| # taz.de -- Werbekampagne der „Bild“: Kampagne gegen Auflagen-Absturz | |
| > Mit einer neuen Werbekampagne stilisiert sich die „Bild“-Zeitung zu einem | |
| > politkritischen Blatt. Die SMS des Verlagschefs sprachen eine andere | |
| > Sprache. | |
| Bild: Springer-Chef Döpfner und „Bild“-Chefin Horn umgarnen Kanzler Scholz… | |
| Vergangene Woche startete die Bild mit einer riesigen Werbekampagne, die | |
| ihren Sturzflug im Verkauf von Printausgaben anhalten soll. Die Taktik: | |
| sich als allgemein politkritisches und antifaschistisches Blatt | |
| stilisieren. Dabei steht die Bild einigen Parteien näher als anderen und | |
| schürt immer wieder Hass gegen Minderheiten. | |
| „Liebe Politiker: Macht euch keine Hoffnung. Bild bleibt Bild“, steht auf | |
| den Plakaten. Dahinter ein Porträt von Olaf Scholz, Sahra Wagenknecht, | |
| Robert Habeck, Friedrich Merz, Alice Weidel oder Christian Lindner. | |
| Spätestens im April diesen Jahres ist klar geworden, dass mindestens einer | |
| der gezeigten Politiker_innen sich ohnehin keine Hoffnungen machen muss, | |
| weil er die Bild im Rücken hat. | |
| Denn [1][im April veröffentlichte die Zeit Privatnachrichten des | |
| Axel-Springer-Chefs Mathias Döpfner]. Er soll darin versucht haben, im | |
| Bundestagswahlkampf 2021 politisch Einfluss zu nehmen und schrieb dem | |
| Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, ob man nicht mehr für die FDP tun | |
| könne. Und obwohl Reichelt weg ist, blieb Döpfner und seine Liebe zum | |
| Neoliberalen bestehen. | |
| ## Liebe zum Neoliberalen bleibt | |
| Dagegen steht die Kampagne, die während der Planung des Heizungsgesetzes | |
| gegen [2][Robert Habeck in der Bild] gefahren wurde und die aus einer | |
| Debatte, die für immer im bürokratischem Sumpf hätte verschwinden können, | |
| einen Kulturkampf machte. Lindner und Habeck auf gleicher Ebene zu zeigen | |
| und zu behaupten, die Bild kritisiere sie auf gleiche Weise, ist ein | |
| billiger Trick, der die Spuren des Frühjahrs zu verwischen versucht. | |
| Damit nicht genug. Ein animiertes Plakat zeigt Björn Höcke. An der Seite | |
| steht: „Wir bringen’s auf den Punkt.“ Der Punkt dieses Satzes formt dann | |
| eine Ellipse, um schließlich auf Höckes Oberlippe zu landen und einen | |
| Hitler-Schnurrbart darzustellen. | |
| Damit will sich die Bild zu einer Zeitung ernennen, die rechtskonservative | |
| Ansichten anprangert, und verleugnet so ihre eigene Berichterstattung, die | |
| Rassismus und Diskriminierung teils stärkt. Ist das noch Beweihräucherung | |
| oder schon Lüge? | |
| ## Beweihräucherung oder Lüge? | |
| Lüge gibt es jedenfalls auf Youtube. Dort veröffentlichte das Blatt einen | |
| Clip, in dem Olaf Scholz im Bundestagsplenum ankündigt, dass die Bild auf | |
| ihrem Kurs bleibe und solange Mist schreibe, bis die Politiker_innen | |
| aufhören, Mist zu bauen. | |
| Daraufhin sieht man die empörten Reaktionen vereinzelter Politiker_innen | |
| und Friedrich Merz, der „Scheiße“ in seine Hand nuschelt. Unter dem Clip | |
| der Schriftzug „[3][Stimme KI-generiert]“. Eine gezielte, technisch | |
| umgesetzte Lüge. | |
| Mit der „Bild bleibt Bild“-Kampagne gibt das Blatt seinen Leser_innen das | |
| Gefühl, resistent gegen Wandel zu sein, nicht progressiv oder „woke“ sein | |
| zu müssen. Die Bild tut so, als springe sie auf den Anti-Establishment-Zug | |
| auf. Dabei schaufelt sie ihm Kohle in den Schlund und ist selbst maßgeblich | |
| für diese Stimmung verantwortlich. | |
| 6 Nov 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Enthuellung-ueber-Springer-Chef-Doepfner/!5924617 | |
| [2] /Falschmeldung-der-Bild-Zeitung/!5918458 | |
| [3] /Kuenstliche-Intelligenz-im-Hoerfunk/!5949628 | |
| ## AUTOREN | |
| Valérie Catil | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt AfD | |
| FDP | |
| Robert Habeck | |
| Werbung | |
| Bild-Zeitung | |
| Olaf Scholz | |
| Mathias Döpfner | |
| Julian Reichelt | |
| Axel Springer | |
| Lüge | |
| Wahlmanipulation | |
| Interview | |
| Kolumne Flimmern und Rauschen | |
| Hetze | |
| Kolumne Flimmern und Rauschen | |
| Berliner Zeitung | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Fake-News über beschädigte Autos: Nicht die Klimaaktivisten sind schuld, sond… | |
| „Klima-Radikale“ sollen Autos mit Bauschaum attackiert haben, vermeldete im | |
| Dezember die „Bild“. Nun kommt heraus: Russland steckt dahinter. | |
| Interview-Autorisierung bei der „Bild“: Gesagt ist gesagt | |
| „Bild“ hat angekündigt, Interviews mit Politiker:innen nicht mehr | |
| autorisieren zu lassen. Gilt also in Zukunft tatsächlich das gesprochene | |
| Wort? | |
| Rudolf Augsteins 100. Geburtstag: Wenn Döpfner Augstein liest | |
| Vergangene Woche wäre Rudolf Augstein 100 Jahre alt geworden. Aus diesem | |
| Anlass legt sich Mathias Döpfner ein paar seiner Zitate zurecht. | |
| Rechtes Medienportal „Nius“: Grundprinzip verdrehte Fakten | |
| Das Medienportal „Nius“ bietet rechter Hetze eine Bühne. Es wird finanziert | |
| von einem Milliardär und vereint Julian Reichelt mit Jan Fleischhauer. | |
| Döpfner gegen „Medieninsider“: Stress nach Party | |
| Springer-Chef Mathias Döpfner ist gegen einen Bericht über seine | |
| Geburstagsparty des Branchendienstes „Medieninsider“ vorgegangen – nicht | |
| aber gegen einen der „FT“. | |
| Springer verklagt Julian Reichelt: Sein Chatverlauf vor Gericht | |
| Der Springer-Verlag verlangt von Ex-"Bild"-Chefredakteur Reichelt 2 | |
| Millionen Euro Abfindung zurück. Bei Gericht zeigt sich, worüber gestritten | |
| wird. |