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# taz.de -- Computer-Hirn-Schnittstellen bei Lähmung: Wenn der Avatar sagt, wa…
> Eine Verbindung zwischen Computer und Hirn, die Gedanken in Worte
> übersetzt? Was wie Science Fiction klingt, wurde in Einzelfallstudien
> getestet.
Bild: Ein guter Draht zum Computer: Hirnstrommessung
Es gibt Krankheiten und Unfälle, infolge derer Patient:innen Lähmungen
erleiden, teilweise sogar nicht mehr sprechen können. Das kann etwa nach
einem Schlaganfall der Fall sein oder bei Patient:innen mit der
unheilbaren [1][Nervenerkankung ALS], die nach und nach den gesamten Körper
betrifft.
Um den Betroffenen dennoch eine Kommunikation mittels Sprache zu
ermöglichen, wird an [2][Gehirn-Computer-Schnittstellen], kurz BCIs,
geforscht. Mit denen lassen sich zum Beispiel im Kopf formulierte Worte
auslesen und auf einem Bildschirm darstellen oder Prothesen steuern.
## Die Studie
Die Ergebnisse zweier Studien wurden jüngst im Fachjournal Nature
veröffentlicht. Die Forscher:innen haben hier untersucht, wie Menschen,
die aufgrund einer Lähmung nicht mehr sprechen können, mit einer
Gehirn-Computer-Schnittstelle wieder mittels Sprache kommunizieren können.
In einem Fall ging es um eine [3][Patientin, die einen Schlaganfall
erlitten hatte]. Im zweiten Fall ging es um [4][einen Patienten mit ALS].
Beide erhielten die Schnittstellen als Implantate im Gehirn.
Im Detail waren die Implantate unterschiedlich aufgebaut, doch im Ergebnis
hatten sie eines gemeinsam: Die Betroffenen konnten nach Erhalt des
Implantats mittels Sprache kommunizieren, indem die im Gehirn formulierten
Wörter auf einem Bildschirm lesbar waren. In einem der beiden Fälle wurden
parallel außerdem hörbare Sprache und ein auf dem Bildschirm sprechender
Avatar erzeugt. Dieser konnte zusätzlich auch die gedachte Mimik der
Patientin darstellen.
Neu ist außerdem die Geschwindigkeit: Die Kommunikation ging deutlich
schneller, als das mit den bisher angewandten Methoden der Fall gewesen
wäre. Bei dem ALS-Patienten waren es durchschnittlich 62 Wörter pro Minute,
bei der Schlaganfall-Patientin im Schnitt 78 Wörter pro Minute. Ein
übliches Konversationstempo liegt laut den Forscher:innen bei 160
Wörtern pro Minute.
## Was bringt’s?
Schlaganfälle sind weltweit eine der häufigsten Ursachen dafür, dass
Menschen mit körperlichen Einschränkungen leben. In einer alternden
Gesellschaft geht es zunehmend darum, [5][wie Menschen lange gesund und
auch bewegungsfähig bleiben können].
„Die erreichten Fortschritte können als Meilenstein in der Entwicklung von
BCI-Systemen gesehen werden“, bewertet Surjo R. Soekadar, Oberarzt und
Leiter der Arbeitsgruppe Klinische Neurotechnologie an der Berliner
Uniklinik Charité, die Ergebnisse der Studien [6][gegenüber dem Science
Media Center].
Thorsten Zander, Leiter des Fachgebiets Neuroadaptive
Mensch-Technik-Interaktion an der Brandenburgischen Technischen Universität
Cottbus-Senftenberg sagt dort: „Beide Ansätze sind im Moment
patientenindividuell, da sie ein mehrwöchiges Training erfordern.“ Dennoch
zeigten die Studien, dass es möglich wäre, diese Systeme auch auf andere
Patienten auszuweiten. Einzelerfolge mit Perspektive also.
2 Sep 2023
## LINKS
[1] /Amyotrophe-Lateralsklerose/!5114328
[2] /Gehirn-Computer-Schnittstellen/!5942212
[3] https://www.nature.com/articles/s41586-023-06443-4
[4] https://www.nature.com/articles/s41586-023-06377-x
[5] /Neuropsychologin-ueber-Gehirne-und-Computer/!5941275
[6] https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/research-in-context/details…
## AUTOREN
Svenja Bergt
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