# taz.de -- Bildung anders denken: Raus aus dem Dauerstress | |
> Das existierende Schulsystem erzeugt Frust und Dauerstress bei Schülern | |
> wie Lehrern. Höchste Zeit für einen Paradigmenwechsel! | |
Bild: Erstklässler auf dem Weg in ihr voraussichtlich volles Klassenzimmer | |
Alle Beteiligten im [1][System Schule] sind unzufrieden: Schülerinnen und | |
Schüler, Lehrkräfte, Eltern. Der Grund dafür ist ein auf Leistung | |
getrimmtes, selektierendes Schulsystem, in dem Dauerstress der | |
Normalzustand ist. Es wird gebüffelt, getestet, geprüft, was das Zeug hält | |
– und trotzdem zeigen die Vergleichstests immer wieder: Vielen | |
Grundschüler*innen fehlen Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben und | |
Rechnen. Tausende junge Menschen verlassen die Schule [2][ohne Abschluss], | |
psychische Erkrankungen nehmen zu. | |
Bei den Lehrkräften dasselbe Drama: ein immer größeres Arbeitspensum, mehr | |
Unterrichtsstoff, mehr Verwaltung, mehr IT, mehr Kinder, größere Klassen – | |
und das mit einem halb besetzten Kollegium: Das bringt jede noch so | |
engagierte Lehrkraft an ihre Grenzen. | |
Die jahrzehntelange chronische Unterfinanzierung des öffentlichen | |
Bildungssektors und ein dramatischer Fachkräftemangel prallen auf ein | |
strukturell völlig veraltetes, hierarchisches und selektives Schulsystem. | |
Damit muss endlich Schluss sein! Wir dürfen bei der Herstellung einer | |
modernen, inklusiven und demokratischen Lernkultur, von | |
Bildungsgerechtigkeit und Mobilität nicht noch mehr Zeit verlieren! | |
Dafür muss Schule einen grundsätzlich neuen Weg einschlagen: Ohne | |
permanenten Stress, ohne Angst und Frust. Ein Paradigmenwechsel weg vom | |
[3][Selektieren] hin zum Fördern, vom Beschämen zum Stärken. Es braucht | |
andere moderne und demokratische Beurteilungsmaßstäbe als das enge | |
Notenkorsett und die ewige Testerei; das Sitzenbleiben und Abschulen muss | |
überwunden werden; die Lehrkräfte brauchen wieder Zeit, Inhalte zu | |
vermitteln, statt sich mit Verwaltung herumzuschlagen; das Lernen gehört in | |
die Schule, nicht nach Hause. | |
Das Konzept „Eine Schule für alle“ setzt auf individuelles, | |
selbstbestimmtes Lernen, ist inklusiv und demokratisch. Andere Länder sind | |
da viel weiter. Sie praktizieren längeres gemeinsames Lernen ohne das | |
Aussortieren nach der Grundschule. Wir müssten uns nur auch endlich mal | |
trauen. | |
26 Sep 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Bundesweiter-Bildungsprotest/!5961652 | |
[2] /Schulabschluesse-in-Deutschland/!5956731 | |
[3] /Engagement-beim-Bildungsprotesttag/!5959294 | |
## AUTOREN | |
Nicole Gohlke | |
## TAGS | |
Bildung | |
Schule | |
Lehrer | |
Noten | |
Bildungspolitik | |
Bildungspolitik | |
Bildung | |
Bildungssystem | |
Bildungssystem | |
Schule | |
GNS | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Lehrermangel an Schulen: Elternprotest gegen Unterrichtsausfall | |
An der Eduard-Möricke-Grundschule in Berlin-Neukölln protestieren am | |
Freitag Eltern und Kinder gemeinsam für bessere Lernbedingungen. | |
Deutschland mies bei Pisa-Studie: Chancengleichheit im Vorschulalter | |
Wer gute Ergebnisse anstrebt, muss in die Förderung der Kinder investieren. | |
Schon im Vorschulalter sollte die Bildungskluft geschlossen werden. | |
Misere der Schulen: Bildung auf Talfahrt | |
Mehr Digitalisierung ist keine Lösung in der Bildungskatastrophe. Was es | |
braucht, ist mehr Raum für Mitgestaltung und musische Fächer. | |
Protest für Bildungs-Sondervermögen: Zeitenwende statt Staatsversagen | |
Die Bildungskrise führt zum ersten landesweiten Protest seit Jahren. Die | |
Initiator:innen fordern 100 Milliarden – und Führung vom Kanzler. | |
Lehrermangel: Die Schulabbrecher | |
Zu viel Druck im Referendariat, starre Hierarchien, Kampf mit der | |
Bürokratie. Warum jedes Jahr Hunderte angehende Lehrer ihre Ausbildung | |
aufgeben. | |
Studie zu Schulabbrecher:innen: Teure Verluste | |
6,2 Prozent eines Jahrgangs verlassen die Schule ohne Abschluss, oft | |
Migrant:innen und Kinder aus armen Familien. Ein Armutszeugnis für das | |
System. |