| # taz.de -- Drug-Checking in Berlin: Alle wollen ihre Drogen checken | |
| > Trotz hoher Nachfrage drohte eine Mittelkürzung fürs Drug-Checking. Die | |
| > ist nun vom Tisch und die Träger wollen das Projekt ausweiten. | |
| Bild: Tüten mit Haschisch, Ecstasy und Crystal | |
| Berlin taz | Auch vier Monate nach Start des | |
| [1][Drug-Checking]-Pilotprojekts ist die Nachfrage hoch. So hoch, dass man | |
| viele Konsumierende wieder nach Hause schicken müsse, beklagt Ulrike | |
| Scherling von der Drogen- und Suchtberatung Vista. „Deshalb brauchen wir | |
| mehr Mittel.“ Allerdings wäre für den Haushalt 2024/25 fast das Gegenteil | |
| eingetreten. Ursprünglich sah er weniger Geld für Drug-Checking vor. | |
| Nur noch 165.030 Euro beziehungsweise 176.810 Euro [2][waren für die | |
| kommenden zwei Jahre eingeplant] – nach 200.000 Euro in 2023. Die drei | |
| Trägervereine des Drug-Checkings Vista (Kreuzberg), Schwulenberatung | |
| (Charlottenburg) und Fixpunkt (Neukölln) hätten dann ihr Angebot | |
| einschränken müssen, so Tibor Harrach, Koordinator und pharmazeutischer | |
| Leiter des Drug-Checkings. | |
| Doch nun bleibt es auch in den kommenden Jahren bei den 200.000 Euro. Laut | |
| dem CDU-Abgeordneten Christian Zander ist die Haushaltsentwurfsaufstellung | |
| „etwas unglücklich gelaufen“. Nun aber hatte man „ausreichend Zeit“, d… | |
| zunächst „pauschalen Kürzungen“ zurückzunehmen. | |
| Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD, Bettina König, sagte: Die | |
| Kürzungen des Senats bei den sozialen Trägern seien „in dieser Form nicht | |
| richtig“ gewesen. Man habe daher Mittel entsprechend umgeschichtet. Final | |
| beschließt das Abgeordnetenhaus den kommenden Doppelhaushalt im Dezember in | |
| dritter Lesung. | |
| ## 647 analysierte Proben | |
| Das Drug-Checking-Pilotprojekt analysiert illegale Drogen auf Unreinheiten, | |
| und das anonym, gratis und straffrei. Konsumierende geben einen Teil ihrer | |
| Droge an einer der drei Beratungsstellen ab. Suchtberater*innen | |
| erklären die Ergebnisse und beantworten Fragen. [3][Eine Webseite warnt vor | |
| als gefährlich analysierten Substanzen]. Das Angebot richtet sich vor allem | |
| an täglich konsumierende Süchtige und an Personen, die am Wochenende auf | |
| Partys konsumieren. | |
| Bis Mitte September wurden 647 Proben analysiert, pro Woche seien es circa | |
| 50. Häufige Substanzen sind Amphetamin, Amphetamin-Koffein-Mischungen | |
| (Speed), Ecstasy und LSD. Harrach war vom hohen Anteil verunreinigter | |
| Proben überrascht, ihm zufolge liegen sie bei mehr als 30 Prozent. Laut | |
| Harrach warten die Nutzer*innen von Drug-Checking die Ergebnisse ab, um | |
| auf Grundlage des Resultats ihre Konsumentscheidung zu treffen. Deshalb | |
| könne Drug-Checking Leben retten. Denn Fakt ist: Drogen werden konsumiert. | |
| Seit 2012 ist die Zahl der Drogentoten in Deutschland kontinuierlich | |
| gestiegen. [4][Allein 2022 starben 1.990 Menschen]. | |
| Zur knappen Finanzierung kommt ein weiteres Problem hinzu: „Das | |
| Drug-Checking ist derzeit in Konsumräumen nicht gestattet“, so ein Sprecher | |
| der Senatsverwaltung für Gesundheit. Die aktuelle Rechtsverordnung stammt | |
| noch aus dem Jahr 2002, Drug-Checking kommt da noch nicht vor. Laut | |
| Senatsverwaltung soll die Verordnung zwar angepasst werden. Wie lange es | |
| dauern wird, bis die Arbeiten dazu abgeschlossen sind, könne man derzeit | |
| nicht sagen. | |
| Dabei wäre das Drug-Checking in Konsumräumen vor allem für Menschen | |
| wichtig, die auf der Straße leben, sagt Anette Hofmann. Sie ist | |
| Sozialpädagogin bei Fixpunkt. „Mit Drug-Checking im Drogenkonsumraum | |
| würden wir auch intravenös konsumierende Menschen erreichen.“ | |
| Harrach ergänzt: „Es sollte dann so gestaltet sein, dass abhängige | |
| Konsument*innen nicht lange auf das Ergebnis warten brauchen. Darum | |
| präferiere ich in Konsumräumen eine Form der Vor-Ort-Analytik.“ Langfristig | |
| sei geplant, auch mobiles Drug-Checking anzubieten, wie es es etwa in | |
| Thüringen oder in der Schweiz bereits gibt. Voraussetzung dafür ist, dass | |
| die Mittel nicht gekürzt, sondern aufgestockt werden. | |
| 13 Oct 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Drug-Checking-in-Berlin/!5936170 | |
| [2] https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/DruckSachen/Hau… | |
| [3] https://drugchecking.berlin/aktuelle-warnungen | |
| [4] https://www.bundesdrogenbeauftragter.de/presse/detail/2022-erneuter-anstieg… | |
| ## AUTOREN | |
| Denis Gießler | |
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