# taz.de -- Daniel Rapoport über das Jüdischsein: „Jude sein ist kein Beruf… | |
> Der Naturwissenschaftler Daniel Rapoport entstammt einer bekannten | |
> jüdischen Familie aus der DDR. Ein Gespräch über Herkünfte und | |
> Schubladen. | |
Bild: Will bis zu den Wurzeln. Daniel Rapoport im Garten der Familien-Datsche, … | |
Daniel Rapoport lebt in Lübeck, arbeitet dort an der Universität als | |
Biotechnologe und war zuvor beim Fraunhofer-Institut. Gelegentlich ist er | |
an den Wochenenden in Berlin. Wir treffen uns in der Wohnung seiner Eltern | |
im Nordosten der Stadt in Pankow. | |
wochentaz: Herr Rapoport, ist Ihnen das Jüdische als Thema recht? | |
Daniel Rapoport: So recht wie alles Streitbare. | |
Wäre es etwa Ihrer Großmutter Ingeborg lieb gewesen, sie als jüdische | |
Medizinerin zu bezeichnen? | |
Für meine Oma wäre das wohl eher ein Stigma gewesen. | |
Im westdeutschen Sprechen bedeutet Jüdischsein von jeher, jedenfalls | |
staatsoffiziell, meist kein Makel. | |
Im ostdeutschen, bis zum Ende der DDR, auch nicht. Aber meine Oma verstand | |
sich, wie alle in meiner Familie, zunächst in beruflicher Hinsicht, also | |
als Ärztin. Und wahrscheinlich auch als Wissenschaftlerin. Für die | |
Öffentlichkeit zählte nur ihr Beruf und das war, glaube ich, auch | |
wesentlich für ihr Selbstverständnis. | |
Das ist erstaunlich. Sie wurde ja als jüdische Deutsche 1937 nicht zur | |
Verteidigung ihrer Doktorarbeit zugelassen. Erst 2015 war ihr dies an der | |
Hamburger Universität möglich. Die Prüfung bestand sie im Alter von 102 | |
Jahren mit Bravour. Sie widmete ihre Doktorarbeit den „Opfern“ des | |
Nationalsozialismus – nicht einer besonderen Gruppe an Leidtragenden. | |
Dass sie Jüdin ist, stand natürlich nie in Zweifel. Es war ihr immer | |
bewusst. Es war ihr bloß für die Öffentlichkeit nicht wichtig. Sie hatte | |
ihre Doktorarbeit nicht als Jüdin erarbeitet, sondern als angehende Ärztin. | |
Nach dem Fall der Mauer kam das Jüdische dann wieder stärker in den Fokus. | |
Im Zusammenhang mit der Doktorarbeit war es dann natürlich noch einmal ganz | |
zentral. Ihr Hauptlebenswerk bestand nicht darin, einer religiösen oder | |
Schicksalsgemeinschaft anzugehören, sondern Medizinerin im Fach | |
Neonatologie zu sein. Und Kommunistin. Darin lag ihr Schaffen und auch ihr | |
größter Ehrgeiz. | |
Ihre Großeltern waren, wenn man das so formulieren darf, linientreue | |
DDR-Bürger, richtig? | |
Doch, ja. Sie waren politische Menschen in einem grundsätzlichen Sinne. | |
Meine Oma wuchs eigentlich in einer eher unpolitischen, protestantischen | |
Familie auf, mit einer jüdischen Mutter. Ihr Jüdisches konnte sie | |
angesichts der nationalsozialistischen Erfolge schon vor der Machtübernahme | |
1933 nicht verleugnen und wollte es auch nicht. Sie verließ Deutschland | |
dann auf Drängen ihrer Mutter 1937 und traf in den USA meinen Großvater, | |
Samuel Mitja. Er war Biochemiker und Imo – so hieß meine Oma in unserer | |
Familie – war Kinderärztin. Dann ging mit der McCarthy-Ära in den USA die | |
Kommunistenhatz los, deshalb flohen sie wieder nach Europa zurück. | |
In die [1][DDR]? | |
Nein, zunächst nach Österreich, aber dort wollte man sie nicht, sie waren | |
als Kommunisten unerwünscht. | |
Hätte nicht auch Israel in Frage kommen können? | |
Ja, das wäre möglich gewesen. Allerdings bot man ihnen, soweit ich weiß, | |
