# taz.de -- Wahl zur Bremer Bürgschaft: Bovi rockt durch in Bremen | |
> Sie ist wieder stärkste Kraft, und zwar deutlich: Die SPD holt in Bremen | |
> 30 Prozent. Eine Koalition mit Grünen und Linken scheint erneut möglich. | |
Bild: Stimmabgabe in Bremen: Andreas Bovenschulte, SPD-Spitzenkandidat und sein… | |
BREMEN taz | Der alte ist der neue: [1][Andreas Bovenschulte wird wieder | |
Bremens Bürgermeister]. Als er sich bei seinen Eltern dafür bedankt, dass | |
sie vor Ort sind, ringt der SPDler kurz mit den Tränen. Auf der Wahlparty | |
seiner Partei, bei der Verkündung der ersten Prognosen zur | |
Bürgerschaftswahl, wird ansonsten nur gejubelt. Bei den 24,5 Prozent, die | |
die CDU aktuell hat, noch viel lauter bei den 30 Prozent für die SPD. | |
Bovenschulte wirkt erschöpft, aber glücklich. | |
„Wir werden die nächsten vier Jahre regieren. Die SPD ist zurück, die | |
Nummer eins in Bremen.“ Eine Weiterführung der Koalition mit den Grünen, | |
die bei 12 Prozent stehen, und [2][den Linken mit 11 Prozent scheint | |
möglich]. Die SPD schneidet damit wieder besser ab als noch vor vier | |
Jahren: Gleich 5 Prozentpunkte klettert sie nach oben. Ein endgültiges | |
Ergebnis wird es erst in wenigen Tagen geben. | |
[3][Bovenschulte hat es geschafft, seiner Partei den Wahlsieg zu sichern.] | |
Der 57-Jährige – fast zwei Meter groß, sympathisch, ein Parteilinker – ist | |
erstmals als Spitzenkandidat angetreten. Vor vier Jahren war das noch | |
Carsten Sieling, der nach dem schlechten Ergebnis der Partei auf eine | |
weitere Legislaturperiode im Amt verzichtete. Bovenschulte, der auf | |
Listenplatz neun angetreten war und erstmals in die Bürgerschaft einzog, | |
übernahm das Amt des Bürgermeisters. Überraschend war das nicht: „Bovi“ | |
regierte vorher in Weyhe, einer niedersächsischen Gemeinde bei Bremen, war | |
vor rund zehn Jahren schon einmal Bremer Landesvorsitzender der SPD, davor | |
Juso. | |
Er führte damit vier Jahre lang den Bremer Senat der rot-grün-roten | |
Koalition – der ersten in einem westdeutschen Bundesland. Herausgefordert | |
hatte ihn das CDU-Duo aus Frank Imhoff und Wiebke Winter. Der 54 Jahre alte | |
Landwirt Imhoff, der seit mehr als 20 Jahren in der Bürgerschaft sitzt und | |
seit der vergangenen Wahl ihr Präsident ist, will auch Bürgermeister | |
werden. Die 27-jährige Winter – Chefin der Bremer Jungen Union, | |
Mitbegründerin der Klimaunion und jüngstes Mitglied im CDU-Bundesvorstand – | |
soll junge Menschen zur CDU locken. | |
## Perfektes Image reicht für die CDU nicht | |
Sie tritt selbstsicher und wortgewandt auf, eine perfekte Ergänzung für den | |
eher pragmatischen Imhoff. Das perfekte Image hat aber nicht für den | |
Wahlsieg gereicht. Wohl aber für ein gutes Abschneiden. Auch die CDU wird | |
versuchen, irgendwie ein Bündnis zu zimmern, in dem sie mitregieren darf. | |
Das naheliegendste ist eine Große Koalition mit der SPD. Dafür reichen die | |
gemeinsamen Stimmen. Für ein Jamaika-Bündnis mit Grünen und FDP reicht es | |
nicht, sofern das Ergebnis nicht zu stark von der aktuellen Prognose | |
abweicht, ebenso wenig für eine schwarz-grüne Regierung. Auf jeden Fall | |
wird sich die CDU beim Verhandeln hinten anstellen müssen. | |
[4][So war es auch bei der letzten Wahl 2019.] Obwohl die Partei mit knapp | |
27 Prozent erstmals in Bremen vor der SPD gelandet war. Man beanspruchte | |
einen Auftrag zur Regierungsbildung für sich, obwohl es dieses rein | |
rechtlich überhaupt nicht gibt. Doch die Grünen waren 2019 das Zünglein an | |
der Waage, konnten fast allein entscheiden, wer regieren darf – und | |
bildeten schließlich Rot-Grün-Rot. Die Bremer Parteibasis der Grünen wollte | |
kein Jamaika-Bündnis. Mit ihrem schwachen Ergebnis werden die Grünen das | |
nun nicht sein. Die SPD wird nach dem Desaster vor vier Jahren wieder | |
entscheiden dürfen, mit wem sie künftig regiert – mit der CDU oder weiter | |
mit Grünen und Linken. | |
Die FDP wird voraussichtlich die 5 Prozent knacken und in die Bürgerschaft | |
einziehen. Die [5][AfD war nicht angetreten], weil ihre Listen weder in | |
Bremen noch in Bremerhaven zugelassen wurden. [6][Die rechtspopulistische | |
Partei Bürger in Wut] steht wohl auch deshalb bei über 10 Prozent. Das | |
endgültige Ergebnis wird es wahrscheinlich nicht vor Mittwoch geben. Davor | |
gibt es lediglich Hochrechnungen. | |
Das liegt am komplizierten Bremer Wahlsystem: Jede*r Wahlberechtigte hat | |
fünf Stimmen. Diese können beliebig auf Landeslisten und Kandidierende | |
verteilt werden, über einen 16 Seiten starken Stimmzettel. Bis diese | |
ausgewertet sind, dauert es. Welche Parteien in die Bürgerschaft einziehen, | |
hängt auch davon ab, wie genau sie in den beiden Wahlkreisen Bremen und | |
Bremerhaven abschneiden. | |
14 May 2023 | |
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## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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