| # taz.de -- Menschliches Gehirn in der Klimakrise: Die Fantasie spielt Lego | |
| > Der Homo sapiens stolpert mit seinem Steinzeithirn durch die Klimakrise. | |
| > Warum handeln wir nicht weitsichtiger? Eine Spurensuche im Gehirn. | |
| Berlin taz | Das Klima braucht dringend Veränderung, aber wir sind damit | |
| beschäftigt, im Moment zu leben. Dabei wissen wir doch eigentlich, was zu | |
| tun ist: Kreislaufwirtschaft, ein gerechterer Umgang mit Ressourcen, | |
| erneuerbare Energien und vegane Fischstäbchen. Doch je drängender die | |
| Transformation, desto vehementer weigern wir uns, liebgewonnene | |
| Gewohnheiten aufzugeben. Ob Autos, Fernflüge, Currywurst oder | |
| Wachstumsdenken – es scheint, wenn morgen die Welt untergeht, kann man | |
| heute noch eine Ölheizung einbauen. | |
| Auch die Politik traut sich häufig erst, Menschen unpopuläre | |
| Präventionsmaßnahmen zuzumuten, wenn ihnen die Gefahr direkt ins Gesicht | |
| blickt. Dieses Muster kennen wir schon von Corona. Gleichzeitig verbreitet | |
| sich das Gefühl, dass wir die Zukunft verspielen. [1][Selbst in reichen | |
| Ländern gehen viele Eltern nicht mehr davon aus], dass die eigenen Kinder | |
| es mal besser haben werden. | |
| Die junge Generation hat die Hoffnung auf ein besseres Leben sogar fast | |
| ganz aufgegeben. Genau genommen wünscht sie sich inzwischen in die | |
| Vergangenheit zurück. Zu diesem und ähnlichen Ergebnissen kommen seit | |
| Jahren immer wieder renommierte Meinungsinstitute und Umfragen. | |
| Hoffnungslosigkeit ist ein sich selbst verstärkendes System. Unsere | |
| Kurzsichtigkeit steht uns selbst im Weg und macht alles immer schlimmer. | |
| Aber können wir wirklich nicht an die Zukunft glauben? Immerhin gibt es in | |
| etlichen Kulturkreisen das Sprichwort „Selig ist derjenige, der Bäume | |
| pflanzt, unter denen er selbst nicht mehr sitzt“. Außerdem haben mehrere | |
| von uns Bausparverträge! | |
| Sind wir also doch zukunftsfähiger, als wir glauben? Und wenn ja, warum | |
| merkt man davon so wenig? Was sagt eigentlich die Hirnforschung? | |
| ## Gegenwart hat immer Vorfahrt | |
| Wenn wir für ein höheres Gut auf ein Stück Sachertorte verzichten sollen, | |
| dann bedeutet das für unser Gehirn Aufwand. Dabei spielt es nur bedingt | |
| eine Rolle, warum wir dem akuten Genuss entsagen – zugunsten anderer, für | |
| unser zukünftiges Ich oder aus moralischer Überzeugung. | |
| In allen Fällen geht es darum, einer sehr konkreten Verlockung (Kuchen) | |
| etwas entgegenzuhalten, das momentan eher abstrakt ist (sozialer Frieden, | |
| Anstandsreste, Sodbrennen). Spontanen Genuss für abstrakte Ziele | |
| aufzugeben, das verlangt neurowissenschaftlich gesehen erstmal | |
| Impulskontrolle. | |
| Man kann sich diesen Konflikt auch als einen zwischen verschiedenen Teilen | |
| unseres Gehirns vorstellen: Die akute Verlockung wird von den tief | |
| verwurzelten, evolutionär uralten Gehirnarealen des limbischen | |
| Belohnungssystems vertreten. Das sind Strukturen wie der Nucleus Accumbens, | |
| der so dicht mit Verlangen verwoben ist, dass Mäuse im Experiment | |
| stundenlang auf Hebel drücken, für eine Chance, ihn zu aktivieren. | |
| Auf der anderen Seite stehen die Steuerungsfunktionen, die sich auf jüngere | |
| Gehirnareale im vorderen bis seitlichen Bereich der Hirnrinde stützen. | |
| Vereinfacht gesagt: Impulskontrolle hängt am präfrontalen Cortex, seiner | |