keine Arbeitsmöglichkeiten für ihre Qualifikationen an. Stattdessen hörte | |
man in der DDR von ihnen – und so zogen sie in die, wie es hieß, junge | |
Arbeiter-und-Bauern-Republik. Das war ein Experiment nach ihrem Geschmack, | |
vor allem nach dem meines Großvaters. | |
Politisch war das auch ein klares Bekenntnis. | |
Auf jeden Fall! Wie viele ihrer Freunde dachten sie, es würde eine | |
neuartige Staatseinrichtung sein. Sie machten sich keine Illusionen | |
darüber, dass auch in der DDR viele ehemalige Nazis herumliefen. Die DDR | |
brauchte ja Fachleute, und die wuchsen nun mal nicht an den Bäumen. Aber | |
trotzdem verstanden sie die DDR als ernsthaften welthistorischen Versuch, | |
die Klassengesellschaften zu überwinden. | |
In Form einer Diktatur … | |
Ja. Diktatur des Proletariats hieß das damals, übrigens ganz offiziell. Man | |
hielt sie für ein notwendiges, aber auch provisorisches Übel. Praktisch | |
hieß das allerdings, dass es keine freie Presse gab, keine unabhängige | |
Gerichtsbarkeit und einen völlig überdimensionierten und unkontrollierten | |
Geheimdienst. Über diese und andere Mängel des Staates wussten meine | |
Großeltern Bescheid, aber sie dachten vermutlich, es wären die Wehen einer | |
Übergangszeit. Ein tragischer Irrtum. | |
In Israel hätten sie mit Alt-Nazis nichts mehr zu tun haben müssen. Warum | |
also gingen sie als Juden in die DDR? | |
Das habe ich erst nach der Wende in meiner Familie gefragt. Mein Großvater | |
erzählte mir dann, dass für ihn als Jugendlicher die Frage im Raum stand: | |
Zionismus oder Sozialismus? Und da sah er das zionistische Projekt als das | |
kleinere an. Er sagte sich, wenn schon Gerechtigkeit, warum nur für die | |
Juden und nicht gleich für die gesamte Menschheit? In solchen Sachen war | |
mein Großvater kein Mann für kleine Aufgaben. | |
Hatten Ihre Großeltern, hatte Ihre Familie nie Angst vor dem auch in der | |
DDR fühlbaren Antisemitismus? | |
Soweit ich weiß, nein. Es gab ja einen, wie ich es mal formuliert habe, | |
grundsätzlichen Staatshumanismus. Den Begriff meine ich als Gegensatz zum | |
völkischen Staat. Das Jüdische war privat und hatte es auch zu sein. Das | |
war gleichzeitig eine Zumutung und eine Entlastung für die Juden. Und es | |
war ein entscheidender Unterschied zum Nationalsozialismus und zum ganzen | |
Deutschland zuvor. Ausdrücklich hatte alles, was das Selbstverständnis der | |
Menschen betraf – der Glauben etwa – nichts in der Öffentlichkeit zu | |
suchen. | |
Es gab Juden in der DDR, denen das als Zumutung erschien. | |
Sag ich ja. Es gibt solche, die reden gern in der Öffentlichkeit drüber, | |
dass sie Juden sind. Warum auch immer. Andere Juden haben das Bedürfnis | |
nicht. Zu denen gehörten meine Großeltern. Ich glaube, wir konnten und | |
können einander am Ende ertragen, also die öffentlich redseligen und die | |
öffentlich maulfaulen Juden. Nicht ertragen können wir die öffentlichen | |
Antisemiten. Da darf man dann nicht schweigen, so gern man auch wollte. | |
Das gab es doch ebenso in der DDR: Antijüdische Schmierereien und | |
Vandalismus gegen jüdische Gräber. | |
Ja, doch das war von der Partei nicht geduldet. Man konnte solcher | |
„Graswurzel-Antisemiten“ natürlich nicht immer habhaft werden. | |
Antisemitische Vorfälle waren letztlich Sache der Polizei. Aber bei allem, | |
