# taz.de -- Anti-Atomorganisationen protestieren: Kein Uran für Putins Rosatom | |
> Von Lingen aus dürfe kein angereichertes Uran nach Russland geliefert | |
> werden, monieren Umwelt-NGOs. Das verstoße gegen EU-Regeln. | |
Bild: Das Kernkraftwerk Emsland in Lingen | |
Berlin taz | Vier Umweltorganisationen protestieren gegen die geplanten | |
Exporte von angereichertem Uran von Lingen nach Russland. Der | |
Hauptkritikpunkt von [1][Ausgestrahlt, dem Bündnis AgiEL – | |
Atomkraftgegner*innen im Emsland, dem Aktionsbündnis Münsterland gegen | |
Atomanlagen und Ecodefense]: Das ausgeführte angereicherte Uran sei ein | |
Dual-Use-Gut, dessen Export nach Russland gegen [2][EU-Regeln] verstösst. | |
Dabei würden mit Rosatom Geschäfte gemacht – der russische Staatskonzern | |
sei aktiv am Krieg gegen die Ukraine beteiligt und arbeite an der | |
Entwicklung von Waffen mit, die auch Europa bedrohen. Das verstoße gegen | |
EU-Verordnungen, so die Umweltschützer. | |
Die zum französischen Framatome-Konzern gehörende Brennelemente-Fabrik in | |
Lingen plant den Export von angereichertem Urandioxid nach Russland. Das | |
Bundesumweltministerium habe eine Anfrage der Atomkraftgegner*innen | |
bestätigt, dass ein Antrag „zum Export von Kernbrennstoffresten“ aktuell | |
geprüft werde. | |
Das Urandioxid soll an das zum russischen Staatskonzern Rosatom gehörende | |
Unternehmen “MSZ Machinery Manufacturing, Joint-Stock Company“ (MSZ JSC) | |
transportiert werden. [3][Rosatom] ist ein zivil-militärischer Mischkonzern | |
ohne klare Trennlinien. Wie ein Papier des Alternativen Nobelpreisträgers | |
von 2021, Wladimir Sliwjak, im Auftrag von Ausgestrahlt feststellte, sei | |
der russische Staatskonzern direkt und indirekt am Krieg gegen die Ukraine | |
beteiligt. | |
## Putin dankt Rosatom | |
In seinem Papier zitiert Sliwjak eine Rede Putins, in der dieser Rosatom im | |
Dezember 2022 für den „Beitrag … zur Entwicklung fortschrittlicher | |
Waffensysteme und militärischer Hardware“ gedankt hatte. Gegenüber Dirk | |
Seifert von der Site [4][umweltfairaendern.de] hatte das deutsche | |
Umweltministerium erklärt, dass sich ein entsprechender Antrag der | |
Framatome „in Prüfung“ befinde. Von Lingen aus sollen Reststoffe „gerein… | |
und aufbereitet“ aus der Brennelementeprodukten in den “Fertigungsprozeß | |
zurückgeführt“ werden, heißt es in der Antwort. | |
Derartige Transporte habe es bereits zuvor gegeben. Am Standort in Lingen | |
plant der französischen Betreiber Framatome, seine Zusammenarbeit mit dem | |
russischen Atomkonzern Rosatom weiter auszubauen. Künftig sollen mit dem zu | |
Rosatom gehörenden Unternehmen TVEL gemeinsam zusätzlich Uran-Brennelemente | |
russischer Bauart hergestellt werden. Ein entsprechender Genehmigungsantrag | |
liegt bereits beim niedersächsischen Umweltministerium. | |
Die Umweltgruppen beziehen sich in ihrer Kritik auf ein Rechtsgutachten von | |
2020. „Dieses Rechtsgutachten von Prof. Wegener ist auch deshalb pikant, | |
weil es ausgerechnet von der grünen Bundestagsfraktion in Auftrag gegeben | |
wurde – und nun werden das Umwelt- und das Wirtschaftsministerium von | |
grünen Minister:innen geleitet. Die Ablehnung des Framatome-Antrags | |
müsste deshalb eigentlich eine klare Sache sein,“ sagte Matthias Eickhoff | |
vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen zur taz. | |
4 Nov 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.ausgestrahlt.de/presse/uebersicht/geplante-uranexporte-von-ling… | |
[2] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX%3A32019R2199&… | |
[3] /Deutsche-Zusammenarbeit-mit-Rosatom/!5966008 | |
[4] https://umweltfairaendern.de/2023/11/03/uran-exporte-von-lingen-nach-russla… | |
## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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