# taz.de -- Daten zur Klimakrise: Europa heizt sich schnell auf | |
> Mehr Hitzetote, mehr Waldbrände, mehr Dürren: Europa ist stark von den | |
> Folgen der Erderwärmung betroffen, zeigt ein Bericht. | |
Bild: Waldbrand in Setienes, Asturien, im März | |
PARIS/BERLIN afp/taz | Die vergangenen Hitzejahre in Europa waren keine | |
Ausnahme, sie ergeben ein Muster: Europa erhitzt sich schneller als jeder | |
andere Kontinent der Erde – und die Zahl der Hitzetoten, Waldbrände und | |
Dürren nimmt weiter zu. Das geht aus einem am Montag veröffentlichten | |
[1][Bericht] des europäischen Erdbeobachtungssystems Copernicus und der | |
Weltwetterorganisation (WMO) zum Zustand des Klimas in Europa 2022 hervor. | |
Europa hat demnach im vergangenen Jahr seinen heißesten Sommer seit Beginn | |
der Aufzeichnungen erlebt. Die Durchschnittstemperatur lag rund 2,3 Grad | |
Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Die Niederschlagsmenge hingegen | |
war in weiten Teilen der Region unterdurchschnittlich. Die hohen | |
Temperaturen hätten die weitverbreitete Dürre in Europa verschärft und Zahl | |
und Ausmaß von Waldbränden in die Höhe schnellen lassen, sagte WMO-Chef | |
Petteri Taalas. | |
Dieser Trend setzt sich auch aktuell fort. Deutschland ächzt trotz eines | |
relativ feuchten Frühlings [2][unter einer anhaltenden Dürre]. In Spanien | |
begann die Waldbrandsaison dieses Jahr [3][besonders früh und besonders | |
heftig], bereits Ende März gab es dort großflächige Feuer rund um Valencia. | |
Sie verursachten allein so viele Emissionen, wie im gesamten Waldbrandjahr | |
2012 anfielen. Die Entwicklungen in Europa seien „Teil eines Musters, das | |
Hitzestressextreme in der gesamten Region häufiger und intensiver werden | |
lässt“, kommentierte Copernicus-Chef Carlo Buontempo. | |
## Mehr Strom aus Erneuerbaren als aus Gas | |
Ein Hoffnungszeichen für die Zukunft sieht der Bericht von Copernicus und | |
der WMO in der Tatsache, dass im vergangenen Jahr erstmals mehr Strom aus | |
erneuerbaren Energien als aus umweltschädlichem fossilen Gas erzeugt wurde. | |
Wind- und Solaranlagen produzierten 22,3 Prozent des Stroms in der | |
Europäischen Union (EU) und überholten damit Gas (20 Prozent). „Die | |
verstärkte Nutzung erneuerbarer und kohlenstoffarmer Energiequellen ist | |
entscheidend, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern“, | |
sagte WMO-Chef Taalas. | |
Das sieht auch der Europäische Wissenschaftliche Beirat zum Klimawandel so. | |
Er empfiehlt: Bis 2040 sollten die Emissionen innerhalb der EU um 90 bis 95 | |
Prozent gegenüber 1990 fallen. Der Staatenbund hat sich verpflichtet, bis | |
2050 klimaneutral zu sein. Der Löwenanteil dieser Emissionsminderung muss | |
aber den Wissenschaftler:innen zufolge schon zehn Jahre vorher | |
geschafft sein. Nur so könnten die Risiken der Klimakrise tatsächlich | |
abgemildert werden. | |
„Die Empfehlungen des Beirats unterstreichen die Notwendigkeit von starken | |
und transformativen Handlungen, um die Klimaneutralität 2050 auf eine Art | |
zu erreichen, die sowohl gerecht als auch machbar ist“, sagte Ottmar | |
Edenhofer, Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und | |
Vorsitzender des Beirats. | |
Die Empfehlungen richten sich an die EU-Kommission. Die soll bald ihren | |
Vorschlag dazu vorlegen, wie stark die EU ihre Emissionen bis 2040 senken | |
soll. Bislang gibt es nur ein Zwischenziel für 2030. Dann sollen die | |
Emissionen 55 Prozent unter denen von 1990 liegen. Damit das klappt, müsse | |
die EU aber schneller als bisher von den fossilen Energiequellen wegkommen. | |
Welches Land wie viel zum europäischen Klimaziel beitragen muss, | |
entscheidet sich nach Wirtschaftskraft. Wer mehr Geld hat, muss die | |
Emissionen schneller senken. Für Deutschland bedeutet das, dass die | |
Emissionen 2030 schon um 65 Prozent niedriger liegen müssen als 1990. | |
Bislang ist die Bundesrepublik allerdings nicht auf Kurs. Das geplante | |
Klimaschutzprogramm, das Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) | |
[4][in der vergangenen Woche vorgestellt hat], würde die Lücke zwar | |
verkleinern – aber nicht komplett schließen. Besonders im Verkehrswesen | |
fehlen Maßnahmen zur Senkung der Emissionen. | |
20 Jun 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://climate.copernicus.eu/climate-change-impacts-scar-europe-increase-r… | |
[2] /Duerre-in-Deutschland/!5938556 | |
[3] /Brennende-Waelder-auf-der-Nordhalbkugel/!5938221 | |
[4] /Plaene-zur-Emissionsminderung/!5941043 | |
## AUTOREN | |
Lena Wrba | |
Susanne Schwarz | |
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