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# taz.de -- Krieg in Sudan: Wo ist Ex-Diktator Bashir?
> Wo sich der 2019 gestürzte Ex-Präsident des Sudan aufhält, ist schon
> länger unklar. Nun wird spekuliert, ob ihn die RSF aus einem Gefängnis
> befreiten.
Bild: Da wusste man noch, wo er sich aufhält: Omar al-Bashir vor Gericht in Kh…
Kampala taz | Wo ist Sudans Ex-Präsident Bashir? Diese Frage wird in den
vergangenen Tagen in ganz Afrika heiß diskutiert. [1][Der 2019 gestürzte
Dikatator] Omar al-Bashir saß [2][in den vergangenen Jahren im
Zentralgefängnis] Kober in Sudans Hauptstadt Khartum ein. Doch vergangenen
Sonntag wurden dort die Gefängnistüren geöffnet. Tausende Insassen,
darunter hochrangige politische Gefangene, entkamen oder wurden
fortgeschafft.
Sudans Innenministerium hat mittlerweile mehr Details über die
Gefängnisöffnung veröffentlicht. Laut diesen habe die Miliz RSF unter
General Mohamad Hamdane Daglo, genannt Hametti, fünf Gefängnisse landesweit
gestürmt, um Gefangene zu befreien. Darunter war auch das Zentralgefängnis
Kober im Norden Khartums, wo hochrangige Gefangene einsitzen.
Die Armee beschuldigt RSF-Kämpfer, Militäruniformen angezogen und das
Kober-Gefängnis angegriffen zu haben. Auch die Einrichtung sei geplündert
worden, behaupten sie. Die RSF wies die Anschuldigungen zurück und sagte,
das Militär habe die Haftanstalt als Teil eines Plans zur Wiederherstellung
der Macht von al-Bashir „gewaltsam evakuiert“.
Ein [3][Handy-Video, das auf der Onlineplattform Twitter zirkulierte,]
zeigt, wie Dutzende Gefängnisinsassen in Häftlingskleidung, ihre
Habseligkeiten unter den Arm geklemmt, aus dem Gefängnis marschieren.
## Sitzt Bashir überhaupt noch im Gefängnis?
Zu diesem Zeitpunkt war Bashir jedoch schon nicht mehr in seiner Zelle,
bestätigt nun Sudans Armee. Er sei bereits vor dem Ausbruch der Kämpfe vor
zwei Wochen verlegt worden. Einige Quellen vermuten sogar, dass Bashir seit
zwei Jahren in einem Militärkrankenhaus untergebracht ist. 2021 war er
aufgrund medizinischer Probleme dorthin verlegt worden – und womöglich
wurde er nach Ende seiner Behandlung nie zurück ins Gefängnis verlegt.
Über den Aufenthaltsort des Ex-Präsidenten war seit der Gefängnisöffnung
heiß spekuliert worden. Jetzt bestätigte Sudans Armee, dass der 79-jährige
Bashir im Militärkrankenhaus Aliyaa untergebracht sei. Ebenso wurden
weitere 30 Gefangene in Sicherheit gebracht, darunter wichtige Mitglieder
des ehemaligen Regimes, etwa Ex-Verteidigungsminister Abdel-Rahim Muhammad
Hussein sowie der ehemalige Vize-Innenminister Ahmed Haroun, neben Bashir
einst die mächtigsten Männer innerhalb des Militärregimes.
Haroun wandte sich am Dienstag in einer Fernsehansprache sogar an die
Bevölkerung. Er versicherte, er stehe dem sudanesischen Volk im aktuellen
„Machtkonflikt“ zur Seite, der seiner Meinung nach von regionalen und
internationalen Staaten unterstützt werde. Er betonte, er und andere
inhaftierte Ex-Regimemitglieder hätten an einem anderen Ort „jetzt die
Verantwortung für unseren Schutz in unsere eigenen Hände genommen“.
Dass Sudans ehemalige politische und militärische Elite aus Bashirs
Machtzirkeln nun wieder öffentlich agieren können, sehen Experten mit
Schock. Denn es waren in den vergangenen Jahren vor allem diese radikalen
Akteure, die sich noch aus dem Gefängnis heraus bemüht haben, [4][die
Situation im Land zur Eskalation zu bringen]. Das Ziel: [5][dass keine
demokratische Regierung unter Führung der Zivilgesellschaft an die Macht
kommt]. Das könnte nämlich eine mögliche Auslieferung an den
Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag bedeuten.
## Internationale Haftbefehle offen, auch für General Hametti
Ex-Präsident Bashir sowie seine ehemaligen Handlanger Haroun und Hussein
sowie auch RSF-General Hametti hängen internationale Haftbefehle an. Der
IStGH hatte 2009 und 2010 gleich zwei Haftbefehle gegen Bashir erlassen:
wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit
und Völkermord. Bashir hatte als Präsident in den Jahren zwischen 2003 und
2008 Truppen seiner Spezialeinheiten RSF unter General Hametti in die
[6][Bürgerkriegsregion Darfur] entsandt, wo sie mutmaßlich grausame
Menschenrechtsverbrechen begingen.
Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden im Darfur-Konflikt, der 2003 in
der Region ausbrach, 300.000 Menschen getötet und 2,5 Millionen vertrieben.
Für diese schweren Menschenrechtsverbrechen wurde Bashir bislang nie
belangt. [7][Nachdem er 2019 gestürzt wurde], war dem Ex-Diktator der
Prozess gemacht worden. Er wurde schuldig gesprochen wegen Korruption,
Erhalt illegaler Geschenke und dem Besitz von Fremdwährung, und zu zwei
Jahren Haft verurteilt. Die Polizei hatte nach dem Putsch im Haus des
Ex-Präsidenten, der über 30 Jahre an der Macht war, Millionen Euro und
sudanesische Pfund gefunden.
Ob Bashir je an den IStGH in Den Haag überstellt wird, um dort wegen
Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt zu werden – das war in den
vergangenen Jahren ein wichtiges Thema unter Sudans Übergangsregierung.
27 Apr 2023
## LINKS
[1] /Prozess-gegen-Omar-Al-Bashir/!5616233
[2] /Sudans-Ex-Praesident-al-Bashir/!5650525
[3] https://twitter.com/ElhasadN/status/1650162878597439488?ref_src=twsrc%5Etfw…
[4] /Sudans-Weg-zur-Demokratie/!5738903
[5] /Gefechtsfeuer-in-Sudans-Hauptstadt/!5928184
[6] /Afrika-und-der-Ukraine-Krieg/!5888582
[7] /Demokratiebewegung-im-Sudan/!5864872
## AUTOREN
Simone Schlindwein
## TAGS
RSF
Hametti
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