| Fähigkeit, auch abstraktere Belohnungen vorherzusehen Und an der Frage, wie | |
| gut er sich durchsetzt. | |
| Diese Impulskontrolle beeinflusst Zielorientierung und Suchtrisiko. Sie | |
| wird stärker, wenn wir Ziele visualisieren oder kognitive Kapazitäten | |
| trainieren, sie wird schwächer, wenn man den präfrontalen Cortex kurzzeitig | |
| mit einer Magnetkeule außer Kraft setzt. Oder wenn wir unter Stress stehen. | |
| In jedem Fall braucht sie eine ganze Menge Energie und bewusste | |
| Anstrengung, die wir nicht immer bereit sind aufzuwenden. | |
| Doch zurück zur Zukunft des Planeten: Hängt unser kollektives Überleben | |
| also von einer Fähigkeit ab, die regelmäßig vor einem Kartoffelchip | |
| einknickt? Zum Glück nicht. Denn Impulse begründen höchstens einen Teil | |
| unserer kurzsichtigen Entscheidungen. Niemand bucht völlig gedankenverloren | |
| einen Langstreckenflug oder kauft reflexhaft einen SUV für 70.000 Euro. Für | |
| solche langfristigen Finanz- und Urlaubspläne braucht es viel abstraktes | |
| Denken – und dabei spielt die Zukunft eine große Rolle. | |
| ## Impulskontrolle kostet Kraft | |
| Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, zu meditieren? Oder hängt an Ihrem | |
| Kühlschrank eine Postkarte, mit der Sie sich selbst dazu auffordern, doch | |
| bitte ab und zu den Moment zu genießen? Sie sind nicht allein! Menschen | |
| hängen im Kopf viel weniger im Hier und Jetzt, als Experimente zur | |
| Impulskontrolle vermuten lassen. | |
| Und das ist auch sinnvoll. Denn unser Überleben entscheidet sich schon | |
| ziemlich lange nicht mehr nur durch Fressen und gefressen werden. | |
| Stattdessen leben Menschen in komplexen Gemeinschaften, die ganz neue | |
| Sorgen mit sich bringen, etwa Planung und Austausch, oder dass uns der Rest | |
| der Truppe nicht vor die Tür setzt. | |
| Unter dem Druck solcher abstrakten Überlegungen hat die Evolution unser | |
| großes komplexes Gehirn hervorgebracht – das vermuten jedenfalls Forschende | |
| der Universität Oxford, die über eine ganze Reihe Studien hinweg | |
| Zusammenhänge zwischen Gruppen- und Gehirngröße gefunden haben. Abstrakte | |
| soziale Überlegungen sind passenderweise auch das, womit sich unser Hirn | |
| meistens beschäftigt. | |
| Fast alle Gehirnareale, die wir brauchen, um an die Zukunft zu denken, | |
| gehören zum Default Mode Netzwerk, das auch aktiv wird, sobald wir die | |
| Gedanken treiben lassen, zum Beispiel beim Autofahren oder Duschen. Im | |
| Default-Modus denken wir über uns selbst und andere nach, über Erinnerungen | |
| und Erwartungen. Wir betreiben quasi mentale Zeitreisen. Die sind wichtig | |
| für Planung, Psyche und Identität, für Entscheidungsfindung und | |
| Gefühlsregulierung. | |
| So gesehen müssen wir uns eher am Riemen reißen, um uns auf das zu | |
| konzentrieren, was vor uns liegt. Oder einen guten Anlass haben, wie akute | |
| Gefahren oder Kartoffelchips. Wenn wir Menschen also in der Lage sind, | |
| abstrakt zu denken – was hält uns dann davon ab, nach vorne zu schauen? Und | |
| warum kommt unser Ökosystem dabei so oft zu kurz? | |
| ## Zukunftsdenken muss man sich leisten können | |
| Was ist Ihnen lieber: Heute 100 Euro auf die Hand, oder lieber in einem | |
| Jahr 110? Oder 120? 200? Ab welcher Summe kippt Ihre Bewertung? | |
| Belohnungen in der Zukunft sind uns prinzipiell weniger wert. Im Alltag | |
| gilt das oft als Zeichen schlechten Haushaltens oder mangelnder Disziplin. | |