was man an der DDR kritisieren kann und muss: Antisemitisches hatte mit | |
Sicherheit keinen Platz in der sozialistischen Staatsdoktrin. | |
Mich irritiert der Begriff Staatshumanismus. Was soll er konkret bedeuten? | |
Die Oberfläche darf glänzen – was in der Packung steckt, ist egal? | |
Nein, natürlich nicht. Mit Staatshumanismus meine ich das Gegenteil von | |
völkischer Öffentlichkeit. Also, dass diese Frage: „Was bist’n du für | |
einer?“, keine öffentliche Frage sein sollte. Dass da nicht dieses | |
zwanghafte Bekennertum herrscht und kein Ausschließen, dass dieses ganze | |
leidige Zugehörigkeitsspiel einfach nicht stattfindet. | |
Was meinen Sie mit Bekennertum? | |
Das Jüdische soll weder Vor- noch Nachteil sein, sondern ein privater | |
Umstand, eine von vielen möglichen Arten, sein Herkommen zu begreifen oder | |
religiös zu sein. Es geht den Staat genauso wenig an, wie zum Beispiel, was | |
die Leute gern in ihren Betten anstellen. | |
Würden Sie diese Beschreibung auch für die Bundesrepublik gelten lassen? | |
Ja. Es gehört auch zum bundesdeutschen Konsens, dass Politisches nicht | |
völkisch oder antisemitisch sein darf. Es gibt zwar in der Bundesrepublik | |
auch Politiker, die antisemitisches Zeug reden, aber das war nie Mainstream | |
oder Staatsdoktrin. Insgesamt ist es im Vergleich zur DDR so, dass | |
Befindlichkeiten und Privates eher für öffentlichkeitstauglich gehalten | |
werden. Ich find’s langweilig, aber ich muss es ja nicht lesen. Der hiesige | |
Staatshumanismus ist aktuell in Gefahr, auch wegen der AfD. Die Welt wird | |
gerade allgemein wieder nationalistischer, kriegerischer, brutaler. Ich bin | |
allerdings optimistisch. Ich glaube, dass genügend Menschen verstanden | |
haben, dass das Konzept des Staatsbürgers ungleich humanistischer und | |
tragfähiger ist als das Konzept des Biodeutschen. | |
Israel wehrte sich 1967 im Sechstagekrieg gegen seine arabischen Angreifer | |
– die DDR positionierte sich danach an deren Seite. In der Parteizeitung | |
Neues Deutschland wurde im Anschluss eine Verurteilung des Staates Israel, | |
vor allem der Holocaust-Überlebenden, veröffentlicht. Haben ihre Großeltern | |
mitunterzeichnet? | |
Ich glaube nicht. Es war ja vor meiner Geburt und ich kann mich nicht | |
erinnern, dass wir jemals darüber gesprochen hätten. Also über den | |
Sechstagekrieg schon, aber nicht über diese Petition. | |
War es nicht von Nachteil, dass das Jüdische in der DDR privat zu sein | |
hatte? Dass man nicht, wie in der Bundesrepublik spätestens seit der | |
Ausstrahlung der TV-Serie „Holocaust“ 1979, über die Verfolgung von Juden, | |
über die Schoah sprechen konnte? | |
Man konnte doch über die Schoah sprechen. Es gab zum Beispiel diesen Film | |
„Jakob der Lügner“, es gab die KZ-Gedenkstätten und den Wiederaufbau der | |
Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte. Aber ich verstehe | |
schon, was Sie erfragen wollen. Das Problem war, dass die öffentlichen | |
Themen von oben gesetzt wurden und es in der DDR keine unabhängige Presse | |
gab. Öffentlichkeit gab es nur mit dem Segen der Partei. Und da die | |
privaten Umstände privat zu bleiben hatten, spielte das Jüdische … | |
… nur als Unsagbares eine Rolle? | |
Wie gesagt: Unsagbar war das nicht. Die Schoah war Thema, nur eben in | |
