| # taz.de -- Flucht aus Afghanistan: Auch das Hinhalten feiert Jubiläum | |
| > Zwei Jahre nach der Machtübernahme der Taliban schaffen es ehemalige | |
| > Ortskräfte und andere zivile Akteure noch immer kaum nach Deutschland. | |
| Bild: Talibankämpfer in Kabul zwei Jahre nach der Machtübernahme | |
| BERLIN taz | Wenn sich am Dienstag die Machtübernahme der Taliban in Kabul | |
| zum zweiten Mal jährt, begehen deutsche Ministerien ihr ganz eigenes | |
| Jubiläum: das ihres Umgangs mit ihren afghanischen Mitarbeiter*innen. Immer | |
| noch [1][herrscht für viele betroffene Ortskräfte größte Unklarheit | |
| darüber, wie sie den Taliban entfliehen können]. Sie müssen sich mit den | |
| deutschen Behörden herumschlagen, die einst ihre Arbeitgeber waren. | |
| [2][Dabei scheint die Intransparenz bei den Verfahren seit zwei Jahren | |
| fester Teil einer deutschen Strategie zu sein, möglichst wenigen | |
| Afghan*innen eine Einreise zu gewähren]. | |
| Zwei Programme sollen derzeit Betroffenen helfen: Über das | |
| Ortskräfteverfahren sollen ehemalige lokale Mitarbeiter*innen etwa von | |
| deutschen Ministerien ihren Weg nach Deutschland finden, über das | |
| [3][Bundesaufnahmeprogramm (BAP)] sollen Aktivist*innen aus der | |
| afghanischen Zivilgesellschaft kommen. Nach Angaben des Auswärtigen Amts | |
| (AA) von Montag hat es seit dem Start des Programms im Oktober 2022 | |
| allerdings noch kein einziger Mensch so nach Deutschland geschafft. | |
| Das Ministerium verweist dabei auf „höchst komplexen Rahmenbedingungen in | |
| Afghanistan“. Immerhin gebe es nun aber „positive Aufnahmeentscheidungen“ | |
| für 350 Menschen, die darüber benachrichtigt würden. Über das | |
| Ortskräfteverfahren konnten nach Angaben des AA 28.300 Menschen einreisen. | |
| Es waren die Bilder der Menschen, [4][die sich im August 2021 in Kabul an | |
| die Tragflächen startender Flugzeuge hängten,] die auch im politischen | |
| Berlin für Entsetzen sorgten. Der damalige SPD-Außenminister Heiko Maas | |
| verkündete: „Unsere Arbeit geht so lange weiter, bis alle in Sicherheit | |
| sind, für die wir in Afghanistan Verantwortung tragen.“ Demnach wäre die | |
| Arbeit der Deutschen vor Ort noch lange nicht abgeschlossen. Seit einem | |
| Jahr ist das Ortskräfteverfahren auch Gegenstand eines | |
| Untersuchungsausschusses im Bundestag. | |
| ## Noch 30.000 Ortskräfte in Afghanistan? | |
| Die Organisation Mission Lifeline betreibt in Afghanistan sechs Häuser, in | |
| denen sie dort vor Ort verfolgten Menschen Unterschlupf gewährt. „Das sind | |
| vor allem Ortskräfte vom Bundesministerium für wirtschaftliche | |
| Zusammenarbeit, aber auch vom Verteidigungsministerium“, sagt Axel Steier, | |
| Vorstand bei Mission Lifeline. | |
| Seine Organisation geht davon aus, dass weiterhin mindestens 30.000 | |
| Ortskräfte mit ihren Familien im Land ausharren müssen. Die Zahl haben sie | |
| auf der Grundlage der ehemals in Afghanistan aktiven und mit deutschen | |
| Steuergeldern finanzierten Organisationen errechnet. „Als die Notlage in | |
| Afghanistan vor zwei Jahren noch aktuell war, hat sich Deutschland | |
| gebrüstet, wie viele Projekte es vor Ort gibt“, sagt Steier. Jetzt sei es | |
| still geworden um die Organisationen und ihre Mitarbeiter*innen vor | |
| Ort. | |
| 15 Aug 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Cem-Odos Güler | |
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