| Dabei spiegelt dieser „Temporal Discounting“ genannte Effekt oft einfach | |
| ökonomische Realität: Ob ich auf eine größere Summe warten kann, hängt | |
| realistisch gesehen vor allem daran, wie dringend ich eine kleinere Summe | |
| brauche. | |
| Eine englische Langzeitstudie, die die Antworten von über tausend Personen | |
| aus dem ganzen Land verglich, fand heraus: Gerade in ärmeren Regionen | |
| greifen Menschen eher zur schnelleren Belohnung. Das ist auch sinnvoll. | |
| Wenn Ressourcen knapp sind, müssen wir schnell so viel einsammeln, wie wir | |
| kriegen können. Ärmere Versuchspersonen achten daher eher auf monetäre | |
| Aspekte, lassen sich weniger von irrelevanten Faktoren ablenken und treffen | |
| so mitunter finanziell sinnvollere Entscheidungen. Gleichzeitig fällt es | |
| ihnen schwerer, sich auf andere Aufgaben zu konzentrieren. | |
| Ein solcher Fokus auf schnelle Ressourcenmaximierung gräbt sich auf die | |
| Dauer tief in unsere Denkprozesse. Eine Meta-Analyse der Universität | |
| Singapur, die den Einfluss sozioökonomischer Benachteiligung | |
| zusammenrechnet, fand in der Folge neben höherer Belohnungssensibilität | |
| auch schwächere Steuerungsfunktionen. Das Sichern von schnellen Ressourcen, | |
| das uns regelmäßig zum Monatsende rettet, macht uns auch angreifbarer für | |
| Kredithaie und kurzfristige Gewinnversprechen. | |
| Zukunftsorientierung muss man sich also leisten können. Wer mit | |
| Existenzängsten kämpft, muss sich auf die Gegenwart konzentrieren. Vorsicht | |
| also damit, die Zukunftsentscheidungen moralisch aufzuladen. | |
| ## Die Zukunft als Erfahrungswert | |
| Würden Sie auf Ihren Lieblingsnachtisch warten, wenn Ihnen zu einem | |
| späteren Zeitpunkt zwei versprochen werden? Und wenn ja, wie lange? | |
| Vor diese Herausforderung stellten Forschende in den Siebzigerjahren eine | |
| ganze Reihe Kinder. Sie sollten unendlich lange 15 Minuten allein im Raum | |
| mit einem Marshmallow verbringen, ohne ihn zu essen. Die Ergebnisse sagten | |
| scheinbar für die Zukunft dieser Kinder alles Mögliche voraus, von | |
| akademischen Leistungen bis zum BMI. Wer sich als Kind schon zusammenreißt, | |
| fährt als Erwachsener bestimmt auch zur Unibibliothek statt zum Badesee! | |
| Neuere, repräsentativere Studien rütteln an der Idee vom Marshmallow-Test | |
| als Erfolgsindikator. Eine große Studie mit fast 1.000 Kindern aus 10 | |
| unterschiedlichen Städten fand heraus, dass der schnelle Griff zum | |
| Marshmallow vor allem vom sozioökonomischen Status abhing. Aber auch das | |
| vorherige Verhalten des Experimentleiters spielte eine Rolle. Auf einen | |
| versprochenen Marshmallow zu warten, ergibt eben nur dann Sinn, wenn wir | |
| darauf vertrauen, dass das Versprechen eingehalten wird. | |
| Das sollte man sich auch vor Augen halten, wenn der jungen Generation in | |
| Fernsehtalkshows mit schöner Regelmäßigkeit ein Mangel an Arbeitsambition | |
| vorgeworfen wird. Zeit, Mühe und Geld zu investieren, das muss sich lohnen. | |
| Aber das, was in der Biographie der – meist grauhaarigen – Talkshowgäste | |
| viel gebracht hat, sichert jungen Menschen heute leider keine | |
| Zwei-Zimmer-Wohnung mehr. Auch andere Zukunftserwartungen hat die heutige | |
| Teenagergeneration, „Gen Z“, in der Pandemie deutlich nach unten | |
| korrigiert. Und wenn eine Strategie nicht mehr aufgeht, muss man umsatteln. | |
