| # taz.de -- Spielfilm „Two“ über Kinderwunsch: Der Hund ist stets zugegen | |
| > In ihrem Film "Two" erzählt die Regisseurin Astar Elkayam von einem | |
| > lesbischen Paar mit Kinderwunsch. Die Sache ist einfach und kompliziert | |
| > zugleich. | |
| Bild: Bar (Agam Schuster) und Omer (Mor Polanuer) wollen in „Two“ ein Kind | |
| „Ich hab das Gefühl, dass meine Muschi zum Bordell geworden ist“, seufzt | |
| Omer (Mor Polanuer) nach dem x-ten Besuch bei der Samenbank. Wieder ist die | |
| Befruchtung gescheitert. Begonnen hat der Film mit Omer und ihrer Partnerin | |
| Bar (Agam Schuster) beim Sex und der [1][Entscheidung: Wir wollen ein | |
| Kind]. | |
| Die beiden sind schon eine ganze Weile zusammen, Bar hat eine gescheiterte | |
| Beziehung hinter sich, ihre Ex hat den zuvor engen Kontakt zu ihrem Kind | |
| unterbunden. So viel erfährt man. Auch dass Bar wegen Depressionen | |
| Psychopharmaka nimmt, weshalb Omer die biologische Mutter sein will. | |
| Die Sache ist einfach und sie ist kompliziert. Einfach ist sie, weil es im | |
| liberalen Tel Aviv, wo die beiden leben, rein technisch kein Ding ist, an | |
| anonyme Samen zu kommen. Im Katalog gibt es keine Namen, aber Informationen | |
| zu biologischen Daten, Haarfarbe, Typ, es ist ein Menü, bei dem man eine | |
| bestimmte Nummer bestellt. Die Frau in der Samenbank, die die beiden | |
| empfängt, ist freundlich – und schwanger. Die [2][Insemination] ist | |
| unangenehm, Sie dürfen ihre Partnerin dabei küssen, sagt der Arzt, bevor er | |
| die Spritze einführt. Dann der Schwangerschaftstest, nur ein Streifen, | |
| negativ, Tränen. | |
| Wiederholung der Prozedur. Selbe Frau am Empfang. Anderer Arzt. Und noch | |
| einmal, wieder nichts. Dann ein positiver Test, Schnitt, drei Monate | |
| später: Omer im Supermarkt, beim Kauf von Tampons. | |
| Die beiden, Omer und Bar, sind zärtlich miteinander, keine Frage, dass sie | |
| sich lieben. Omer ist Tänzerin, in ein paar Szenen wird kurz anskizziert, | |
| was sie da macht und mit wem. Bar ist Event-Köchin, das ist spektakulärer, | |
| man sieht sie bei einer Art Action Painting mit Soßen und Früchten, später, | |
| da ist die Stimmung schon um einiges düsterer, setzt sie, das gehört aber | |
| so, eine Reihe von Avocados in Brand. Sie wohnen schön, mit kleinem Garten. | |
| Reich sind sie nicht, aber die paar Tausend Euro, die sie für die | |
| erfolglosen Besuche bei der Samenbank am Ende wohl ausgeben müssen, stürzen | |
| sie nicht in die Krise. | |
| Das liberale Künstler*innen- und Kreativenmilieu, in dem die beiden sich | |
| bewegen, verlässt der Film nicht. Er bleibt eng an den beiden, ihren | |
| Momenten der Zweisamkeit. Da ist der Titel des Films mehr als treffend. | |
| Einzig der Hund der beiden (man erfährt nicht den Namen, er bleibt ganz | |
| unkommentiert) ist in ihrem privaten Leben, sogar beim Sex, ständig als | |
| Dritter im Bild. Diese Konzentration mit wenigen Abstechern in Richtung | |
| Berufsleben und Vorgeschichte hat ihren Sinn, da es Regisseurin Astar | |
| Elkayam um die Risse in der Beziehung geht, zunächst Haarrisse nur, die | |
| sich in der Beziehung nach und nach zeigen. | |
| Die Probe auf die Präzision bei der Zeichnung dieser Entwicklung ist der | |
| nicht zu verratene Schluss. Der polarisierte die Kritik bei allem Lob: Er | |
| kommt vielleicht doch arg unerwartet, ein Zeichen dafür, dass Elkayam (die | |
| auch für Drehbuch und Schnitt verantwortlich ist) die Signale zu ungenau | |
| setzt oder das Timing der Stimmungswechsel nicht richtig trifft. An den | |
| Hauptdarstellerinnen liegt es jedenfalls nicht, die beide, zwischen | |
| Überschwang und Unlesbarkeit, großartig sind. | |
| Vielleicht aber kommt auch die Bewegung heraus aus der Bubble dramaturgisch | |
| zu spät, eine Reise ins Innere des Landes, wo die beiden mit ihrem Auto | |
| stranden. So gerät aus recht heiterem Himmel mitten in der Wüste Omers | |
| Ex-Freund Yoni (Gil Desiano) ins Spiel und füllt Benzin in den Tank des | |
| Autos der beiden. Bei der Gelegenheit kommen die beiden auf den Gedanken, | |
| sich womöglich doch an einen namentlich bekannten Samenspender zu halten. | |
| Und da wird die Sache dann noch einmal, bis zum unerwarteten Ende, einfach | |
| und kompliziert. | |
| 1 Jun 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ekkehard Knörer | |
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