# taz.de -- Dienstwagen von Politikern: Mehr E-Autos – und ein paar Räder | |
> Die Deutsche Umwelthilfe hat ihre jährliche Untersuchung der | |
> Dienstfahrzeuge von Spitzenpolitikern vorgelegt. Die zeigt auch, wer am | |
> Verbrenner hängt. | |
Bild: Özdemir fährt nicht immer Fahrrad – und bekam deshalb die gelbe Karte | |
BERLIN taz | Cem Özdemir hat Pech. Der grüne Bundeslandwirtschaftsminister | |
nutzt ein E-Auto als [1][Dienstwagen]. Dennoch zeigt ihm die Deutsche | |
Umwelthilfe (DUH) in ihrer diesjährigen Dienstwagenliste die gelbe Karte – | |
2022 war es noch eine grüne. Dabei fährt Özdemir denselben Wagen. Im | |
Vergleich zu anderen Spitzenpolitikern ist er immer noch sehr sauber | |
unterwegs. Besonders schlecht sieht es bei Bundesjustizminister Marco | |
Buschmann (FDP) und den Ministerpräsidenten Hendrik Wüst | |
(Nordrhein-Westfalen, CDU) und Kai Wegner (Berlin, CDU) aus. | |
Özdemir macht der deutsche Strommix zu schaffen: Der Anteil von Kohle am | |
Strommix hat sich wegen des Ukrainekriegs und der Gasknappheit erhöht. | |
Özdemirs E-Dienstwagen tankt jetzt weniger Ökostrom – entsprechend steigt | |
anteilig die CO2-Menge, die er verantwortet. | |
Und weil Özdemir ein weniger effizientes E-Auto fährt als zum Beispiel | |
seine Ministerkolleginnen Lisa Paus (Familie), Svenja Schulze | |
(Entwicklungshilfe) und Steffi Lemke (Umwelt), deren E-Fahrzeuge allesamt | |
unter dem europäischen Flottengrenzwert von 95 Gramm CO2 je Kilometer | |
liegen, reichte es nur für die gelbe Karte. | |
Die Umwelthilfe hat sich zum 17. Mal die Dienstwagen der führenden | |
Politiker in Bundesministerien und Landesregierungen angesehen. 257 | |
Fahrzeuge wurden erfasst, 59 Elektroautos, 76 Verbrenner, der Rest waren | |
[2][Plug-in-Hybride], kombinierte E-Motoren und Verbrenner. Eine grüne | |
Karte gab es für CO2-Werte unter dem europäischen Flottenschnitt von 95 | |
Gramm je Kilometer, eine rote für mehr als 114 Gramm je Kilometer. | |
Insgesamt ist der CO2-Ausstoß im Vergleich zum [3][vergangenen Jahr] | |
gesunken, weil sich die Zahl der E-Fahrzeuge erhöht hat, wie | |
DUH-Geschäftsführerin Barbara Metz sagte. | |
Über alle Bundes- und Landesministerien hinweg fährt Sachsens | |
Justizministerin Katja Meier (Grüne) am saubersten. Ihr Fahrzeug stößt im | |
Schnitt 68 Gramm CO2 je Kilometer aus. Einziger Ministerpräsident mit | |
grüner Karte ist Winfried Kretschmann aus Baden-Württemberg. Der Grüne | |
zeigt, dass sich auch ein Flächenland mit E-Auto bereisen lässt. | |
## Herstellerwerte zu optimistisch | |
Die Umwelthilfe hat die Ministerien zwischen Dezember 2022 und Februar 2023 | |
befragt. Beim CO2-Ausstoß wird in der Regel nicht die Angabe des jeweiligen | |
Herstellers genutzt, sondern die Werte, die im internationalen Messstandard | |
WLTP ermittelt werden. Die Umwelthilfe bezog sich dabei auf Zahlen der | |
international unabhängigen Analyse-Organisation ICCT. Deren Experten hatten | |
auch mitgeholfen, 2015 den Dieselskandal aufzudecken. | |
Für die Bewertung hat die Umwelthilfe bei Plug-in-Autos nur die Emissionen | |
des Verbrennermotor berücksichtigt. „Wir gehen davon aus, dass überwiegend | |
dieser Modus genutzt wird“, sagte Dorothee Saar, Verkehrsspezialistin bei | |
der Umwelthilfe. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), dessen Wagen | |
offiziell 19 Gramm CO2 je Kilometer ausstößt, was für eine grüne Karte | |
reichte, kommt nach WLTP-Regeln und im Verbrennermodus auf 192 Gramm – rote | |
Karte. | |
Nicht erfasst sind die besonders geschützten Fahrzeuge von Kanzler und | |
Vizekanzler, von Innen- und Außenministerin sowie Gesundheits- und | |
Verteidigungsminister. Hier geht schwerer Schutz vor CO2-Ausstoß. | |
Drei Männer ragen in der Untersuchung heraus: Hamburgs Verkehrssenator | |
Anjes Tjarks (Grüne), sowie die Staatssekretäre Udo Philipp und Sven | |
Giegold aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Denn deren Ausstoß von | |
Kohlendioxid ist praktisch nicht messbar. Sie haben keine Pkws als | |
Dienstwagen. Die drei fahren mit einem Dienstrad. | |
10 Jul 2023 | |
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## AUTOREN | |
Björn Hartmann | |
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