| Oder eben den Marshmallow genießen, der da ist. | |
| Dabei könnte uns die Zukunft ja auch positiv überraschen, oder zumindest | |
| der Mietmarkt spontan wieder erschwinglich werden. Dass sich das so naiv | |
| bis unwahrscheinlich anfühlt, liegt auch an den Grenzen unserer | |
| Vorstellungskraft. | |
| ## Im Alter nach Bauchgefühl | |
| Versuchen Sie mal, sich eine komplett neue Farbe vorzustellen. Gelingt | |
| Ihnen das? Oder fangen Sie in Gedanken an, Farben zu mischen, die Sie schon | |
| kennen? | |
| Unser Vorstellungsvermögen gerät sehr schnell an die Grenzen dessen, was | |
| wir kennen. Das gilt auch für unsere Fähigkeit, Zukunftsvisionen zu | |
| kreieren. Als Baumaterial dient meist unsere Erinnerung, im besten Fall | |
| einfallsreich neu kombiniert. Deshalb schwächen Krankheiten, die unser | |
| Gedächtnis schwächen, auch unserer Vorstellungsvermögen: Je stärker eine | |
| Demenz, desto weniger können Betroffene auch die Zukunft vor sich sehen. | |
| Forschende, die uns anleiten wollen, uns detaillierte Bilder von der | |
| Zukunft vorzustellen, wecken darum mitunter zuerst genaue Erinnerungen. Für | |
| beides erstellen wir ein mentales Gerüst aus dem, was wir schon oder noch | |
| wissen, und schmücken es dann großzügig mit Vermutungen aus. | |
| Wenn es uns also leichter fällt, uns das Ende der Welt vorzustellen als das | |
| des Kapitalismus, dann liegt das vielleicht auch daran, was die Bilder in | |
| unserem Kopf eher hergeben. Wo die einen das Wirtschaftswunder, die | |
| sexuelle Revolution, den Mauerfall und die damit verbundene | |
| Aufbruchstimmung erlebt haben, prägt die anderen eher 9/11, eine | |
| Finanzkrise und die Pandemie. | |
| Welche Rolle die Zukunft in unserem Denken spielt und wie viel Wichtigkeit | |
| wir ihr geben, das hängt sehr davon ab, wie alt wir sind. Vor allem | |
| Jugendliche haben den Ruf, ihre Zukunft fahrlässig aufs Spiel zu setzen. | |
| Tatsächlich ist unser Gehirn in diesem Alter getrimmt auf neue Erfahrungen | |
| und Belohnung – und damit auch anfällig für Impulsivität und Süchte. | |
| Etwas später, im jungen Erwachsenenalter, wenn unsere Impulskontrolle etwas | |
| weiter ausgereift ist, hilft uns weiterhin ein hellwaches Dopaminsystem | |
| dabei, schnell Informationen zu sammeln und statistische Tendenzen | |
| auszuwerten, um so mit wenig Erfahrung große Entscheidungen zu treffen. | |
| Später, wenn diese Fähigkeiten nachlassen, greifen wir eher auf unseren | |
| Schatz an erlerntem Verhalten zurück. Das erklärt, warum Menschen in | |
| höherem Alter eher zögern, ihr Handeln an Zahlenprognosen auszurichten. | |
| Im Endeffekt gehen ältere Erwachsene in manchen Situationen sogar mehr | |
| Risiken ein als jüngere – vor allem da, wo Risikovermeidung mit großem | |
| Lernaufwand einhergeht. So fand zum Beispiel eine amerikanische Studie aus | |
| dem renommierten Magazin Nature Aging heraus, dass ältere | |
| Teilnehmer*innen zahlenbasierte Warnungen über | |
| Corona-Ansteckungsrisiken schneller vergaßen als personalisierte. | |
| Und in einer deutschen Generationenbefragung ließen sich Baby Boomer nach | |
| eigenen Angaben zwar weniger von Genuss leiten als Gen Z, aber dafür eher | |
| von ihren Gefühlen. | |
| Vielleicht steckt das dahinter, wenn junge Klimaaktivistinnen vorrechnen, | |
| wie stark Deutschland seine Klimaziele verfehlt und Politiker von Laschet | |
| bis Scholz ihnen sinngemäß antworten: „Ach, ich glaub schon, dass wir das | |