staatsgenehmer Weise. Aber gelenkte Öffentlichkeiten haben das prinzipielle | |
Problem, dass sie keinen Dissens aushalten, keine echten Debatten erlauben | |
und eben auch kein Korrektiv für den Staat sein können. Sie machen die | |
Meinungen und Befindlichkeiten nicht spürbar – und damit nicht | |
verhandelbar. | |
Haben Sie, hat Ihre Familie mit jüdischen Riten gelebt? | |
Nein. Wir haben keine Feiertage gefeiert und die meisten der jüdischen Ge- | |
und Verbote ignoriert. Was mir jetzt, wo wir drüber reden, lustig vorkommt: | |
Diese Regeln sind ja im Wesentlichen solche des Lebens und Zusammenlebens, | |
also auch Regeln fürs Öffentliche. Insofern ist Judesein auch intrinsisch | |
vielleicht nicht nur eine beliebige private Befindlichkeit. Es hat eine | |
Geschichte, von mörderischer Judenfeindschaft bis zu den heutigen | |
Antisemiten. In dieser Hinsicht haben Juden auch heute ein Recht auf | |
Öffentlichkeit. Deswegen reden wir beide auch jetzt. | |
Das ist ein Widerspruch zu dem, was Sie über Ihre Familie berichten. | |
Na ja. Nur weil es nach wie vor nicht normal ist, jüdisch zu sein. Es ist | |
wieder unnormaler geworden. In der DDR hätten wir dieses Interview einfach | |
nicht geführt. Ich meine nicht, weil es verboten worden wäre – wäre es | |
vermutlich auch –, sondern weil es einfach nicht als Thema auftauchte. Ich | |
finde das normaler. | |
Was heißt normal? | |
Normal bedeutet, dass das Jüdische als so gewöhnlich wahrgenommen wird wie | |
anderes an einem Menschen. Hautfarbe, sexuelle Orientierung, Religiöses. In | |
gewisser Weise bedeutet es, dass etwas wieder in den Grund des Ungesagten | |
absinkt. Deswegen kann man Normalität auch nicht qua Dekret herstellen. Qua | |
Dekret geht höchstens das Öffentliche. Aber dann gibt es doch untergründig | |
etwas Widerständigeres, Unverfügbareres, das die Normalität bestimmt. | |
Darf ich abermals fragen: Was ist Ihnen das Jüdische? | |
Etwas, das man konstruiert. Ich finde mich über die Erzählungen meiner | |
Eltern, Großeltern, über Erlebnisse, Erfahrungen und so weiter in eine | |
jüdische Identität ein. Das ist ein Prozess und er dauert das ganze Leben | |
an. | |
Und das heißt? | |
Es gibt nur diesen Prozess. Es gibt nichts, was man von außen sehen kann. | |
Sie können mich fragen, das ist alles. Es gibt nichts anderes als diese | |
Selbstauskunft eines Menschen. Also keine Nase, kein Ivritsprechen, kein | |
Beschnittensein, kein Irgendwas. Das ist alles Quatsch. Für mich ist das | |
Wichtigste am Jüdischsein der Teil meiner Geschichte, der mit meinen | |
Verwandten zu tun hat, mit deren Bekannten, mit deren Einordnung ins | |
Weltenganze; der Teil, der ein bisschen erklärt, warum ich so bin, wie ich | |
bin. Natürlich nicht vollständig – könnte ich das ausführen? | |
Bitte! | |
Ich weiß, dass meine Eltern und deren Eltern und so weiter Juden waren. Die | |
Vorfahren meiner Mutter waren Weinhändler. Die Mutter meiner Oma war | |
Klavierlehrerin. Solche Geschichten werden peu à peu zur eigenen | |
Geschichte. Und zum anderen gibt es sicherlich Werte und Anschauungen, die | |
in bestimmten jüdischen Traditionen immer hochgehalten wurden und qua | |
Erziehung und Vorbildwirkung auf mich weiter übertragen wurden. Zum | |
Beispiel, Wissen gilt als echter Wert in meiner Familie. Man muss etwas | |
wissen oder können, wenn man darüber reden möchte. Meine Mutter sagt dazu | |
