# taz.de -- Pablo Escobars Nilpferde: Kolumbien setzt auf Sterilisation | |
> Einst brachte Pablo Escobar Hippos nach Kolumbien. Die vermehrten sich | |
> unkontrolliert und wurden zur Plage. Der Staat schreitet nun ein. | |
Bild: Die Nachfahren von Escobars Nilpferde sind in Kolumbien mittlerweile eine… | |
BOGOTÁ taz | Die Flusspferde wiegen bis zu drei Tonnen und machen alles | |
platt, was ihnen unter die Hufe kommt. Diese Woche startet das | |
[1][kolumbianische] Umweltministerium mit der bisher größten | |
Sterilisierungsaktion: 20 Tiere sollen bis Jahresende unters Messer. Die | |
Tiere sind ein Erbe von Pablo Escobar. | |
Der Drogenbaron schmuggelte in den 1980ern vier Exemplare für seinen | |
Privatzoo auf der Hacienda Nápoles ein. Als der Staat nach Escobars Tod im | |
Jahr 1993 die Hacienda übernahm, kümmerte er sich nicht um die Hippos. Sie | |
brachen aus und vermehrten sich ungebremst im Einzugsgebiet des Río | |
Magdalena – bis Hunderte Kilometer von der Hacienda entfernt. Aus den vier | |
Tieren sind mittlerweile wohl über 200 geworden. 2022 hat sie das | |
Umweltministerium auf die Liste der invasiven Arten gesetzt. | |
Die Hippos zerstören das einheimische Ökosystem im zweitartenreichsten Land | |
der Welt nach Brasilien. Mit ihrem Kot schädigen sie die Wasserqualität und | |
sie verdrängen bedrohte Arten wie die Rundschwanzseekuh aus ihrem | |
Lebensraum. | |
Auch für die Kolumbianer*innen sind sie eine Plage: Fischer*innen | |
verlieren ihren Lebensunterhalt, sie trampeln die Ernten auf den Feldern | |
nieder – und rücken immer weiter an die Menschen heran. Im April stieß zum | |
ersten Mal ein Auto mit einem Hippo zusammen. Zuvor hatte es mindestens | |
schon einen Unfall mit einem Motorradfahrer und einen Angriff auf einen | |
Fischer gegeben. | |
## Alle zwei Jahre ein Junges | |
Lange schaute der Staat weg und ignorierte Expert*innen. Erste Versuche | |
zum [2][Abschuss] endeten in einer PR-Katastrophe: Als 2009 ein Profi-Jäger | |
das erste Tier erlegte, posierten Soldaten mit dem toten Nilpferd. Das Foto | |
rief empörte Hippo-Fans auf die Barrikaden. Damit war das Thema vom Tisch. | |
Sie in Massen an ausländische Zoos abzuschieben war ebenfalls bisher nicht | |
erfolgreich. Denn das ist kompliziert und teuer. Deshalb sollen die Hippos | |
jetzt unters Messer. Diese Woche wird das erste Flusspferd sterilisiert. | |
Insgesamt sollen dieses Jahr noch 19 folgen. Kosten: rund 9.300 Euro pro | |
Tier. Nächstes Jahr sind 40 Flusspferde dran, kündigte [3][Kolumbiens] | |
Umweltministerin Susana Muhamad an. Ein Weibchen bekommt alle zwei Jahre | |
ein Junges. | |
5 Nov 2023 | |
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## AUTOREN | |
Katharina Wojczenko | |
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