| schaffen.“ Lief ja bis jetzt. Für sie und ihre Generation. | |
| Obendrein schenkt uns das Alter noch einen positivity bias – wir erinnern | |
| uns Richtung Lebensende eher an das Gute. Und, wenn wir etwas Negatives | |
| erfahren könnten, das uns diese positive Bilanz möglicherweise verhagelt, | |
| antworten wir tendenziell öfter mit: „Nö“. | |
| ## Wissen ist ungemütlich | |
| Lesen Sie noch täglich Nachrichten oder werden Ihnen die | |
| Katastrophenmeldungen aus aller Welt manchmal zu viel? | |
| Wenn Wissen uns schlechte Gefühle macht, dann wirkt die Option Nichtwissen | |
| oft ziemlich verlockend. Wenn wir uns dafür aktiv vor Informationen | |
| wegducken, nennt die Wissenschaft das „vorsätzliche Ignoranz“. | |
| Alternativ funktioniert auch Verdrängung. Beidem sind im Prinzip keine | |
| zeitlichen Grenzen gesetzt: Menschen verdrängen erfolgreich aktuelle Kriege | |
| und laufende Pandemien, die deutsche Vergangenheit, den Kollaps planetarer | |
| Grenzen oder auch die großen pazifischen Plastikmüll-Inseln. Im Ahrtal wird | |
| weiter CDU gewählt, die Ampel kürzt beim Katastrophenschutz, und selbst auf | |
| der Titanic sollen Leute noch Teller gestapelt haben, als das Schiff schon | |
| unterging. | |
| Wegschauen ist etwas, das Menschen tun, ob aus Bequemlichkeit, | |
| Eigeninteresse oder Selbstschutz. Deshalb macht es aus politischer | |
| Perspektive auch keinen Sinn zu warten, bis die Katastrophe so | |
| offensichtlich wird, dass keiner mehr wegschauen kann. Viel wichtiger ist, | |
| schnell aktiv zu werden und der Ignoranz etwas entgegenzusetzen. | |
| Beziehungsweise all jenen, die die Ignoranz bewusst unterfüttern, denken | |
| wir zum Beispiel an die Desinformationskampagnen der Ölkonzerne. | |
| Politische Zögerlichkeit unterstützt den menschlichen Hang zu Ignoranz. | |
| Wenn es keine politischen Rahmenbedingungen zur Krisenbewältigung gibt, | |
| dann bleibt mir als Individuum ja nur, mich allein mit meinem Bambusbecher | |
| in der Hand der ökologischen Katastrophe entgegenzustellen. Dann vielleicht | |
| doch lieber nichts davon wissen? | |
| Glücklicherweise wird auch andersherum ein Schuh draus: Wissen und | |
| Information können durchaus auch motivierend wirken. Vielleicht lässt sich | |
| die langjährige Ignoranz um die Klimakrise im Moment auch deshalb nach und | |
| nach durchbrechen, weil die Lösungen ein ganzes Stück greifbarer und | |
| einfacher geworden sind. Noch vor sehr kurzer Zeit galt es als utopisch, | |
| mehr als 15 Prozent der fossilen Energien durch erneuerbare zu ersetzen. | |
| ## Anpacken können wir nur in der Gegenwart | |
| Fassen wir zusammen: Der Homo sapiens kann sehr wohl an die Zukunft denken | |
| – aber wir haben auch eine Menge gute Gründe, es zu lassen. Weil wir ihr | |
| misstrauen, oder weil uns alte Erwartungen und akute Sorgen im Weg stehen. | |
| Oder einfach, weil langfristiges Denken anstrengend ist. | |
| Die aktuelle Politik verstärkt diese kurzsichtigen Tendenzen. Die gute | |
| Nachricht ist: Sie könnte ihnen etwas entgegensetzen. Vertrauen, aktive | |
| Gestaltungsräume und vor allem die Freiheit von Existenzängsten. Dann | |
| hätten wir gesamtgesellschaftlich auch endlich wieder Lust, uns mit der | |
| Zukunft zu beschäftigen – unserem baldigen Lebensraum. | |
| 11 Oct 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Franca Parianen | |
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