
Kapazität der Erneuerbaren weltweit bis 2030 zu verdreifachen. Die | |
Industriestaaten und China sind hier auf einem guten Weg, aber in den | |
meisten Entwicklungsländern sind die Kapitalkosten zu hoch, um die | |
Erneuerbaren im nötigen Tempo auszubauen. | |
## Was kommt nach 100 Milliarden? | |
Und schließlich müssen sich die Länder darauf einigen, was mit dem | |
100-Milliarden-Dollar-Ziel ab 2025 passieren soll. 2009 hatten die | |
Industriestaaten versprochen, die Entwicklungsländer von 2020 bis 2024 mit | |
jährlich 100 Milliarden Dollar zu unterstützen. [5][Nach Zahlen der | |
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung haben sie | |
das 2022 auch erreicht]. | |
„Damit ist der Druck aus dem Kessel, sodass in Dubai über langfristige | |
Klimaziele nach 2025 sowie strukturelle Reformen des internationalen | |
Finanzsystems gerungen werden kann, ohne dass es zu akuten Zerwürfnissen | |
kommen muss“, sagt Reimund Schwarze vom Helmholtz-Zentrum für | |
Umweltforschung. | |
Bei allen drei Themen steht eine Frage im Fokus: [6][Wer soll diese Gelder | |
bereitstellen,] nur Industrieländer oder auch Entwicklungsländer? Aus | |
deutscher und europäischer Sicht ist die Antwort klar: Außenministerin | |
Annalena Baerbock verlangt, dass „Staaten, die mit fossilen Energien viel | |
Geld verdient haben, wie die Golfstaaten, oder Staaten wie China, die in | |
den letzten Jahren große Wachstumsraten erzielen konnten und die zu den | |
größten Verursachern von Treibhausgasen gehören, ebenso einzahlen“. Hier | |
könnte sich der [7][Reichtum der Emirate] als nützlich erweisen. Sollten | |
diese auch Geld bereitstellen, kann die bestehende Brandmauer zwischen | |
Industrie- und Entwicklungsländern vielleicht zumindest aufgeweicht werden. | |
27 Nov 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Bericht-der-Weltwetterorganisation/!5969797 | |
[2] /Gipfeltreffen-zwischen-USA-und-China/!5973436 | |
[3] /Klimakonferenz-COP28/!5970805 | |
[4] /Klimakonferenz-COP28/!5970805 | |
[5] /Archiv-Suche/!5971068&s=100+Milliarden&SuchRahmen=Print/ | |
[6] /Halbzeit-der-UN-Agenda-2030/!5960436 | |
[7] /Soziale-Ungleichheit/!5971181 | |
## AUTOREN | |
Christian Mihatsch | |
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