# taz.de -- Studie zu Schulabbrecher:innen: Teure Verluste | |
> 6,2 Prozent eines Jahrgangs verlassen die Schule ohne Abschluss, oft | |
> Migrant:innen und Kinder aus armen Familien. Ein Armutszeugnis für das | |
> System. | |
Bild: Mehr Jugendliche verlassen die Schule ohne Abschluss – hier eine Schül… | |
Was für eine Verschwendung von Potenzial: 47.500 junge Menschen beendeten | |
2022 ihre Schullaufbahn ohne Abschlusszeugnis, zeigt die jüngste | |
[1][Bildungserhebung] im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Das sind 6,2 | |
Prozent dieser Altersgruppe in Deutschland. Zwei Drittel dieser jungen | |
Menschen arbeiten danach als ungelernte Hilfskräfte – sie machen also keine | |
Berufsausbildung nach der Schulzeit. Viele finden auch überhaupt keinen | |
Job, die Arbeitslosenquote bei den 20- bis 34-Jährigen ist sechsmal so hoch | |
wie bei den Gleichaltrigen mit Abschlusszeugnis. | |
Dabei sind diese jungen Menschen keineswegs ungeeignet für den | |
Arbeitsmarkt, dem es bekanntlich in vielen gesellschaftlich sehr relevanten | |
Bereichen – Pflege, Kitas, Schulen, Handwerker – an [2][ausgebildeten | |
Fachkräften] schwer mangelt. Denn was die Gütersloher Studie auch | |
feststellt: Die Leistungen in den bundesweiten Vergleichsarbeiten, die alle | |
Schüler*innen in regelmäßigen Abständen während der Schulzeit schreiben | |
müssen, stimmen nicht überein mit den Zahlen zu Schüler*innen ohne | |
Abschluss. Mit anderen Worten: Es kann durchaus sein, dass die | |
Mindeststandards im Lesen, Schreiben und Rechnen sitzen, auch ohne | |
Hauptschulzeugnis. | |
Bitter, dass man die Jugendlichen trotzdem auf dem Weg zum Schulabschluss | |
verliert – denn es liegt ja offenbar nicht an ihnen. Bitter auch, dass sich | |
dieser Befund seit 2011, so weit schaut die Studie zurück, nicht geändert | |
hat. Die zwei wichtigsten [3][Risikofaktoren] sind ebenfalls immer | |
dieselben geblieben: Migrationshintergrund und Armut. Jungs sind | |
gefährdeter als Mädchen. | |
Jugendliche nicht auszubilden, kostet – vor allem die Gesellschaft. | |
Pflegekräfte, die fehlen, Handwerker*innen, die eigentlich Schulen bauen | |
müssten. Fehlen in den Kitas Erzieher*innen, sind es in der Regel die | |
Frauen, die länger zu Hause bei den Kindern bleiben und (zu) lange Teilzeit | |
arbeiten, bis die Altersarmut droht. Was für eine Verschwendung also in den | |
Schulen – tragisch für jede*n Einzelnen. Und obendrein schlecht für die | |
Wirtschaft. | |
6 Mar 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Studie-der-Bertelsmann-Stiftung/!5919845 | |
[2] /Studie-zu-Berufsbildung/!5911270 | |
[3] /Ampelplaene-fuer-Bildungsgerechtigkeit/!5895419 | |
## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
## TAGS | |
GNS | |
Fachkräftemangel | |
Bildungspolitik | |
soziale Ungleichheit | |
Bildung | |
Lehrerinnen | |
Bildungschancen | |
Energiekrise | |
Bildungssystem | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Bildung anders denken: Raus aus dem Dauerstress | |
Das existierende Schulsystem erzeugt Frust und Dauerstress bei Schülern wie | |
Lehrern. Höchste Zeit für einen Paradigmenwechsel! | |
Maßnahmen gegen Lehrkräftemangel: Her mit den Lehrkräften! Aber wie? | |
Zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels gehen die Länder teils | |
unterschiedliche Wege. Doch welche Ideen gibt es, außer immer mehr | |
Quereinsteiger:innen? | |
Studie der Bertelsmann-Stiftung: Viele Jugendliche ohne Schulabschluss | |
2021 haben über 47.490 Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen. | |
Besonders hoch ist die Schulabbruchquote in Bremen. | |
Ausbau der Erneuerbaren: 600 Milliarden nötig | |
Fehlende Investitionen und Fachkräftemangel könnten die Energiewende | |
bremsen. Branche fordert für neue Installateure Schnellqualifizierungen. | |
Ampelpläne für Bildungsgerechtigkeit: Verspätete Chancen | |
Die Ampelkoalition setzt ihr zentrales Bildungsversprechen für mehr | |
Chancengleichheit frühestens 2024 um. Noch sind viele strittigen Fragen | |
offen. |