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# taz.de -- Wohlstand in der Klimakrise: Ewige Expansion ist ausgeschlossen
> Das Vermögen der Reichen wird immer weiter wachsen, prognostiziert eine
> Studie. Doch das könnte mit dem Klimawandel schwierig werden.
Bild: Symbol des Reichtums und Ursache des Klimawandels: Privatjet am Flughafen…
Die reichsten Deutschen sind noch reicher geworden. Die beiden BMW-Erben
besitzen jetzt gemeinsam 40,5 Milliarden Euro, Lidl-Gründer Dieter Schwarz
kommt auf 39,5 Milliarden Euro, und die Pharma-Familie Merck verfügt über
32 Milliarden Euro. Insgesamt gibt es 226 Milliardäre in Deutschland.
Diese Zahlen stammen vom [1][Manager Magazin], das jährlich die 500
reichsten Deutschen veröffentlicht. Es sind Schätzungen, denn niemand weiß
genau, wer in Deutschland wie viel besitzt. Beim Thema Reichtum klafft ein
schwarzes Loch – während über die Armen alles bekannt ist. Bei
[2][Bürgergeld-Empfängern] wird im Zweifel sogar erkundet, wie viele
Zahnbürsten im Badezimmer stehen.
Theoretisch wäre es einfach, die Vermögen zu erheben – durch eine
Vermögensteuer, die den Besitz zu Marktpreisen bewertet. Aber eine
derartige Steuer gab es noch nie in Deutschland, und derzeit wird Vermögen
sowieso nicht besteuert.
Dieser Datenmangel ist im Interesse der Reichen, die liebend gern so tun,
als wären sie gar nicht reich. Selbst Fürstin Gloria von Thurn und Taxis
glaubt, dass sie zur Mittelschicht gehört, wie sie einst der Zeit erzählte.
Beim Adel ist es Geschäftsprinzip, das Vermögen zu vermachen. Doch längst
gibt es auch bürgerliche Dynastien: Wie beim Manager Magazin klar zu
erkennen ist, haben die reichsten Deutschen ihr Vermögen meist geerbt. Das
gilt für die BMW-Eigentümer genauso wie für die Besitzer von Aldi Nord und
Aldi Süd.
Sie alle genießen [3][leistungsloses Einkommen], denn bekanntlich kann man
sich seine Eltern nicht aussuchen. Es ist lustig, sich vorzustellen, wie
echte Chancengleichheit in Deutschland aussehen würde: Die Familien Merck
oder Henkel könnten sich vor Nachkommen gar nicht retten. Fast jeder würde
sich um diesen Status bewerben.
## Noch sind die meisten Reichen gelassen
Für die Reichen wirkt die Zukunft rosig. Die Schweizer Großbank UBS hat
kürzlich geschätzt, dass das weltweite Finanzvermögen in den nächsten fünf
Jahren um 38 Prozent zulegen dürfte. Das ist ein sehr sattes Wachstum,
selbst wenn die Inflation herausgerechnet wird.
Diese Prognose dürfte halbwegs stimmen, weil sie nur die kurze Zeit bis
2027 betrachtet. Trotzdem irritiert die Bankstudie, da sie das größte
Risiko ausblendet: die Klimakrise. Implizit wird davon ausgegangen, dass
sich die Vergangenheit auf ewig in die Zukunft verlängern lässt und die
Vermögenden immer vermögender werden.
Das wird nicht funktionieren. Denn nicht nur das Manager Magazin hat neue
Rekorde beim Reichtum zu melden – gleichzeitig werden im Oktober
Temperaturen wie sonst im Sommer gemessen: In München und Köln waren es vor
wenigen Tagen zwischen 23 und 26 Grad, in Stuttgart war es sogar noch
wärmer. Auch der häufige Starkregen diesen Sommer hat gezeigt: der
Klimawandel passiert vor unserer Haustür.
Noch sind die meisten Reichen gelassen und glauben, sie könnten künftig
grüne Renditen erwirtschaften, indem sie in Klimatechnologien investieren.
Aber dieses grüne Wachstum ist eine Illusion. Schon jetzt tun die reichen
Industrieländer so, als könnten sie drei bis fünf Planeten verbrauchen,
obwohl es nur eine Erde gibt. Ewige Expansion ist ausgeschlossen.
Der reichste Mensch der Welt hat das längst verstanden. [4][Elon Musk]
träumt davon, auf den Mars auszuwandern. Das ist nur konsequent. Auf der
überlasteten Erde hat sein Imperium keine große Zukunft mehr.
19 Oct 2023
## LINKS
[1] https://www.manager-magazin.de/unternehmen/reichste-deutsche-2023-top-500-s…
[2] /Buergergeld-und-Lohnabstand/!5958461
[3] /Vermoegen-gerecht-verteilen/!5918092
[4] /Der-Rechtslibertarismus-des-Elon-Musk/!5962309
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
## TAGS
Zukunft
wochentaz
Kolumne Cash & Crash
Wohlstand
Reiche
Geld
Schwerpunkt Klimawandel
BMW
Schwerpunkt Armut
Heizung
Wassermangel
Reichtum
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