# taz.de -- Krieg in Sudan: Weiter Kämpfe trotz Feuerpause | |
> Die Waffenruhe in Sudan bleibt brüchig, auch am Samstag kam es zu | |
> Gefechten. Im Land sind nach Evakuierungen nur noch wenige Deutsche. | |
Bild: Der Krieg in Sudan sorgt für Verwüstung und Zerstörung | |
KHARTUM dpa/rtr | Nach der Evakuierung von Hunderten Menschen aus dem Sudan | |
durch die Bundeswehr ist nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock | |
nur noch „eine sehr, sehr geringe Zahl“ an Deutschen in der sudanesischen | |
Hauptstadt Khartum. Für diese bestehe die Chance, noch von anderen Nationen | |
ausgeflogen zu werden, sollten sie das Land verlassen wollen, sagte die | |
Grünen-Politikerin am Freitag in Wunstorf bei Hannover. Dort hatten | |
Baerbock und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) die knapp 400 | |
Mitglieder der Bundeswehr nach ihrem Rettungseinsatz in Empfang genommen. | |
Im Krisenland Sudan gab es trotz einer neuen Waffenruhe auch am Freitag | |
wieder Kämpfe. Augenzeugen berichteten, dass vor allem die Hauptstadt | |
Khartum erneut unter schwerem Beschuss stand. Zuvor war in der Nacht zum | |
Freitag eine zweite, 72 Stunden lange Feuerpause in Kraft getreten. | |
Auch am Samstag wurde die am Donnerstag um drei Tage verlängerte Feuerpause | |
nicht eingehalten. Am Morgen waren in Khartum Luftangriffe, | |
Flugabwehrwaffen und Artillerie zu hören. Über Teilen der Hauptstadt stieg | |
dunkler Rauch auf. Damit gehen die Kämpfe zwischen der Armee und der | |
paramilitärischen Miliz Rapid Support Forces (RSF) in die dritte Woche. | |
[1][In Sudan kämpfen das Militär und die paramilitärischen Rapid] Support | |
Forces (RSF) seit dem 15. April um die Macht. Vertreter beider Gruppen | |
hatten die Führung des nordostafrikanischen Landes mit rund 46 Millionen | |
Einwohnern durch zwei gemeinsame Militärcoups 2019 und 2021 übernommen. | |
RSF-Anführer Mohammed Hamdan Daglo sagte der BBC, dass er nicht verhandeln | |
werde, solange die Kämpfe nicht beendet seien. Seine Kämpfer würden seit | |
der Verlängerung des dreitägigen Waffenstillstands „unerbittlich“ | |
bombardiert. „Wir wollen den Sudan nicht zerstören.“ Er sei offen für | |
Gespräche, aber die Bedingung sei, dass der Waffenstillstand halte. „Stellt | |
die Feindseligkeiten ein. Danach können wir Verhandlungen führen.“ | |
Insgesamt kamen bei den Gefechten in Sudan nach Angaben der | |
Weltgesundheitsorganisation (WHO) bisher mindestens 512 Menschen ums Leben, | |
fast 4200 wurden verletzt. Die wahre Zahl der Opfer dürfte aber deutlich | |
höher liegen. | |
## Mehr als 75.000 Menschen vertrieben | |
Das UN-Nothilfebüro Ocha teilte am Freitag mit, mehr als 75.000 Menschen | |
seien in Sudan vertrieben worden und es werde erwartet, dass diese Zahl in | |
den kommenden Tagen noch steigen werde. 61 Prozent der | |
Gesundheitseinrichtungen in Khartum seien geschlossen und nur 16 Prozent | |
arbeiteten wie gewohnt, sodass Millionen Menschen keinen Zugang zur | |
medizinischen Versorgung hätten. In den am stärksten betroffenen | |
städtischen Zentren, vor allem in Khartum, würden Wasser, Lebensmittel, | |
Treibstoff und andere wichtige Güter knapp. Die Kosten für den Transport | |
aus den vom Konflikt betroffenen Gebieten seien exponentiell gestiegen. | |
Telekommunikation und Internet seien beeinträchtigt. | |
Am Donnerstagabend war eine erste 72 Stunden lange Waffenruhe ausgelaufen. | |
Auch diese hielt nur sporadisch. Trotzdem konnten in dieser Zeit Tausende | |
Zivilisten in Nachbarländer fliehen. Mehrere Länder evakuierten ihre | |
Staatsangehörigen und weitere Menschen aus dem Krisenland. Am Donnerstag | |
stimmten die sudanesischen Streitkräfte und die RSF jedoch erstmals | |
Verhandlungen in Juba zu, der Hauptstadt des benachbarten Südsudan. | |
Wegen der Kämpfe hatte die Bundeswehr mehr als 700 Menschen aus dem Sudan | |
ausgeflogen, neben Deutschen auch Menschen aus anderen Ländern. Die | |
Soldatinnen und Soldaten, überwiegend Fallschirmjäger, flogen am Freitag | |
mit vier Flugzeugen vom Typ A400M von Jordanien aus nach Wunstorf bei | |
Hannover. Pistorius sagte vor der Landung, der Einsatz sei ausgezeichnet | |
gelaufen. Das zeige, „dass die Truppe da ist, wenn man sie braucht“, so der | |
SPD-Politiker. | |
Die Bundeswehr hatte von Sonntag bis Mittwoch in Zusammenarbeit mit dem | |
Auswärtigen Amt und der Bundespolizei nach eigenen Angaben mehr als 700 | |
Menschen aus mehr als 40 Nationen aus dem umkämpften Sudan ausgeflogen. | |
Darunter waren mehr als 200 Deutsche. Zeitweise waren für den | |
Evakuierungseinsatz etwa 1000 Soldaten tätig. Der Bundestag hatte dem | |
Einsatz der Bundeswehr am Mittwoch nachträglich mit einer ungewöhnlich | |
deutlichen Mehrheit zugestimmt. | |
Leutnant Konstantin Brabsche, der mit den Feldjägern für die | |
Sicherheitsschleuse am Flugplatz nahe der Hauptstadt Khartum verantwortlich | |
war, sagte nach seiner Rückkehr am Freitagabend, der Rettungseinsatz habe | |
den beteiligten Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr viel abverlangt. | |
Die Truppe habe in brütender Hitze unter improvisierten Bedingungen | |
hochkomplex und schnell arbeiten müssen. | |
29 Apr 2023 | |
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