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# taz.de -- Jamaikanische Politikerin über UK-Royals: „Kein Grund, sie zu ve…
> Auch in Jamaika ist Charles III bald Staatsoberhaupt. Seinen durch
> Sklaverei angehäuften Reichtum solle Großbritannien teilen, fordert
> Barbara Blake-Hannah.
Bild: In trauter Freundlichkeit: König Charles und der Premierminister Jamaica…
taz: Frau Blake-Hannah, im Vereinigten Königreich wird die [1][Krönung des
neuen Königs Charles III] gefeiert. Was geht Ihnen dabei durch den Kopf?
Barbara Makeda Blake-Hannah: Es ist ein unnötiges Ritual, denn Charles
wurde bereits nach dem Tod seiner Mutter als König anerkannt. Die Krönung
beabsichtigt, eine stets etwas lächerliche Gestalt in eine Person zu
verwandeln, die so respektiert wird, wie seine Mutter es wurde. Das wird
aber nicht passieren, insbesondere wegen Charles' Vergangenheit: Die
Beziehung, die er vor Diana mit der Camilla hatte, die nun zur Königin
Englands gekrönt wird, das Ende der Ehe mit Diana, ihr Tod – niemand hat
das vergessen.
Mit der Krönung wird Charles III auch Staatsoberhaupt Ihrer Heimat Jamaika,
ein Mitgliedsstaat des Commonwealth of Nations. Sie sind in dem Inselstaat
zur Schule gegangen. Was haben Sie damals über König George und die später
Königin Elizabeth gelernt?
Als ich ein kleines Mädchen war, galt die britische königliche Familie als
das wichtigste nach Jesus Christus und seiner Mutter Maria. Sie galten als
„Heilige,“ als Menschen, die tadellos und fehlerfrei waren, die extra auf
die Welt kamen, um über uns herrschen zu können. Wir mussten uns vor ihnen
verbeugen, ihnen die Fahnen entgegenschwenken – alles in der Hoffnung, dass
wir es eines Tages aufgrund einer besonders guten Tat verdienen würden, sie
einmal persönlich zu treffen.
Wie sehen die Menschen des [2][heutigen, unabhängigen Jamaikas] die Royals
mittlerweile?
Wie die Ehe von Charles und Diana uns zeigte, besteht die königliche
Familie auch nur aus Menschen. Sie sind wie wir alle – obgleich
wohlhabender und weiß. Sie haben die gleichen Probleme wie jede andere
Familie – vielleicht sogar mehr, weil sie damit leben müssen, dass andere
Menschen ihr Leben durchorganisieren, und dass über alles, was sie tun,
berichtet wird. Das Leben als Royal ist keineswegs nur rosig. Es gibt
keinen guten Grund, weswegen wir sie verehren sollten.
Die Vereinigung der karibischen Staaten Caricom und Vertreter:innen von
zwölf Länder des Commonwealth fordern Reparationszahlungen und eine
Entschuldigung auf Grund der kolonialen Vergangenheit und der Sklaverei.
Als Großbritannien versklavte afrikanische Menschen in die
Zuckerherstellung zwang und so riesige Reichtümer schuf, taten sie dies mit
äußerster Brutalität und Unmenschlichkeit. Diese Ausbeutung verwandelte das
Land in eine bis heute wohlhabende Nation. Die Länder und die einst
Versklavten, die diesen Reichtum tatsächlich produzierten, verblieben
jedoch in armen Verhältnissen.
Auch wenn diese Länder unabhängig und ihre Bürger frei wurden, war es ihnen
nicht möglich, sich so zu entwickeln, wie es die Menschen im Vereinigten
Königreich Großbritannien konnten. Es ist eine Sache der Fairness, dass wir
eine gerechte Kompensation erhalten, um so etwas von dem Reichtum, den wir
durch unbezahlte Arbeit unter brutalen Lebensbedingungen geschaffen haben,
zurückzuerhalten.
Gibt es hier ein positives Beispiel?
Die [3][Nachkommen jüdischer Menschen] erhielten Wiedergutmachung für die
Schoa, die sie im Nationalsozialismus erleiden mussten. Diese werden
weiterhin jährlich gezahlt, als Zeichen der Sühne. Was das bedeuten kann,
sieht man am Beispiel Israels: Diese Wiedergutmachungs- und
Unterstützungsleistungen waren ein Faktor, der dem israelischen Staat half,
schnell zu wachsen. Es ist heute ein wohlhabendes Land mit Erfindergeist.
Die Nachkommen der versklavten afrikanischen Menschen verdienen die gleiche
Behandlung!
## Wenn sich der König morgen bei den Nachkommen von versklavten Menschen
entschuldigen würde – könnte das den Blick auf die königliche Familie in
Jamaika retten?
Sollte er sich für die Rolle seiner Familie und des vereinigten Königreichs
entschuldigen, würden die Nachfahren versklavter afrikanischer Menschen ihm
sicherlich Respekt zollen. Der christliche Glaube lehrt, dass wir um
Vergebung unserer Sünden bitten können und danach wieder so „weiß wie
Schnee“ sind – gereinigt und wie neugeboren. Ich glaube dennoch, dass
Jamaika sein Staatsoberhaupt wählen möchte. Die Beziehung zu Großbritannien
würde sich aber auf alle Fälle verbessern.
Werden Sie die Krönung im Fernsehen mitverfolgen?
Mein Fernseher ist permanent an, die Nachrichten laufen immer. Charles wird
auch als König Jamaikas gekrönt, aber diesen Titel wird er nicht lange
tragen. Wenn ich der Krönung zusehe, werde ich Zeuge der Geschichte. Eben
werde ich der Ernennung eines neuen gewählten Staatsoberhauptes Jamaikas
zusehen – welche Zeremonie auch auch immer es dann geben wird.
6 May 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
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