# taz.de -- Kulturpolitik im Ukraine-Krieg: Theater nicht mehr auf Russisch | |
> Der Kyjiwer Stadtrat verbietet russische Kulturveranstaltungen. Die | |
> Entscheidung polarisiert in der Ukraine. | |
Bild: Die Denkmäler sind schon länger weg: Demontage des russisch-ukrainische… | |
KYJIW taz | Ab sofort dürfen im Stadtgebiet von Kyjiw keine | |
russischsprachigen „Kulturprodukte“ mehr öffentlich dargeboten worden. Dies | |
hat der Stadtrat von Kyjiw in der letzten Woche mit einer absoluten | |
Mehrheit von 71 Stimmen im Stadtrat verfügt. Mit dieser Entscheidung wolle | |
man, so der Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, | |
Jugend und Sport, Vadym Vasilchuk, „den ukrainischen Informationsraum | |
v[1][or den hybriden Einflüssen des Aggressorstaates] schützen, der die | |
ukrainische nationale Identität, die Kultur, die Traditionen, Bräuche und | |
das historische Gedächtnis zerstören will“. | |
Man müsse russischsprachige Kulturprodukte auf dem Territorium der | |
ukrainischen Hauptstadt ein für alle Mal begrenzen, zitiert das | |
Nachrichtenportal nv.ua den Politiker. Nun gehe es darum, so Vasilchuk, die | |
Vorführung russischsprachiger Werke im Bereich der Kultur zu verbieten. | |
In dem Entscheid ist die Rede von Büchern, Kunstalben, audiovisuellen | |
Werken, musikalischen Tonaufnahmen, Produkten des Kunsthandwerks, Theater- | |
und Zirkusaufführungen, Konzerten sowie kulturellen und pädagogischen | |
Dienstleistungen. „Russisch ist die Sprache des Aggressorlandes und hat | |
keinen Platz im Herzen unserer Hauptstadt“, so der Abgeordnete des | |
Stadtrates. | |
Bereits im November 2022 hatte der Kyjiwer Stadtrat den Unterricht in | |
russischer Sprache vollständig aus den Lehrplänen der städtischen | |
Einrichtungen für die Vorschulen und allgemeinbildenden Schulen genommen. | |
Auch wenn er das Verbot des Kyjiwer Stadtrates von russischer Musik im | |
öffentlichen Raum unterstützt, wehrt sich der Schriftsteller und | |
Drehbuchschreiber Andrej Kokotjucha auf nv.ua gegen ein übertriebenes | |
Vorgehen gegen alles Russische. Man brauche nur über den Büchermarkt unweit | |
der U-Bahn-Station Potschajna zu gehen, so Kokotjucha, um zu sehen, wie | |
derzeit noch zahlreiche in Moskau und Leningrad gedruckte Werke öffentlich | |
zum Verkauf angeboten werden. | |
## Keine ukrainische Übersetzung | |
Auf diesem Büchermarkt finde man [2][ins Russische übersetzte Bücher], für | |
die es keine ukrainische Übersetzung gibt. „Ich weiß nicht, wer heutzutage | |
noch Maurice Druons historische Romane, Sidney Sheldons | |
Detektivgeschichten, Frederick Forsyth’ Spionageromane oder Danielle Steels | |
Melodramen braucht.“ Aber eines sei klar, so Kokotjucha: Übersetzungen | |
dieser Bücher in der russischen Fassung seien keine Bedrohung für den | |
ukrainischen Staat. | |
Inzwischen polarisiert die Russisch-Frage auch im Alltag zunehmend. Anfang | |
des Monats war eine Frau eines Cafés verwiesen worden, weil sie das Singen | |
von Liedern des russischen Sängers Grigorij Leps kritisiert hatte. Und | |
ebenfalls Anfang des Monats wurde eine Frau im Gebiet Kyjiw von Männern | |
tätlich angegriffen, weil sie diesen das laute Abspielen russischer Musik | |
zum Vorwurf gemacht hatte. | |
Während man im ukrainischen Fernsehen keine russischsprachigen Inhalte mehr | |
hat, stellen die führenden ukrainischen Internetportale wie NV, | |
Gordonua.com. Delo.ua und 24tv.ua ihre Inhalte weiterhin in ukrainischer | |
und russischer Sprache ins Netz. Es gibt eine Nachfrage nach russischen | |
Inhalten. Gleichzeitig wollen die ukrainischen Medien mit ihren | |
russischsprachigen Inhalten aber auch LeserInnen aus dem gesamten | |
postsowjetischen Raum ansprechen. Wirksam ist die Entscheidung des Kyjiwer | |
Stadtrates nur in Kyjiw. | |
18 Jul 2023 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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