# taz.de -- Prozess gegen Omar Al-Bashir: Sudans Diktator im Gitterkäfig | |
> Vier Monate nach seinem Sturz steht Omar al-Bashir vor Gericht. Statt um | |
> Menschenrechtsverbrechen geht es erst mal aber nur um Korruption. | |
Bild: Hier wird ihm nur Geldwäsche vorgeworfen: Omar Al-Bashir vor Gericht in … | |
KAIRO taz | Der Langzeitdiktator im Gerichtssaal hinter den Gittern eines | |
Anklagekäfigs: Das ist der Moment, auf den viele Sudanesen gewartet haben, | |
der visuelle Beweis, dass [1][Omar al-Bashirs drei Jahrzehnte dauernde | |
Amtszeit] endgültig Geschichte ist. | |
Nicht in Gefängniskleidung, sondern in seinem traditionellen weißen Umhang | |
und mit Turban saß al-Bashir am Montag auf der Anklagebank und hörte | |
emotionslos der Aussage des Ermittlers Ahmed Alis zu. Als Zeuge unterstützt | |
Ali die Anklage, laut der al-Bashir illegal große Mengen ausländischer | |
Währung besessen und inoffiziell im Amt Geschenke angenommen haben soll. | |
Bei seiner Verhaftung war in al-Bashirs Haus Bargeld in Getreidesäcken | |
gefunden worden. Laut Ali hat der Ex-Präsident gegenüber den | |
Untersuchungsbehörden erklärt, 90 Millionen Dollar (81 Millionen Euro) aus | |
Saudi-Arabien erhalten zu haben, sowohl von Kronprinz Mohammed bin Salman | |
als auch zuvor von dem 2015 verstorbenen König Abdullah. | |
Laut Ermittlern habe al-Bashir bei Verhören zugegeben, dass das von | |
Saudi-Arabien erhaltene Geld nicht Teil des Staatsbudgets gewesen sei, | |
sondern ihm zur eigenen Verfügung gegeben wurde. Angeblich kann er sich | |
aber nicht erinnern, wie er das Geld ausgegeben habe, noch habe er | |
irgendwelche Vorgänge dokumentiert. | |
Zu Beginn des Prozesses am Montag wurde der [2][im April gestürzte | |
Diktator] nach Namen und Wohnort gefragt. Al-Bashir lachte und erklärte: | |
„Zuvor im Flughafendistrikt im Armeehauptquartier, heute im | |
Kobar-Gefängnis“ – dort, wo er einst Tausende Oppositionelle gefangen | |
halten ließ. | |
## Eine Probe für das Justizwesen | |
Sein aus über 100 Anwälten bestehendes Verteidigungsteam wird nun | |
versuchen, die Anklage für nichtig zu erklären. „Es gibt keinerlei Hinweise | |
bisher, dass es sich um verbotenen Reichtum handelt. Ausländische Währung | |
zu besitzen, ist kein Verbrechen“, sagte Ahmad Ibrahim al-Tahrir, einer der | |
Verteidiger. | |
Viele Sudanesen sind froh, den Langzeitdiktator vor Gericht zu sehen, auch | |
wenn viele über die schwache Anklage enttäuscht sind. Allerdings soll die | |
Staatsanwaltschaft bereits andere Anklagepunkte vorbereiten. Dabei soll es | |
um Geldwäsche, Terrorfinanzierung sowie um Befehle al-Bashirs gehen, | |
[3][die zum Tod von Demonstranten führten]. Zudem besteht gegen al-Bashir | |
ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag. Im | |
Zusammenhang mit dem [4][Darfur-Konflikt] werden ihm unter anderem | |
Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord vorgeworfen. In dem | |
Konflikt kamen schätzungsweise 300.000 Menschen ums Leben, 2,7 Millionen | |
wurden zur Flucht gezwungen. | |
Viele oppositionelle Sudanesen hätten al-Bashir lieber vor einem | |
internationalen Gericht gesehen, weil sie ihrem eigenen Justizwesen noch | |
nicht trauen. Der Fall ist ein erster großer Test, ob die sudanesischen | |
Gerichte tatsächlich das alte Regime zur Rechenschaft ziehen können. Der | |
nächste Verhandlungstag ist für kommenden Samstag angesetzt. | |
Während al-Bashir der Prozess gemacht wird, versucht das Land, sich | |
politisch neu aufzustellen. Am vergangenen Samstag hatten der nach | |
al-Bashirs Sturz eingesetzte [5][Militärrat und die Opposition ein Abkommen | |
unterzeichnet], laut dem der Militärrat von einem aus Zivilisten und | |
Militärs zusammengesetzten Übergangsrat ersetzt wird. Dieser soll den Weg | |
bereiten für Wahlen nach drei Jahren. Eigentlich hätten die Mitglieder des | |
Rats schon eingeschworen werden sollen, aber bis jetzt haben sich beide | |
Parteien nicht über die genaue Zusammensetzung geeinigt. | |
20 Aug 2019 | |
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## AUTOREN | |
Karim El-Gawhary | |
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