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# taz.de -- Afrika-Russland-Gipfel: Weizen, Waffen, Wagner-Truppen
> Auf dem Afrika-Russland-Gipfel in Sankt Petersburg belohnt Wladimir Putin
> alte Verbündete und sucht neue. Manche afrikanische Regierung spielt mit.
Bild: Handshake zwischen Wladimir Putin und Mosambiks Präsident Filipe Nyusi v…
Kampala taz | Am Freitag ist der zweitägige [1][Afrika-Russland-Gipfel] in
Sankt Petersburg zu Ende gegangen, auf welchem Russlands Präsident Wladimir
Putin seine geladenen afrikanischen Amtskollegen mit einer Charmeoffensive
umgarnt hatte. „Russland und Afrika sind Schlüsselfaktoren einer neuen
Weltordnung“, hieß es in dem aufwendig produzierten Eröffnungsfilm. Darin
wurden historische Aufnahmen gezeigt: Afrikaner und Sowjetmenschen,
vereint in Brüderlichkeit – so die Botschaft. Russland sucht vor dem
Hintergrund seiner internationalen Isolation, ausgelöst durch den
Ukrainekrieg, in Afrika unter seinen alten Freunden jetzt neue Verbündete.
Wer diese Verbündeten Russlands auf dem Kontinent bereits sind, das wird
auf dem Forum in den Sankt Petersburger Kongresshallen schon an der
Sitzordnung klar. Die Präsidenten und Militärchefs von Algerien, Ägypten,
Eritrea und Uganda sitzen in der ersten Reihe, alles Länder, die derzeit
sehr enge Beziehungen nach Moskau unterhalten. Beim Gruppenfoto steht sogar
direkt neben Putin der Juntachef von Burkina Faso, [2][Ibrahim Traoré], in
ockerbrauner Tarnuniform und mit rotem Barett. Der General hatte sich erst
letztes Jahr, wohl mit Russlands Hilfe, an die Macht geputscht.
Nur wenige Tage nachdem Russland das [3][Getreideabkommen] im Schwarzen
Meer aufgekündigt hat, unter welchem ukrainischer Weizen sicher auf den
Weltmarkt exportiert werden konnte, gibt sich Putin in Sankt Petersburg nun
spendabel gegenüber seinen Freunden aus den afrikanischen Staaten, deren
Bevölkerungen sonst Hunger leiden würden.
Ausgesucht hat er sich fünf Länder, die eng mit dem Kreml kooperieren,
sowie Somalia, das am meisten von den ausbleibenden Getreidelieferungen
betroffen wäre: „Wir werden bereit sein, Burkina Faso, Simbabwe, Mali,
Somalia, die Zentralafrikanische Republik und Eritrea in den nächsten drei
bis vier Monaten jeweils mit 25.000 bis 50.000 Tonnen Getreide kostenlos zu
versorgen“, so Putin in seiner Rede auf dem Gipfel. Die Afrikaner jubelten.
## Eine Reihe von Partnerschaftsabkommen
Der simbabwische Präsident Emmerson Mnangagwa zeigte sich zwar dankbar,
betont aber gegenüber Journalisten am Rande des Gipfels, dass die Ernährung
seines Landes eigentlich gesichert sei. „Wir haben überhaupt kein
Getreidedefizit. Wir sind ernährungssicher, er ergänzt nur das, was wir
bereits haben.“
Im Hintergrund wurden aber wohl noch mehr Geschenke gemacht. Simbabwes
Informationsministerium veröffentlichte auf Twitter Fotos von
Mnangagwa, wie er die Stufen eines neuen Hubschraubers hinuntergeht und
in der Kabine vor einem Tisch mit Weißwein und Obst sitzt. „Dieser Vogel
wird bald unseren Himmel zieren“, freut sich der Minister.
Simbabwe war eines jener Länder, das am Rande des Gipfels ein umfangreiches
Partnerschaftsabkommen mit Russland geschlossen hat. Darin geht es vor
allem um Informationssicherheit. Russland hat sich jüngst auf dem
afrikanischen Kontinent als Partner in Sachen Verschlüsselungssysteme für
Regierungsserver und Anwendungen angepriesen. Daran haben viele
afrikanische Regierungen Bedarf.
Anwesend auf dem Gipfel waren auch zwei einflussreiche Russen, die vielen
afrikanischen Staatschefs und Verteidigungsministern mittlerweile sehr
vertraut sein dürften. Zum einen [4][Victor Bout], einst der größte
Waffenhändler Afrikas und alter Kumpel Putins aus seinen Zeiten beim
sowjetischen Geheimdienst KGB. Bout war in Angola stationiert, als der
Sowjetblock zusammenbrach, und verscherbelte daraufhin sowjetisches
Kriegsgerät überall in Afrika. Er saß lange in den USA in Haft, war 2022
aber in einem [5][Gefangenenaustausch] nach Russland überstellt und dort
freigelassen worden. Er nahm am Panel „Neue russisch-afrikanische
Logistikrouten“ teil.
Und auch [6][Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin] wurde gesichtet, das erste Mal
seit dem gescheiterten Aufstand in Russland Ende Juni. In Jeans und weißem
Hemd ohne Krawatte schüttelt er herzlich dem zentralafrikanischen
Botschafter die Hand.
Prigoschin hat Putin pünktlich zum Gipfel quasi ein Geschenk gemacht: Im
Niger hat am Mittwoch ein Militärputsch stattgefunden. Der prowestliche
Präsident Mohamed Bazoum wurde von russlandfreundlichen Generälen
abgesetzt. In einer Audiobotschaft erklärte Prigoschin seine Unterstützung
für die [7][Putschisten].
28 Jul 2023
## LINKS
[1] /Putin-laedt-zum-Russland-Afrika-Forum/!5946428
[2] /Machtwechsel-in-Burkina-Faso/!5888772
[3] /Krieg-in-der-Ukraine/!5945325
[4] /Skrupellose-Geschaefte/!5185469
[5] /Mutmasslicher-Waffenhaendler-Bout/!5132193
[6] /Nach-Aufstand-der-Wagner-Soeldner/!5941513
[7] /Putsch-in-Niger/!5946571
## AUTOREN
Simone Schlindwein
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