immer: „Was man weiß, ist gut.“ Das hat sie von ihrem Vater. | |
Könnte ich mich zum Juden erklären? | |
Sie könnten konvertieren, klar. Das kann jeder. Aber man kann das nicht | |
einfach so erfinden, wie es einem beliebt. Sonst müssten Sie ja lügen. Das | |
können Sie natürlich machen, eine ganze Geschichte auf erfundenem Judentum | |
aufbauen. Aber es bliebe natürlich eine Lügengeschichte, und mindestens Sie | |
selbst wüssten das auch immer. Wodurch sich der Hauptzweck des Ganzen | |
erübrigte, nämlich ein wahrhaftiges und welthaltiges Selbstverständnis zu | |
erzeugen. Glauben Sie mir: Man sucht es sich nicht aus. | |
Nun hat ja ein Autor wie Fabian Wolff bei Zeit Online einfach behauptet, er | |
sei Jude. | |
Ja, der wollte sich als Juden erfinden. Was ich bei dem nicht verstanden | |
habe, war: Warum er die Welt als Jude erklären wollte? Judesein ist ja kein | |
Beruf oder eine Fertigkeit. Hätte er nicht einfach sagen können: Ich | |
erklär’ dir die Welt als Fabian Wolff? Da ist es wieder, das Thema | |
Normalität, das ist für mich der Unterschied. Der zwischen den beiden | |
Fragen „Wer bist du?“ und „Was bist’n du für einer?“ Die zweite Frage | |
fordert einen dazu auf, sich in ein bestehendes System einzuordnen. Man tut | |
dem anderen einen Gefallen, man erleichtert ihm, dich – und sei es nur | |
scheinbar – zu begreifen, indem man sich in seine Schubladen legt. Ich hab’ | |
da eine Abneigung gegen. Ach, und dann ging es bei der Story auch ums | |
Gatekeeping – wer darf mit welcher Autorität reden? Mir wär’ es lieb, wenn | |
es diesen Vorteil beim öffentlichen Sprechen überhaupt nicht gäbe – oder | |
wenn, für alle gleichermaßen. Außer für Faschisten und Antisemiten. | |
Die aus den USA stammende Autorin Deborah Feldman, so auch der Titel ihres | |
Buchs, spricht von einem „Judenfetisch“ in Deutschland. | |
Keine Ahnung, wen und was sie meint. Vielleicht die Kreise, in denen Israel | |
als Unglücksherd der ganzen Welt gilt. Ich weiß es nicht. Ich bin natürlich | |
nicht glücklich über die derzeitige Regierung in Israel. Aber ich glaube, | |
zumal ja Hunderttausende seit Monaten gegen die Regierung demonstrieren, | |
dass Israel wandlungsfähig ist. Ich glaube sogar, dass es dort Frieden | |
geben kann. Es dauert nur. Es gibt Israel noch nicht mal hundert Jahre, das | |
ist ein Jungspund unter den Staaten. Es leben schlaue Leute da. Es wird | |
Vernunft und damit auch Frieden einziehen. So haben wir das in unserer | |
Familie bei allen Unterschieden im Blick auf die Palästinenser immer | |
gesehen. | |
Manche, [2][zumal in linken Zirkeln], sagen: Israel dürfe man nicht | |
kritisieren. | |
Natürlich darf jeder Israel kritisieren, niemand ist je für irgendeine | |
Israelkritik eingesperrt worden. | |
Gehen Sie in die Synagoge? | |
Nee. Ich folge da wohl eher der Tradition meines Großvaters, der, soweit | |
ich weiß, in seinem Erwachsenenleben nie in den Tempel ging. Aber er hat zu | |
keiner Sekunde auf andere Juden herabgeschaut, die regelmäßig hingehen. | |
Mein Großvater allerdings liegt auch nicht auf dem Jüdischen Friedhof, | |
sondern auf dem Friedhof in Pankow, bei seinen Leuten, bei den Sozialisten. | |
Und meine Imo mit ihm. | |
17 Sep 2023 | |
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Jan Feddersen | |
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