# taz.de -- Atomabkommen der BRD mit Brasilien: 50 Jahre alte nukleare Erblast | |
> In Brasilien herrschte noch die Militärdiktatur, als die BRD Know-How für | |
> Atomanlagen versprach. Verbände drängen, den Vertrag endlich zu kündigen. | |
Bild: Als die Pfeife noch qualmte und die Atomkraft eine Zukunft hatte: Helmut … | |
Göttingen taz | Bald wird es 50 Jahre alt. Das [1][„Abkommen zwischen der | |
Föderativen Republik Brasilien und der Bundesrepublik Deutschland auf dem | |
Gebiet der friedlichen Nutzung der Kernenergie“]“ wurde am 27. Juni 1975 | |
unterzeichnet. Am 18. November desselben Jahres trat es in Kraft, alle fünf | |
Jahre kann es gekündigt werden. Und dafür ist es nun wirklich Zeit. Das | |
schreibt ein Bündnis von 30 Organisationen – darunter der Umweltverband | |
BUND, die ärztliche Friedensorganisation IPPNW und die Anti-Atom-Initiative | |
ausgestrahlt – in einem offenen Brief an die Bundesregierung. | |
Der Vertrag sieht vor, mit deutscher Technologie acht Atomkraftwerke, eine | |
Urananreicherungs- und eine nukleare Wiederaufarbeitungsanlage in dem | |
südamerikanischen Land zu bauen. Brasilien war 1975 eine Militärdiktatur, | |
die Bundesrepublik wurde von einer rot-gelben Koalition unter Kanzler | |
Helmut Schmidt (SPD) regiert. | |
Von den [2][geplanten Reaktoren wurde nur einer – Angra 2 – verwirklicht, | |
der Meiler Angra 3 nicht fertiggestellt]. Brasilien verfügt über eine | |
Urananreicherungsanlage, die auf der Zentrifugentechnologie von Urenco | |
basiert, das im westfälischen Gronau die einzige deutsche Fabrik dieser Art | |
betreibt. Jahrelang genehmigte die Bundesregierung zudem [3][den Export von | |
angereichertem Uran aus Gronau nach Brasilien]. | |
Allein 2023 und 2024 gab es für die Ausfuhr von Uranbrennstäben aus dem | |
niedersächsischen Lingen nach Brasilien drei Bewilligungen. Die letzte | |
Lieferung verließ Lingen am 21. Mai 2024. | |
## Basis für aktuelle Deals | |
„Das uralte Atomabkommen mit Brasilien ist noch immer die Grundlage für | |
regelmäßige Atomgeschäfte zwischen Deutschland und Brasilien“, sagt | |
Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münster gegen Atomanlagen, das den | |
Brief mit unterzeichnet hat. „Deutschland ermöglicht weiterhin den Aufbau | |
und den Betrieb der brasilianischen Atomanlagen. Damit sollte nach 50 | |
Jahren endlich Schluss sein.“ | |
Die IPPNW-Co-Vorsitzende Angelika Claußen sagt: „Wir dürfen nie vergessen, | |
dass jede Atomanlage ein potenziell entscheidender Schritt zur | |
militärischen Nutzung ist.“ Atomenergie und Atomwaffen seien eng | |
miteinander verknüpft, „und ein Land, das [4][wie Deutschland den | |
Atomausstieg] beschlossen hat, sollte sich zugunsten einer friedlichen Welt | |
ohne Atomwaffen aus allen Bereichen dieser Industrie zurückziehen“. | |
Je nach Entwicklung der Regierungskrise könnte der Appell noch Chancen | |
haben. Mitte Oktober hatte der Parlamentarische Umwelt-Staatssekretär | |
Jan-Niclas Gesenhues im Bundestag erklärt, die Bundesregierung prüfe eine | |
Kündigung und stehe dazu mit der brasilianischen Regierung in Kontakt. | |
8 Nov 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?start=%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bg… | |
[2] /Korruption-bei-AKW-Bau-in-Brasilien/!5220107 | |
[3] /Urananreicherung-in-Gronau/!5579430 | |
[4] /Neuer-Untersuchungsausschuss-Atompolitik/!6021620 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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